Schotte konnte nicht bremsen «Ich wurde von meinem Elektroauto gekidnappt»

phi

7.10.2023

Brian Morrison fährt von der Arbeit nach Hause, als er feststellt, dass sich sein Elektroauto nicht mehr bremsen lässt, bis ihn die Polizei ausbremst. Glück im Unglück ist, dass der Vorfall an einem Sonntagabend stattfindet.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Brian Morrison fährt am 1. Oktober von der Arbeit nach Hause nach Glasgow, als sich sein Auto nicht mehr bremsen lässt.
  • Sein MG ZS EV beschleunigt immer wieder auf 50 km/h.
  • Der Schotte wählt den Notruf und drei Streifenwagen eilen dem 53-Jährigen zu Hilfe.
  • Ein Polizeiwagen setzt sich schliesslich vor den MG, um ihn physisch auszubremsen.
  • Der Lenker kommt mit dem Schrecken davon.

Brian Morrison ist am 1. Oktober auf dem Weg von der Arbeit nach Hause nach Glasgow. Der 53-Jährige hat ein neues Auto: Es ist kurz nach 21 Uhr, als sein MG ZS EV auf der A803 nahe Kirkintilloch eine «katastrophale Fehlfunktion» erleidet. «Ich wurde von meinem unkontrollierten Elektroauto gekidnappt», erklärt der Mann.

«Ich habe gemerkt, dass etwas nicht stimmt, als ich auf einen Kreisverkehr zufuhr und verlangsamen wollte, aber das machte [das Auto] es nicht», gibt der Schotte bei der BBC zu Protokoll. «Dann hörte ich lauten, schleifenden Krach, der nach Bremsklötzen tönte, aber weil es so ein neues Auto war, wusste ich, dass es mit denen kein Problem geben kann.»

Trotz der streikenden Bremse kann der Lenker das erste Hindernis umschiffen: «Ich habe es geschafft, den Kreisverkehr mit rund 50 km/h zu durchfahren und hatte dann eine lange Strasse vor mir. Ich bin davon ausgegangen, dass [das Auto] anhält, wenn ich nicht beschleunige. Aber das tat es nicht.»

«Es gab nichts, was ich tun konnte»

Weil Morrison körperlich beeinträchtigt ist, kommt es nicht infrage, aus dem Auto zu springen. Ausserdem macht er sich Sorgen, was passiert, wenn ein Fussgänger die Strasse quert oder er auf eine rote Ampel zusteuert. Panik steigt in dem Mann auf. «Das Auto fuhr einfach von selber weiter. Es gab nichts, was ich tun konnte.»

Hier das Bild eines anderen MG ZS EV: Warum der Wagen von Brian Morrison nicht mehr bremsen wollte, ist unklar.
Hier das Bild eines anderen MG ZS EV: Warum der Wagen von Brian Morrison nicht mehr bremsen wollte, ist unklar.
Archivbild: imago images/TT

«[50 km/h] hören sich vielleicht nicht sehr schnell an» räumt er ein, «aber wenn man keine Kontrolle über die Geschwindigkeit hat und man im Inneren komplett gefangen ist, macht einem das Angst.» Er ruft in seiner Panik zuerst seine Frau an, die den Verkehr vor ihm warnen soll. Dann wählt er den britischen Notruf.

«Als ich 999 angerufen habe, haben sie Polizei geschickt, um zu helfen, und einige Ingenieure ans Telefon geholt, die versuchen sollten, das Problem zu lösen. Sie haben gefragt, ob es ein selbstlenkendes Auto sei. Es war das erste Mal, dass [der Notruf] so einen Fall hatte, und sie wussten nicht, was sie tun sollen.»

Polizeiwagen muss E-Auto ausbremsen

Bald tauchen drei Streifenwagen vor Morrisons MG auf. «Ich war 100 Prozent aufs Lenken konzentriert, als ein Polizei-Van neben mich zieht und man mich fragte, ob ich Brian und ob ich okay sei. Ich habe bloss geschrien: ‹Bin ich nicht, ich kann nicht anhalten.›»

Morrison muss dann seine Autoschlüssel in den Van werfen, doch der Versuch, das Auto auf diesem Weg zu stoppen, scheitert. Auch das lange Drücken des Startknopfes führt nicht zum Erfolg. Stattdessen leuchten auf dem Amaturenbrett jede Menge Alarmmeldungen auf. Nun muss das Auto mit gröberen Mitteln zum Stehen gebracht werden.

«Irgendwann kam ich an einen Kreisverkehr, der das Auto auf etwa 24 km/h abgebremst hat, und der Polizei-Van wartete auf der anderen Seite. Ich fuhr in das Heck des Vans, der sich bewegte, bevor er bremste, um mich zu stoppen.»

Mechaniker «hat sowas noch nie gesehen»

Morrison kann endlich aus dem MG aussteigen, doch das Polizeiauto muss bleiben, wo es ist – weil sich der Elektrowagen weiter beschleunigt. Es dauert geschlagene fünf Stunden, bis ein Experte ankommt, der ein Diagnosegerät an das Auto anschliesst. «Es gab seitenweise Fehlermeldungen», so der 53-Jährige. «[Der Mechaniker] sagte, er hat sowas noch nie gesehen und entschieden, dass er den Motor nicht wieder anstellen werde.»

Morrisons Versicherung untersucht nun den Fall. Ob er sich wieder hinter das Steuer eines E-Autos setzen wird, weiss der Schotte nicht. «Ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob ich mir wieder eins hole. Ich konnte mich nicht einmal durchringen, das Auto meiner Frau zu fahren. Es war eine schreckliche Erfahrung.»

Glück hatte der Mann, dass das Ganze an einem Sonntagabend passiert ist: Am Montagmorgen wäre der Vorfall sicher nicht so glimpflich ausgegangen. Der Hersteller MG hat sich auf Nachfrage von Euronews noch nicht zur Causa geäussert.