Täuschend echter Online-Shop Wie ein falscher «Mode Weber» Kunden in die Falle lockt

jke

23.9.2024

Mode Weber – im Bild das Original, nicht die Fälschung.
Mode Weber – im Bild das Original, nicht die Fälschung.
modeweber.ch (Screenshot)

Eine Website, die vorgibt, zum renommierten Ostschweizer Modehaus Mode Weber zu gehören, verkauft tatsächlich billige Ware aus China. Der Betreiber nutzt die Verwechslungsgefahr, um Kund*innen zu täuschen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Eine Webseite namens «weber-mode.ch» nutzt die Ähnlichkeit zum bekannten Ostschweizer Mode Weber, um Kund*innen in die Irre zu führen.
  • Der Luzerner Betreiber kauft Billigware über Plattformen wie Temu und verkauft diese zu deutlich höheren Preisen weiter.
  • Kund*innen klagen über schlechte Qualität und lange Lieferzeiten.
  • Die Betreiber agieren im rechtlichen Graubereich und erschweren die Durchsetzung von Ansprüchen.

Mode Weber – ein Name, der in der Ostschweiz für Qualität steht. Das Modehaus betreibt Filialen in St. Gallen, Rapperswil und Wil sowie einen Onlineshop unter «modeweber.ch». Doch wer nach dem Modegeschäft googelt, stösst seit neustem auch auf einen zweiten Shop: «weber-mode.ch».

Auf den ersten Blick wirkt der Shop seriös und bietet vermeintliche Schnäppchen an – doch dahinter verbirgt sich eine perfide Täuschung, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Ein Blick ins Impressum entlarvt die wahre Herkunft: Nicht Mode Weber steckt hinter der Seite, sondern die Firma Shoppingroom Etemi aus Willisau im Kanton Luzern.

Diese betreibt einen sogenannten Dropshipping-Shop, der Ware direkt aus China bezieht und zu deutlich höheren Preisen verkauft. Ein Poloshirt, das auf «weber-mode.ch» für knapp 45 Franken angeboten wird, kostet auf Temu nur etwa 9 Franken. Der Betreiber des Shoppingrooms profitiert also von einer saftigen Marge.

Bestellung aus China statt aus St. Gallen

«Über eine Art Schnittstelle sind die Shops direkt mit Billiganbietern wie Temu oder Shein verbunden», erklärt Marc Joss, Chef des Schweizer Kleiderhändlers Switcher. «Eigentlich bestellt die Kundin oder der Kunde dort und nicht beim Shoppingroom in Willisau.»

Auf der Website von Weber Mode wird das Unternehmen als «Fashion-Start-up aus Luzern» beschrieben.
Auf der Website von Weber Mode wird das Unternehmen als «Fashion-Start-up aus Luzern» beschrieben.
weber-mode.ch (Screenshot)

Um erfolgreich zu sein, geben die Betreiber ihren Shops Namen, die an bekannte Marken erinnern – wie im Fall des falschen «Mode Weber». So denken ahnungslose Kund*innen, sie hätten ein Schnäppchen bei einem vertrauenswürdigen Anbieter gemacht.

Beschwerden landen beim echten Mode Weber

Denn natürlich, so Joss, würde niemand ein T-Shirt kaufen, wenn der Onlineshop Shoppingroom Etemi hiesse.

«Und so denkt, vereinfacht gesagt, das Grosi aus St. Gallen, es habe ein Schnäppchen gemacht», sagt Joss. Darauf folgt die Ernüchterung: Verärgerte Kund*innen beschweren sich über die schlechte Qualität der Ware und die langen Lieferzeiten – Beschwerden, die oft beim echten Mode Weber landen.

Anfangs hätten Betroffene berichtet, dass die Ware aus China oft gar nicht zugestellt würde, mittlerweile sei das anders. Auf Plattformen wie Facebook und der Stiftung für Konsumentenschutz häufen sich zudem Warnmeldungen.

Auch Seitenbetreiber sind Risiken ausgesetzt

Doch die Hinweise für eine Bezahlung per Twint und die mutmasslich gefälschten positiven Bewertungen auf dem Kundenportal Trustpilot führten dazu, dass die Leute der gefälschten Seite vertrauen, sagt Lukas Weber, Teil der Geschäftsleitung von Mode Weber.

Mode Weber steht mit den Behörden in Kontakt, aber: «Markenrechtlich können wir fast nichts machen.» Auch mache das Unternehmen die Erfahrung, dass das Thema bei den Behörden nicht oberste Priorität habe.

Achtung, dieses Bild ist keine Werbung. Und die «Florale Sommerbluse» stammt nicht von Mode Weber, sondern von Weber Mode (oder vielleicht direkt von Shein oder Temu).
Achtung, dieses Bild ist keine Werbung. Und die «Florale Sommerbluse» stammt nicht von Mode Weber, sondern von Weber Mode (oder vielleicht direkt von Shein oder Temu).
weber-mode.ch (Screenshot)

Die Shops bewegen sich geschickt im rechtlichen Graubereich und erschweren es dem Modehaus, wirksam gegen sie vorzugehen. Dabei sind nicht nur Kund*innen, sondern auch die Betreiber der Seite Risiken ausgesetzt.

Endpreis muss klar ersichtlich sein

Denn als geschädigtes Unternehmen habe man durchaus Möglichkeiten, gegen solche Konkurrenten vorzugehen, erklärt Martin Steiger, Anwalt und Experte für IT-Recht, dem «Tages-Anzeiger»: «Wenn ein neuer Onlineshop beispielsweise einen Domainnamen verwendet, der mit dem eigenen verwechselbar ist, kann man ihn abmahnen, und falls dies nichts bringt, vor Gericht gehen.»

Eine wichtige Vorschrift für Schweizer Onlinehändler ist die Preisbekanntgabeverordnung. Sie stellt sicher, dass der Endpreis für Kundinnen und Kunden beim Bezahlvorgang klar ersichtlich ist.

Ausländische Händler müssen laut Staatssekretariat für Wirtschaft zudem auf Importkosten hinweisen und diese zumindest grob beziffern. Unangekündigte Gebühren für Zoll und Mehrwertsteuer sind demnach nicht erlaubt.

Webseite zeigt fiktives Team

Auch das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb spielt eine Rolle. Es greift, wenn ein Unternehmen irreführende Angaben macht, etwa wenn der Eindruck erweckt wird, der Firmensitz sei in der Schweiz oder der Versand erfolge von dort, obwohl das nicht der Fall ist.

Es gibt Anzeichen dafür, dass der Betreiber des Shoppingroom Etemi aus Willisau LU auch weitere Shops wie «berger-luzern.ch» betreibt. Im Impressum wird zwar nicht der wahre Inhaber genannt, doch die angebotenen Produkte sind nahezu identisch.

Besonders dreist: Auf der Seite wird sogar ein vermeintliches Team präsentiert, das T-Shirts mit dem Namen des Shops trägt. Eine schnelle Bildersuche zeigt jedoch, dass diese Personen auch in völlig anderen Kontexten im Netz auftauchen.

Junger Mann aus der Zentralschweiz betreibt die Firma

Aber wer steckt eigentlich hinter der Firma aus Willisau? Eingetragen ist ein junger Mann aus der Zentralschweiz. Was er zum Geschäftsmodell des falschen Mode-Weber-Shops zu sagen hat? Auf die schriftlichen und telefonischen Anfragen des «Tages-Anzeiger» hat er nicht reagiert.

Viele junge Menschen glauben, sie könnten mit Dropshipping rasch reich werden, da ein Onlineshop mit Plattformen wie Shopify und der Unterstützung von KI schnell erstellt sei.

«Rechtlich können sie aber schnell auf die Nase fallen, und das kostet dann mitunter einiges», warnt der Anwalt und IT-Recht-Experte Martin Steiger. Für Mode Weber bleibt das Problem vorerst trotzdem bestehen.