Eine Art «Business-Jesus» Zürcher Darstellerin nimmt zu Stuttgarter Skandaloper Stellung

dmu

11.10.2024

Annina Machaz (Bildmitte) spielt in «Sancta» Jesus.
Annina Machaz (Bildmitte) spielt in «Sancta» Jesus.
X/Staatsoper Stuttgart

Die Zürcherin Annina Machaz spielt im Stück «Sancta», das derzeit an der Staatsoper in Stuttgart aufgeführt wird und mediale Empörung ausgelöst hat. Nun nimmt sie Stellung.

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  • Bei der Oper «Sancta» benötigten 18 Zuschauer*innen in Stuttgart medizinische Betreuung wegen freizügiger und blutiger Szenen.
  • Die Zürcherin Annina Machaz spielt im Stück Jesus.
  • Nun hat sie sich zu den kontroversen Reaktionen geäussert.

Das Stück «Sancta» in der Stuttgarter Staatsoper hat ein grosses mediales Echo ausgelöst, nachdem 18 Zuschauer*innen wegen freizügiger und blutiger Szenen Betreuung brauchten. In drei Fällen musste zudem ein Arzt hinzugezogen werden.

Die Zürcherin Annina Machaz hat eine Hauptrolle in «Sancta» inne. Sie spielt Jesus und ist in einer Szene nackt auf der Bühne. Die öffentliche Empörung kann sie nicht nachvollziehen: «Wann immer Nacktheit gezeigt wird, geschieht das sehr überlegt», sagt Machaz zu «Blick».

Das Problem sei, dass sich Leute auf das Stück einschiessen, ohne es gesehen zu haben. Die dargestellten Szenen seien «ästhetisch, ja fast filmografisch». Nach der Vorführung sei sie von einem Priester angesprochen worden: «Er war begeistert und hat meinen Jesus sehr gelobt.»

«Ich spiele eine Art Business-Jesus»

Machaz selbst beschreibt ihre Rolle so: «Ich spiele eine Art Business-Jesus, der 24/7-Support anbietet. Ich bin für den lustigen Gegenpart dieses ernsten Stoffs zuständig.» 

Auch eine weitere Szene, in der mit einem Finger in eine Wunde gedrückt wird, bewertet die Zürcherin positiv: «Das ist ja eigentlich etwas Gutes. Das ist der Moment, da er zeigt, welche Probleme es auf der Welt gibt», sagt Machaz zu «Blick». Weil die Zuschauer*innen echtes Blut und Kunstblut nur schlecht unterscheiden können, sei diese Szene aber auch Auslöser für die Kreislaufprobleme der Leute im Saal.

Ein weiterer Grund für medizinischen Vorfälle sei laut Machaz aber auch die Tatsache, dass viele Zuschauer*innen «nicht mehr gerade 20 sind», das Stück lange dauert und die Leute zu wenig trinken. «Dann gibt es pro Vorstellung halt ein paar, die jeweils rausmüssen.»

Restlos ausverkaufte Vorstellungen

So halte sie es auch für falsch, wenn nun einzelne Szenen für die Vorfälle verantwortlich gemacht werden. «Das wird der Oper und der Arbeit, die ich in meine Rolle gesteckt habe, nicht gerecht.» Zudem verletze es sie, wenn man sie auf den Part, in dem sie nackt ist, reduziert.

«Sancta» würde nicht jedem gefallen, «und das ist auch gut so. Kunst ist ja nie richtig oder falsch und auch immer Geschmackssache». Für Machaz ist klar: Die Leute sollen erst über das Stück urteilen, wenn sie es gesehen haben. Und ihre Botschaft scheint anzukommen: Seit der regen Berichterstattung sind alle weiteren «Sancta»-Vorstellungen restlos ausverkauft.