Unglück am Lago Maggiore Festgenommenen Seilbahnmitarbeitern drohen hohe Strafen

dpa/uri

27.5.2021

Rettungskräfte begutachten am 23. Mai 2021 die am Monte Mottarone abgestürzte Seilbahnkabine. (Archiv)
Rettungskräfte begutachten am 23. Mai 2021 die am Monte Mottarone abgestürzte Seilbahnkabine. (Archiv)
Bild: Keystone

Nach dem Seilbahnunglück am Monte Mottarone wurden drei Mitarbeiter des Bahnbetreibers Ferrovie del Mottarone festgenommen. Ihnen drohen laut der Staatsanwaltschaft nun Höchststrafen.

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Den drei nach dem Seilbahnunglück in Norditalien festgenommenen Männern drohen nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft von Verbania im Falle einer nachgewiesenen Schuld «allerhöchste» Strafen. Es bestehe auch Fluchtgefahr, heisst es in dem Haftbefehl gegen die drei, aus dem italienische Medien am Donnerstag zitierten.

Ein «gedankenloses Verhalten» habe zum Tod von 14 Menschen und zu schwersten Verletzungen eines Fünfjährigen geführt, hiess es weiter. Der Chef der Seilbahngesellschaft und zwei weitere leitende Mitarbeiter waren in der Nacht zum Mittwoch festgenommen worden.

Notbremse wohl willentlich ausser Betrieb gesetzt 

Die Seilbahn war am Pfingstsonntag auf dem Weg von Stresa am Lago Maggiore hinauf zum Monte Mottarone verunglückt. Nach bisherigem Ermittlungsstand riss kurz vor der Ankunft an der gut 1300 Meter über dem Meer gelegenen Bergstation aus bisher unbekannter Ursache das Zugseil. In dem Fall hätte eine Notbremse greifen müssen, was nicht geschah. Die Gondel raste mit hoher Geschwindigkeit in die Tiefe, überschlug sich und zerschellte schliesslich.



Nun besteht der Verdacht, dass die Notbremse mit einer als «forchetta» (Gabel) bekannten Vorrichtung ausser Kraft gesetzt worden war, weil es zuvor Unregelmässigkeiten im Lauf der Bahn gegeben habe. Ein Motiv für die Manipulation könnte laut Medien gewesen sein, dass die Betreiber nach der langen Corona-Zwangspause die Seilbahn um jeden Preis am Laufen halten wollten.

Infrastrukturminister sieht Direktor der Anlage in der Pflicht

Der Carabinieri-Kommandant Luca Geminale sagte am Donnerstag laut Nachrichtenagentur Ansa, dass der Datenschreiber der Seilbahn, die sogenannte «Schwarze Kiste», sichergestellt worden sei. Es handele sich um eine Vorrichtung, die alle technischen Aspekte wie Geschwindigkeit, Lauf und Schwanken der Gondel aufzeichne.

Im italienischen Abgeordnetenhaus äusserte sich am Donnerstag Infrastrukturminister Enrico Giovannini zu dem Unglück. Er betonte unter anderem, dass bei italienischen Seilbahnen im Falle eines Druckverlustes oder eines Risses des Zugkabels automatisch eine Notbremse greife. Der Direktor einer solchen Anlage sei für deren Sicherheit verantwortlich, sagte er.