Zweite Mutterkuh gerissen Jetzt fordern auch Naturschützer den Abschuss von Problemwölfen

uri

15.7.2022

In Graubünden haben Wölfe zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage eine Mutterkuh angegriffen. (Themenbild)
In Graubünden haben Wölfe zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage eine Mutterkuh angegriffen. (Themenbild)
Bild: Keystone

Erst kürzlich wurde am Schamserberg eine Mutterkuh von Wölfen getötet. Jetzt hat das Beverin-Rudel erneut ein Muttertier gerissen. Auch Naturschützer fordern inzwischen die Dezimierung des Problemrudels. 

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Fünf Tage nach dem Riss einer siebenjährigen Mutterkuh auf der Nurdagn am Schamserberg haben Wölfe auf der benachbarten Alp Nera erneut eine Mutterkuh angegriffen. Das Tier wurde dabei so schwer verletzt, dass «es zu einer Nottötung durch einen Tierarzt kam», wie Adrian Arquint, Vorsteher des Bündner Amts für Jagd und Fischerei, «FM1Today» bestätigte.

Der Vorfall sei demnach vom Hirt auf der Alp Nera bemerkt worden. Drei Wölfe seien noch um die verletzte Mutterkuh gestanden, sagte Arquint. Beide Fälle liegen im Streifgebiet des sogenannten Beverin-Rudels, weshalb die Experten davon ausgehen, dass sie auch für die Risse verantwortlich sind.

Verhalten des Beverin-Rudels bereitet Sorgen

Das Verhalten des Rudels bereite ihm Sorgen, erklärte Arquint erneut. Entsprechende Fälle habe man im vergangenen Jahr etwa im Kanton Waadt und auch bereits im Ausland beobachten können, «aber nicht bei uns».

Der Kanton habe Verständnis für die Sorge der Alpverantwortlichen und der Landwirte, sagte der Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli der «Südostschweiz». Man sei vor Ort und bereits daran, die weiteren Schritte zu klären. Dafür ziehe die Regierung – wie vom eidgenössischen Recht vorgesehen – das Bundesamt für Umwelt unmittelbar mit ein.

Wie Cavigelli weiter sagte, würden sich die Bündner Behörden mit aller Kraft dafür einsetzen, «das Beverin-Rudel und dessen auffällig schädliches Vatertier M92 im Rahmen der Möglichkeiten entfernen zu können.»

Naturschutzorganisationen befürworten Wolfabschuss

Auch Naturschutzorganisationen haben inzwischen die Dezimierung des Problemrudels gefordert: Die Beverin-Wölfe würden als besonders schadenstiftend in Erscheinung treten, schrieben WWF, Pro Natura und die Gruppe Wolf Schweiz in einer gemeinsamen Mitteilung vom Freitag. Es handle sich somit um eine Ausnahmesituation, die besondere Massnahmen erfordere.

Die Organisationen unterstützten deshalb ein «rasches und zielgerichtetes Handeln durch Abschüsse von Jungwölfen», hiess es weiter. Auch ein Abschuss des Leitwolfes des Beverinrudels werde befürwortet. Es sei offensichtlich, dass sich sein Verhalten nicht mehr ändern lasse. Hingegen sprechen sich die Organisationen gegen die Tötung des ganzen Rudels aus. Dies sei rechtlich nicht zulässig.

Emotionen kochen hoch

In Graubünden kochen die Emotionen bereits seit dem Riss der ersten Mutterkuh hoch. Bauern und Älpler fordern die Ausrufung eines «Wolfs-Notstandes» und die Auslöschung des fraglichen Rudels.

Am heutigen Freitag will das Bündner Amt für Jagd und Fischerei weiter informieren.