Marilyn-Monroe-Porträt von Andy Warhol New Yorks Frühjahrsauktionen verheissen Rekorde

Von Christina Horsten, dpa

8.5.2022 - 16:45

Brooke Lampley von Sotheby's neben der Skulptur «Stèle II» von Alberto Giacometti, die zur Versteigerung kommen soll.
Brooke Lampley von Sotheby's neben der Skulptur «Stèle II» von Alberto Giacometti, die zur Versteigerung kommen soll.
Bild: dpa

Die grossen New Yorker Auktionshäuser zeigen sich vor Beginn der Frühjahrsversteigerungen optimistisch. Sogar einer der höchsten Rekorde könnte fallen – dank eines sehr bekannten Bildes.

DPA, Von Christina Horsten, dpa

Starten soll alles gleich mit dem grössten Knall: Direkt zum Auftakt der diesjährigen New Yorker Frühjahrsauktionen am Montag (9. Mai) könnte ein Bild zum teuersten je versteigerten Kunstwerk aus dem 20. Jahrhundert werden.

Das 1964 entstandene «Shot Sage Blue Marilyn» – ein von US-Künstler Andy Warhol (1928-1987) angefertigtes Porträt der Schauspielerin Marilyn Monroe (1926-1962) – könnte nach Angaben des Auktionshauses Christie's um die 200 Millionen Dollar einbringen.

Eine Ikone der Pop-Art

Bei dem auf Basis von einem Foto entstandenen Werk, das die Schauspielerin vor türkis-blauem Hintergrund mit gelben Haaren, roten Lippen und türkisem Lidschatten zeigt, handele es sich um nicht weniger als «eines der grossartigsten Gemälde aller Zeiten» und «das bedeutendste Bild des 20. Jahrhunderts, das in dieser Generation versteigert wird», sagt Alex Rotter, bei Christie's zuständig für Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. «Die Marilyn von Andy Warhol ist der absolute Höhepunkt des amerikanischen Pop und das Versprechen des amerikanischen Traums und beinhaltet Optimismus, Fragilität, Ruhm und Ikonographie gleichzeitig.» 

Der Erlös soll gespendet werden

Den Rekord des Gemäldes «Salvator Mundi» von Leonardo da Vinci, das etwa aus dem frühen 16. Jahrhundert stammt und 2017 für 450,3 Millionen Dollar versteigert und damit zum teuersten je bei einer Auktion verkauften Kunstwerk geworden war, wird das Warhol-Bild wohl nicht schlagen. Wenn es aber wirklich um die 200 Millionen Dollar herum einbringt, dürfte es sich vor Pablo Picassos «Die Frauen von Algier» schieben, das 2015 für 179,4 Millionen Dollar versteigert worden war, und zum teuersten je versteigerten Kunstwerk aus dem 20. Jahrhundert werden. Alle Einnahmen aus der Versteigerung will die Stiftung Thomas und Doris Ammann in Zürich, von der dieses und viele weitere Werke im Aufgebot der Frühjahrsauktionen stammen, für wohltätige Zwecke verwenden.

Der mögliche Top-Rekord aber soll nur der Anfang sein. Rund zwei Wochen lang wollen danach die Platzhirschen Christie's und Sotheby's, aber auch kleinere Auktionshäuser, weitere Rekorde purzeln lassen.

Christie's schwärmt schon im Voraus von seiner «bisher besten Saison» und Sotheby's hat dafür unter anderem den zweiten Teil der Sammlung Macklowe im Angebot, deren erster Teil bereits bei den Herbstauktionen im vergangenen Jahr Rekorde beschert hatte – mit Werken unter anderem von Gerhard Richter, Mark Rothko, Sigmar Polke und Willem de Kooning. Daneben verspricht sich Sotheby's viel vom Bild «Femme nue couchée» des spanischen Künstlers Pablo Picasso (1881-1973) aus dem Jahr 1932, das mehr als 60 Millionen Dollar einbringen könnte, und von einem Venedig-Bild des französischen Malers Claude Monet (1840-1926), das auf um die 50 Millionen Dollar geschätzt wird.

Der Kunstmarkt boomt weiter

«Wir freuen uns auf eine weitere Milliarden-Verkaufswoche», sagte Brooke Lampley, Managerin bei Sotheby's, bei einer Vorbesichtigung des Angebots. «Es wird eine der grössten Auktionsreihen in unserer Geschichte.» Die Nachfrage bei Verkäufern und Käufern sei sehr gross. Der Durchschnitts-Schätzwert für die Kunstwerke im Angebot betrage 6,2 Millionen Dollar, 21 Werke würden auf mehr als 10 Millionen Dollar geschätzt. Bei den vergangenen Herbstversteigerungen habe das Auktionshaus mit 1,3 Milliarden Dollar einen Rekord aufgestellt – und man hoffe, den diesmal noch übertreffen zu können. Die Vorab-Schätzungen seien schon einmal die höchsten seit 2015. «Das ist ein echtes Zeichen für das anhaltende und noch zunehmende Vertrauen in den Kunstmarkt auf dem Weg aus der Pandemie heraus.»