In Zürich entführtWie Márcio R. in die Hände einer Krypto-Gang geriet
toko
15.12.2023
Ein brasilianischer Unternehmer reist für ein vermeintlich gutes Geschäft in die Schweiz, wird in Zürich entführt und befreit sich auf abenteuerliche Weise. Nun berichtet er, wie er in die Hände einer Krypto-Gang geriet.
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15.12.2023, 23:55
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der brasilianische Unternehmer Márcio R. reist in der Hoffnung auf satten Gewinn in die Schweiz, ohne zu ahnen, dass er in die Hände von Krypto-Kriminellen geraten war.
Im Rahmen eines Betrugs verliert er all sein Geld, wird in Zürich entführt, nach Frankreich gebracht und dort festgehalten.
Ihm gelingt schliesslich die Flucht, indem er einen seiner Entführer überwältigt.
Sein gesamtes Geld ist weg. Aktuell laufen Ermittlungen in Spanien, Frankreich, der Schweiz und Brasilien.
Márcios Reise in die Schweiz verspricht ein gutes Geschäft – stattdessen wird sie zum Albtraum. In die Hände international agierender Krypto-Kriminellen geraten, wird er in Zürich entführt und kann sich schliesslich befreien.
Nun berichtet der 44-jährige brasilianischer Unternehmer Márcio R. dem TV-Sender R7 von seiner traumatischen Entführung.
In Zürich wartet kein Gewinn
Alles beginnt, als er im Jahr 2018 einen Anwalt und Trader kennenlernt, der ihm ein lukratives Geschäft mit angeblich Schweizer Geschäftsleuten mit Büro in São Paulo in Aussicht stellt.
Nach kleineren Beträgen fordert er schliesslich einen grösseren Teil seines Gewinns ein. Seine Kontaktperson fordert von ihm, persönlich in die Schweiz zu reisen, um sich zu identifizieren. Doch er tappt in eine Falle.
Ahnungslos fliegt am 7. November vom Flughafen Guarulhos in São Paulo nach Barcelona und von dort weiter nach Zürich. Als Márcio durch die Gepäckkontrollen will, werden ihm angebliche Fehler auf seiner Bordkarte mitgeteilt.
Gutgläubig übergibt er sie den Betrügern, die sich — offiziell gekleidet — als Mitarbeiter des Flughafens ausgeben. Die Strichcodes für die Gepäckidentifizierung sind nun in der Hand der Betrüger, seine Koffer verschwunden, als er in Zürich landet.
Als man dort sein Gepäck nicht finden kann, wendet sich Márcio nach fünf Stunden an seine Kontaktperson in der Schweiz. Kurz darauf treffen zwei Männer ein, die vorgeben, ihn in die Stadt zu bringen. Sie nehmen seine Fingerabdrücke und behalten seinen Reisepass. Erst dann wird Márcio bewusst, dass er in eine Falle geraten war.
Schliesslich bringt ihn ein schwarzer Lieferwagen mit drei Männern in ein Haus in Frankreich. Márcio glaubt, dass das Gebäude nur dazu dient, Entführte unterzubringen. Dort harrt er tagelang unter ständiger Bewachung aus, ohne ausreichende Hygiene, Nahrung und bedroht mit einem Revolver. Die drei Männer Juan, Pablo und François wechseln sich bei der Bewachung ab. Einer ist immer bei ihm. Tagsüber musste er stets auf der Terrasse, nachts im Haus bleiben .
Abenteuerliche Flucht
Am zwölften Tag aber verlassen zwei seiner Entführer das Haus, nur Pablo ist noch bei ihm. Márcio sieht seine Chance zur Flucht — und nutzt sie: Er überwältigt den einzig verbliebenen Bewacher, stösst ihn gegen die Wand und kann entkommen.
Mit letzter Kraft läuft er fast 20 Kilometer, bis er an einer Tankstelle Hilfe findet und seine Familie in Brasilien kontaktiert. In Barcelona bei Verwandten angekommen, wird er zur Polizei gebracht.
«Ich stand die ganze Zeit im Visier von Kriminellen», sagt Márcio R. dem brasilianischen Sender. Das Ziel der Bande sei wohl sein Handy gewesen — und damit der Schlüssel zu seinem Vermögen. Von «Millionen brasilianischer Reais und Euros» spricht Márcio.
Aktuell laufen Ermittlungen in Spanien, Frankreich, der Schweiz und Brasilien. Er und seine Familie mussten umziehen, befinden sich nun unter Polizeischutz.
Sein gesamtes Geld ist weg, sagt Márcio. «Aber heute bin ich nur dankbar für das Leben.»