Immer wieder stürzen Teile auf die ErdeSo viel Weltraum-Schrott kreist über unseren Köpfen
alu
30.8.2024
Am Dienstagabend ist ein Starlink-Satellit über der Schweiz verglüht. Satelliten sind bei weitem nicht der einzige Weltraumschrott, der Gefahren für die Erde darstellt.
alu
30.08.2024, 04:30
Andreas Lunghi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Am Dienstagabend ist ein Starlink-Statellit über der Schweiz verglüht.
Im Weltall fliegt viel Weltraumschrott herum – insgesamt rund 12'900 Tonnen.
Die ESA-Mission ClearSpace-1 soll ab 2028 kleine Trümmerteile einfangen und das All säubern.
Am Dienstagabend um 21.30 Uhr war über der Schweiz ein Lichtschweif zu sehen. Das Spektakel hätte auch gefährlich sein können. Denn es handelte sich nicht um eine Sternschnuppe, sondern um einen Starlink-Satelliten, der in die Erdatmosphäre eintrat und verglühte.
Starlink-Satelliten gehören zum Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk. Sie sollen schnelles Internet überall verfügbar machen und fliegen in rund 500 Kilometern Höhe. SpaceX ist der mit Abstand grösste Betreiber mit inzwischen mehr als 5000 Starlink-Satelliten im Erdorbit.
Die Starlink-Satelliten sind immer wieder über der Schweiz zu sehen. Meist ziehen sie als sich schnell bewegende Lichterkette über den Himmel. Weil die Satelliten so tief fliegen, sind sie jeweils besonders hell zu sehen.
Doch im All wimmelt es nicht nur von Satelliten von Elon Musk. Seit 1957, dem Beginn des Weltraumzeitalters, wurden fast 6'800 Raketen in den Weltraum geschossen. Diese haben rund 19'000 Satelliten im Orbit platziert.
Gemäss der Europäischen Weltraumorganisation ESA befinden sich heute noch rund 13'000 Satelliten im Orbit, etwas mehr als 10'000 davon sind weiterhin in Betrieb. Diese fliegen in unterschiedlichen Höhen rund um die Erde und dienen zum Beispiel für die Navigation, Wettervorhersagen oder Telekommunikation.
Innerhalb von 2000 Kilometer von der Erdoberfläche, im sogenannten Low Earth Orbit (LEO), befinden sich etwa die Internationale Raumstation (ISS) und die Satelliten von SpaceX. Im LEO befinden sich ausserdem Kommunikations- oder Erdbeobachtungssatelliten.
Im Medium Earth Orbit (MEO) befinden sich zwischen 2000 und 36'000 Kilometer Höhe Navigationssatelliten, die für GPS-Systeme genutzt werden.
Die Erdumlaufbahn in der Höhe von knapp 36'000 Kilometer wird als Geostationary Earth Orbit (GEO) bezeichnet. Im GEO befinden sich Satelliten, die der Erdrotation folgen und sich somit über demselben Punkt der Erdoberfläche bewegen, dem Äquator. In dieser Erdumlaufbahn befinden sich vor allem Kommunikations- und Wettersatelliten.
All ist voller Weltraummüll
Neben den Satelliten fliegen im Weltraum noch andere Objekte herum. Das sind oft Trümmerteile von grösseren Objekten. 36'000 von diesen Stücken werden verfolgt, die ESA schätzt die Anzahl Trümmerteile grösser als 10 Zentimeter aber auf rund 40'500.
Dazu sollen noch 1'100'000 Teile in einer Grösse zwischen 1 und 10 Zentimeter im Orbit sein und 130 Millionen Teile, die kleiner als 1 Zentimeter sind. Insgesamt sollen sich im Orbit mehr als 12'900 Tonnen Material befinden.
Objekte können zur Erde fallen
Dass Trümmerteile auf die Erde stürzen, kommt immer wieder vor. Wenn sie bei Eintritt in die Erdatmosphäre nicht vollständig verglühen, landen sie allerdings oft im Ozean. Personen sind durch Objekte aus dem All noch nie zu Schaden gekommen.
Auch Satellite können auf die Erde fallen. Das ist im Februar dieses Jahres mit dem ESA-Satelliten «ERS-2» passiert. Der Satellit trat unkontrolliert in die Atmosphäre ein und verglühte über dem Pazifik.
Wie Weltraummüll entsteht – und beseitigt werden soll
Wie entsteht Weltraumschrott? Die Objekte im Orbit kollidieren miteinander und durch die Kollision entstehen viele Fragmente. So soll es bereits zu mehr als 650 Kollisionen gekommen sein – und diese Zahl dürfte in den nächsten Jahren weiter steigen.
«Die Trümmermenge wächst jedes Jahr gewaltig», sagte ESA-Wissenschaftler Holger Krag bereits im Jahr 2020 in einer Medienmitteilung. Mit der steigenden Zahl von Raumfahrtmissionen und Tausenden von Minisatelliten, die im erdnahen Orbit platziert werden, steigt die Gefahr von Kollisionen und Trümmerbildung.
Mit der ESA-Mission «ClearSpace-1» soll der Weltraummüll reduziert werden. Mit Bild- und Bewegungserkennung soll das Objekt kleine Trümmerteile erkennen und einfangen. Die Mission soll unter der Leitung des Schweizer Unternehmens ClearSpace 2028 gestartet werden.
Die Europäische Weltraumorganisation hat 2023 mit dem Satelliten Aeolus einen Versuch erfolgreich absolviert, den Satelliten halb-kontrolliert über dem Atlantik abstürzen zu lassen, wie die NZZ berichtete. Solche Satelliten sollen auch in Zukunft entwickelt werden, um künftige Missionen nachhaltig zu gestalten.
Videos aus dem Ressort
Bruchlandung am Strand: Gyrokopter stürzt ab und verfehlt nur knapp die Badegäste
In Marina di Minturno, einem Strand zwischen Rom und Neapel, kommt es zu einem heiklen Zwischenfall. Ein Gyrokopter verliert an Höhe und muss am Strand notwassern. Die Badegäste filmen den Absturz.