Satellit verglühtWar Feuerball über der Schweiz gefährlicher als gedacht?
Dominik Müller
28.8.2024
Im All wimmelt es nur so von Weltraummüll. Am Dienstagabend verglüht ein Starlink-Satellit von Elon Musk über der Schweiz. Solche Wiedereintritte in die Erdatmosphäre sind nicht unproblematisch.
Dominik Müller
28.08.2024, 11:08
Dominik Müller
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Nachdem am Dienstagabend ein Lichtschweif am Nachthimmel zahlreiche Spekulationen auslöst, wird am Mittwoch klar: Ein Starlink-Satellit ist über der Schweiz verglüht.
Im All fliegen Millionen Trümmerteile als Weltraumschrott um die Erde.
Das stellt vor allem für die Raumfahrt eine potenzielle Gefahr dar.
Am Dienstagabend rätselt die Schweiz über einen Feuerball am Nachthimmel. Mittlerweile ist klar: Grund für das schnell ziehende, mysteriöse und stark leuchtende Himmelsspektakel war ein Starlink-Satellit, der über der Schweiz in die Erdatmosphäre eintrat und verglühte.
Starlink-Satelliten gehören zum Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk. Sie sollen schnelles Internet überall verfügbar machen und fliegen in rund 500 Kilometern Höhe. SpaceX ist der mit Abstand grösste Betreiber mit inzwischen mehr als 5000 Starlink-Satelliten im Erdorbit, etwa 42'000 sollen es insgesamt werden.
Auch für Beobachter in den USA stellt die Lichtershow ein besonderes Ereignis dar. In den sozialen Medien werden zahlreiche Videos geteilt.
Light Show Over Europe: Wow! What look like a meteorite breaking up over Europe was actually a SpaceX Starlink satellite 2382 reentering the Earth’s Atmosphere over France, Switzerland and N Italy. It was also also seen from Germany (1929 UTC Aug 27) pic.twitter.com/LLeQObZp5B
Die Starlink-Satelliten sind immer wieder über der Schweiz zu sehen. Meist ziehen sie als sich schnell bewegende Lichterkette über den Himmel. Weil die Satelliten so tief fliegen, sind sie jeweils besonders hell zu sehen. Zum ersten Mal flog Starlink im Jahr 2020 über die Schweiz.
Ausgefallene Satelliten oder anderer Weltraumschrott in einer Höhe unter 600 Kilometern fallen nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa innerhalb weniger Jahre wieder auf die Erde zurück. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühen sie meistens. Derzeit fliegen Millionen Trümmerteile als Weltraumschrott um die Erde. Ausserdem kreisen nach Angaben der europäischen Weltraumbehörde Esa mehr als 12'500 Satelliten um den Planeten – viele davon sind nicht mehr funktionstüchtig.
Chinese astronauts take a walk to fix damaged solar panel on Tiangong space station pic.twitter.com/JdxVL67hOu
SpaceX zufolge stellen abgestürzte Satelliten keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit dar. Anders sieht es bei der Raumfahrt aus: Die chinesische Raumstation «Tiangong» («Himmelspalast») ist vor Monaten von Weltraumschrott getroffen worden. Auch die Internationale Raumstation ISS muss immer wieder Trümmerteilen ausweichen.
Millionen Trümmerteile – Gefahr für Menschen?
Weltraumschrott besteht allerdings nicht nur aus Satelliten. Laut Daten der Esa sind aktuell mehr als eine Million «anthropogene» Objekte – also Objekte, die von Menschenhand geschaffen wurden – mit einem Durchmesser zwischen einem und zehn Zentimetern in der Erdumlaufbahn unterwegs. Die geschätzte Zahl der noch kleineren Teilchen ist noch deutlich grösser.
Wie sieht die Gefahrenlagen auf der Erdoberfläche aus? Bis anhin ist noch kein Fall bekannt, bei dem Menschen durch abstürzende Trümmer aus dem All zu Schaden gekommen sind. Allerdings ist im März ein mehrere Kilogramm schweres Metallteil durch das Dach und zwei Stockwerke eines Wohnhauses in Naples, Florida gekracht. Verletzt wird niemand, der Sohn der Familie ist zu diesem Zeitpunkt aber nur zwei Zimmer vom Loch in der Decke entfernt. Gemäss Experten könnte das Teil von der ISS stammen.
Dass es bis anhin zu so wenigen Zwischenfällen gekommen ist, dürfte in erster Linie daran liegen, dass der Grossteil der Erdoberfläche von Meeren bedeckt ist. Bei gesteuerten Wiedereintritten wie zum Beispiel von der russischen Mir-Station im Jahr 2016 wählt man einen Wiedereintritts-Korridor gezielt so aus, dass er über dem Meer liegt, um das Risiko für Schäden zu minimieren.
Da sich aber auch in den kommenden Jahren die Zahl der Objekte im All laufend erhöhen wird, dürfte Weltraumschrott weiter an Bedeutung auf der geopolitischen Agenda gewinnen.