Globaler Klimastreik So lief der weltweite Massenprotest für eine bessere Klimapolitik

dpa / SDA / tmxh

20.9.2019

Fahrraddemos, Blockaden, Sternmärsche, Kundgebungen: Viele Innenstädte waren dicht an diesem Freitag, dem Tag des globalen Klimastreiks. Auch weltweit gab es Aktionen in Tausenden Städten. Hört die Politik das Signal?

Es ist ein weltweiter Weckruf: Rund um den Globus haben am Freitag mehrere Hunderttausend Menschen für mehr Klimaschutz demonstriert, auch in der Schweiz: In Basel nahmen über tausend Menschen an den Demonstrationen zum Auftakt der Aktionswoche teil. Nach der Besammlung auf dem Barfüsserplatz zogen die Demonstrierenden friedlich durch die Innenstadt zum Theodorskirchplatz am Kleinbasler Ende des Wettsteinplatzes.

Die Klimaaktivisten der Gruppe Extinction Rebellion blockierten am Freitag in Lausanne die Brücke von Bessières. Einige von ihnen wurden von der Polizei vertrieben, kehrten aber später wieder zurück. Wie der Streik in der Schweiz und weltweit den ganzen Tag über verlief, ist in unserem Ticker nachzulesen.

Abgasfrei zum Polizeiwagen: Eine Demonstrantin wird in Lausanne weggetragen.
Abgasfrei zum Polizeiwagen: Eine Demonstrantin wird in Lausanne weggetragen.
Source: Foto: Salvatore Di Nolfi/Keystone

Dem Aufruf der Jugendbewegung Fridays for Future zum globalen Streik folgten in Australien Hundertausende Menschen, wie die Veranstalter mitteilten. In der britischen Hauptstadt London nahmen nach Veranstalterangaben etwa 100'000 Menschen teil, darunter zahlreiche Kinder und Jugendliche. In Brüssel waren es 15'000 Menschen; in Paris versammelten sich rund 10'000 Demonstranten in den Strassen.

2900 Städte beteiligt

Für die internationale Streikwoche, die nun begonnen hat, hatten Aktivisten Proteste in mehr als 2900 Städten in über 160 Staaten angekündigt. Fridays for Future appellierte erstmals auch an alle Erwachsenen, sich anzuschliessen.

Die von der Schwedin Greta Thunberg angestossene Klimabewegung wird von Schülern und Studenten getragen. Sie fordern von der Politik mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderhitzung und die drohende Klimakatastrophe. Vor allem müsse gemäss dem Pariser Klimaabkommen die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit eingedämmt werden.

Greta Thunberg zeigte sich zufrieden über den Zuspruch. In Australien hätten sich 400'000 Menschen an Kundgebungen beteiligt, sagte sie am Freitag per Livestream aus New York zu Protestteilnehmern in ihrer Heimatstadt Stockholm. Unter anderem gab es auch Demonstrationen im indischen Delhi, im südafrikanischen Johannesburg, in Kampala (Uganda), Nairobi (Kenia) oder in Nigerias ölreicher Niger-Delta-Region.

Kreative Aktionen

Mit ungewöhnlichen Aktionen, pfiffigen Protestschildern und Verkleidungen beteiligten sich Demonstranten in Grossbritannien und Irland am globalen Klimastreik. «Man darf die Erderwärmung nicht ignorieren», sagte die 15-jährige Sara am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in London. «Viele denken wohl, unser Protest ist nicht so wichtig, weil wir Kinder und Jugendliche sind. Aber mir ist das sehr ernst!»

Auf Protestschildern hatten die vor allem jungen Demonstranten jeweils ihre eigene Botschaft im Kampf gegen die Erderwärmung: «Benutzt weniger Papier», hatte beispielsweise eine Jugendliche auf einem winzigen Schild geschrieben. «Du wirst an Altersschwäche sterben, aber ich am Klimawandel», stand auf einem anderen Schild.

Studenten riefen dazu auf, gemeinsam mit klingelnden Weckern die Menschen wachzurütteln. Unternehmen sollten ihren Feueralarm aktivieren. In Grossbritannien waren mehr als 200 Demonstrationen und andere Veranstaltungen organisiert worden.

In Brüssel gingen nach Angaben der Polizei 15'000 Menschen auf die Strassen. Sie zogen am Freitagnachmittag vom Nordbahnhof Richtung Europaviertel. Nach etwas mehr als einer Stunde kamen die ersten Demonstranten an der Europäischen Kommission vorbei und protestierten lautstark für mehr Klimaschutz. «Ich mag meine Pommes heiss, nicht das Klima», stand etwa auf einem der Hunderten Plakate.

Schulstreik seit letztem Sommer

Die Schwedin Thunberg, die zurzeit in den USA ist, demonstriert seit vergangenem Sommer jeden Freitag – also meistens während der Schulzeit – für mehr Klimaschutz. Ihr Schulstreik hat weltweit Menschen zu Demonstrationen inspiriert.

Vor der Aktivistin liegen eine Reihe von Klimakonferenzen, Protesten und weiteren Terminen. Der Jugend-Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York startet an diesem Samstag, ihm folgt zwei Tage später der UN-Klimagipfel mit Staats- und Regierungschefs vor der UN-Generalversammlung.

Zum globalen Klimastreik wiesen Umweltaktivisten von Scientists for Future auf wissenschaftliche Fakten zur Erderhitzung hin. So sei weltweit die Durchschnittstemperatur bereits um ein Grad gestiegen, relativ zum Zeitraum 1850 bis 1900, schrieben die Wissenschaftler auf Twitter. Und die vergangenen vier Jahre seien die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen.

Auch sei es erwiesen, dass der Mensch mit seinen Treibhausgasemissionen nahezu vollständig verantwortlich sei für dieses Temperaturplus. Schon jetzt verursache die Erderwärmung in vielen Regionen Extremwetter wie Hitzewellen, Dürren, Waldbrände und Starkregen.

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