Kampf gegen Dreck und Lärm Tempo 50 auf Pariser Ring-Autobahn verärgert Pendler

afp/tgab

1.10.2024

Schon in den 1990ern herrschte auf der Pariser Ringautobahn, kurz «périph» genannt, mehr Stau als fliessender Verkehr. (Archiv)
Schon in den 1990ern herrschte auf der Pariser Ringautobahn, kurz «périph» genannt, mehr Stau als fliessender Verkehr. (Archiv)
Bild: KEYSTONE/AP Photo/Jacques Brinon

Auf der chronisch verstopften Pariser Stadtautobahn gilt von Dienstag an Tempo 50. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo will auf diese Weise die Luftverschmutzung, die Lärmbelästigung und die Zahl der Unfälle verringern.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Höchstgeschwindigkeit auf der Pariser Stadtautobahn soll von bislang 70 auf 50 Stundenkilometer abgesenkt werden.
  • Kritik an dem Vorhaben kommt von konservativer Seite.
  • Die Massnahme sei «antisozial», weil sie vor allem Bewohner*innen der Vorstädte träfe, die nachts oder in den frühen Morgenstunden zur Arbeit führen.
  • Tagsüber liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit auf der dauerverstopften «périph» sowieso bei ca. 35 Stundenkilometern.

Die Entscheidung, die Höchstgeschwindigkeit auf der Pariser Stadtautobahn von bislang 70 auf 50 Stundenkilometer abzusenken, sorgt für heftige Kritik. Dabei hat sie in erster Linie Auswirkungen auf den nächtlichen Verkehr. Tagsüber liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit wegen der ständigen Staus bei etwa 35 Stundenkilometern.

Der Dreck und der Lärm machten den etwa 500'000 Anwohner*innen das Leben zur Hölle, betonte der Verkehrsbeauftragte der Stadt, David Belliard. «Dieses in den 1970er-Jahren entworfene Modell der Stadtautobahn ist in Zeiten des Klimawandels nicht mehr tragbar. Es macht die Menschen krank und raubt ihnen den Schlaf», sagte Belliard.

Die Verringerung der Höchstgeschwindigkeit hat jedoch heftige Kritik der konservativen Regionalpräsidentin Valérie Pécresse ausgelöst. Die Massnahme sei «antisozial», weil sie vor allem Bewohner*innen der Vorstädte träfe, die nachts oder in den frühen Morgenstunden zur Arbeit führen, betonte Pécresse. Diese würden nun bis zu zwölf Minuten Schlaf verlieren, rechnete sie vor. Die Region fordert stattdessen einen lärmmindernden Strassenbelag, der jedoch regelmässig erneuert werden müsste.

Eine Fahrspur für Busse, Taxis und Fahrgemeinschaften

Das Verkehrsministerium und die Pariser Bürgermeisterin einigten sich auf eine «dauerhafte und unabhängige Analyse» der Auswirkung des Tempolimits. Falls diese negativ ausfalle, behalte sich das Ministerium vor, das Recht so zu ändern, dass die Bürgermeisterin künftig nicht allein über die Stadtautobahn bestimmen könne, hiess es anschliessend.

Hidalgo will die Erfahrungen der Olympischen Spiele nutzen, um den Autoverkehr in Paris weiter einzuschränken. Dazu zählt auch die Reservierung einer Fahrspur der Stadtautobahn für Busse, Taxis und Fahrgemeinschaften.

Die 35 Kilometer lange Pariser Ringautobahn ist eine der am meisten befahrenen Strassen Europas. Sie wird zum grössten Teil von Bewohner*innen der Pariser Vorstädte genutzt, die teilweise nur schlecht an öffentliche Verkehrsmittel angebunden sind. Im Schnitt verkehren etwa 1,2 Millionen Fahrzeuge auf dem «périph». Etwa 80 Prozent davon befördern jeweils nur eine einzelne Person.

Während der Olympischen Spiele war eine Fahrspur für Teilnehmende, Rettungskräfte und Organisierende reserviert gewesen.