Noch mit VerbrennerUmweltminister Rösti steigt doch auf Elektroauto um
Von Andreas Fischer, Anna Kappeler und Fabienne Berner
16.1.2023
Albert Rösti über E-Mobilität und E-Autos
Noch im Sommer 2022 fuhr Albert Rösti ohne schlechtes Gewissen Verbrenner, stand dem Trend Elektroauto aber durchaus aufgeschlossen gegenüber. Jetzt ist der SVP-Politiker Umweltminister und bekommt eine vollelektrische Dienstlimousine.
16.01.2023
Neu-Bundesrat Albert Rösti hat das Dienstfahrzeug seiner Vorgängerin nicht übernommen. Der Umweltminister fährt statt Elektroauto eine Limousine mit Verbrennungsmotor. Aber nicht mehr lange.
Von Andreas Fischer, Anna Kappeler und Fabienne Berner
16.01.2023, 16:00
16.01.2023, 18:19
Von Andreas Fischer, Anna Kappeler und Fabienne Berner
Ein vom EU-Parlament geplantes Verbot für Verbrennermotoren gab im Sommer 2022 auch in Bern zu reden. Der damalige Nationalrat und Präsident von «Auto Schweiz» Albert Rösti (SVP) äusserte sich dazu gegenüber «blue News». Er verriet unter anderem, dass er ohne schlechtes Gewissen Verbrenner fahre, aber sich dem Trend anpassen – und zumindest ein Hybridauto fahren würde. Nachzusehen ist das alles im Video oben.
Ein halbes Jahr später ist Rösti Bundesrat. Als Nachfolger von Simonetta Sommaruga steht er seit dem 1. Januar dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) vor.
Als Umweltminister allerdings folgt Albert Rösti dem Trend zur E-Mobilität zurzeit mitnichten. Statt des rein elektrischen Dienstfahrzeugs seiner Vorgängerin, einem VW ID.3 Pro Elektro, lässt er sich in einer Mercedes-Limousine chauffieren, wie die «SonntagsZeitung» berichtet.
Rösti ist damit nicht allein. Fast alle Bundesräte fahren Verbrenner und nutzen als ziemliche Dreckschleudern geltende Limousinen des deutschen Herstellers. Lediglich Aussenminister Ignazio Cassis schert bislang aus und ist mit einem Plug-in-Hybrid von BMW zumindest teilelektrisch unterwegs.
Elektroauto ist bereits bestellt
Auf Nachfrage von blue News widerspricht das UVEK der Darstellung der «SonntagsZeitung», zumindest in der dort publizierten Vereinfachung: «Bundesrat Rösti benutzt derzeit ein Repräsentationsfahrzeug aus dem Fahrzeugpool des Bundes. Dieses wurde ihm im Dezember ab der Wahl in den Bundesrat zur Verfügung gestellt. Also zu einem Zeitpunkt, als die damalige Bundesrätin Sommaruga noch ihr Repräsentationsfahrzeug benutzte.»
Dass Albert Rösti einen Verbrenner fährt, sei also einer zeitlichen Überschneidung geschuldet – und auch nicht von Dauer. Seit der Amtsübergabe am 1. Januar werde Sommarugas Elektroauto anderweitig im Fahrzeugpool des Bundes eingesetzt, sagt UVEK-Mediensprecherin Geraldine Eicher. Genauere Auskünfte könne sie nicht geben, da die Fahrzeugflotte von Armasuisse gemanagt werde.
Allerdings, so Eicher, werde der Umweltminister künftig als Repräsentationsfahrzeug ein Elektroauto fahren. «Das Fahrzeug ist bestellt, aber noch nicht eingetroffen. Bis es da ist, nutzt Bundesrat Rösti weiter das ihm zur Verfügung gestellte aus dem Pool.»
Bundesverwaltung will nur noch E-Autos kaufen
Dass Rösti ein elektrisches Dienstfahrzeug bestellt hat, entspricht dem Klimapaket, dass der Bundesrat 2019 für die Bundesverwaltung beschlossen hatte – mit dem Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden. Verteidigungsministerin Viola Amherd, in deren Departement, die Beschaffung der Fahrzeuge für die komplette Bundesverwaltung fällt, verfügte daraufhin, dass ab 2021 «bei einer Neuanschaffung grundsätzlich rein elektrisch betriebene Personenwagen bestellt werden».
In vollem Umfang umgesetzt, schreibt die «SonntagsZeitung», wird diese Weisung bislang aber nicht. Von 119 in den vergangenen beiden Jahren beschafften Fahrzeugen hätten nur 69 einen reinen Elektroantrieb. Allerdings gibt es auch Ausnahmeregelungen: und zwar, wenn Fahrzeuge mit Geländegängigkeit, hoher Nutz- und Anhängelast sowie Einsatzfahrzeuge beschafft werden.
Hinweis: Das UVEK beantwortete erst nach der Publikation des Artikels frühzeitig gestellte Fragen zu den Gründen, warum Albert Rösti als Umweltminister derzeit eine Verbrenner-Limousine fährt. Wir haben den Artikel entsprechend ergänzt und angepasst.
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