«Rezept für eine Katastrophe»Boeing-Qualitätsmanager bekam «fast Angst vor dem Fliegen»
twei
13.5.2024
Es war «nur eine Frage der Zeit, bis etwas Schlimmes passiert»: Einst arbeitete Santiago Paredes als Qualitätsmanager eines Zulieferers von Boeing. Nun liess der Whisteblower kein gutes Haar am Flugzeugbauer.
twei
13.05.2024, 20:46
Julian Weinberger
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Boeing im Kreuzfeuer der Kritik: Nach einigen Vorfällen zuletzt goss nun ein einstiger Qualitätsmanager zusätzlich Öl ins Feuer der Diskussion um den kriselnden Flugzeugbauer.
Im Gespräch mit US-Medien berichtete Santiago Paredes von gravierenden Mängeln, die ihm und seinem Team bei der Überprüfung von Boeing-737-Maschinen untergekommen waren.
Die Erfahrungen, die Paredes machte, hätten sogar beinahe eine Flugangst bei ihm ausgelöst.
Erneute Negativschlagzeilen um Boeing: Am Auffahrtswochenende musste der kriselnde Flugzeugbauer ein ums andere Mal gravierende Zwischenfälle verzeichnen. Erst landete eine Boeing 737 der türkischen Billigairline Corendon Airlines, die in Köln gestartet war, im Badeort Antalya auf dem Fahrwerk. Derweil trugen elf Passagiere bei einem schief gegangenen Start im senegalesischen Dakar Verletzungen davon, vier davon schwere.
Die zwei Vorfälle reihen sich in eine beunruhigende Anzahl an Fehlschlägen ein. Von herausgerissenen Flugzeugteilen während des Fluges bis zu Whisteblowern, die Erschreckendes von hinter den Kulissen berichten. Boeing steckt in einer waschechten PR- und Qualitätskrise. Die jüngsten Schilderungen eines Qualitätsmanagers dürften diese noch verschärfen.
Qualitätsmanager hängte seinen Job an den Nagel
Denn was Santiago Paredes, der über zwölf Jahre für den Boeing-Zulieferer AeroSystems arbeitete, zu sagen hat, hat es in sich. Bei der Überprüfung der Boeing 737 Max habe er so viele Mängel festgestellt, dass er «fast Angst vor dem Fliegen bekam», schlug Paredes gegenüber «CBS News» Alarm. Nur «sehr selten» habe sein Team keine Mängel an einem 737-Max-Jet entdeckt, schildert er.
Es sei ein «Rezept für eine Katastrophe» gewesen und «nur eine Frage der Zeit, bis etwas Schlimmes passiert», wählte der einstige Qualitätsmanager von AeroSystems drastische Worte. Auch deswegen hängte Paredes seinen Job an den Nagel.
Whistleblower richtet schwere Vorwürfe an Boeing
Konkret wurde der Whistleblower, als er auf den Vorfall einer Boeing 737-Maschine der Alaska Airlines im Januar angesprochen wurde. Damals musste der Flieger notlanden, weil sich ein Kabinenwandteil kurz nach dem Start gelöst hatte. Grund damals: Vier Türbolzen, die das Teil hätten festmachen sollen, fehlten einfach.
«Warum ist das passiert? Weil Spirit einen Mangel übersehen hat, weil sie die Inspektoren unter Druck gesetzt haben», schätzte Paredes den Vorfall im Gespräch mit «CBSNews» ein. Seine Erfahrungen im Zuge seines Jobs hätten sogar eine Beinahe-Flugangst bei ihm ausgelöst: «Es gibt etwa zwei oder drei Maschinen, von denen man weiss, dass man nie mit ihnen fliegen möchte. Da ich weiss, was ich über die 737 weiss, fühle ich mich sehr unwohl, wenn ich in einer von ihnen fliege.»
Istanbul: Boeing 767 bremst ohne Fahrwerk
Ein FedEx-Airlines-Flugzeug bremste am Mittwoch in Istanbul unfreiwillig mit dem Bug ab. Warum genau, das blieb zunächst unklar. Nach Angaben des türkischen Verkehrsministerium gelang des den Piloten, mit der Maschine auf der Landebahn zu bleiben.