WetterEngelberg nach schwerem Unwetter wieder erreichbar – Zahlreiche Evakuationen
wk, sda
10.7.2021 - 23:24
Heftige Niederschläge haben am späten Samstagabend die Zentralschweiz heimgesucht. In Wolfenschiessen NW kam es zu Evakuationen. Strasse und Bahnlinie zwischen Wolfenschiessen und Engelberg wurden unterbrochen.
10.07.2021, 23:24
12.07.2021, 05:40
SDA/twei
Schwere Unwetter sind in der Nacht über die Zentralschweiz gezogen. Schwer betroffen war etwa Wolfenschiessen NW, wo Bewohner evakuiert werden mussten.
Der Eltschenbach war im Bereich Parketterie in Wolfenschiessen über die Ufer getreten und deckte die Kantonsstrasse in Richtung Engelberg mit Geröll, Schutt und Kies zu, wie die Kantonspolizei Nidwalden am Sonntagmorgen mitteilte. Um 21 Uhr habe man die Kantonsstrasse zwischen Wolfenschiessen und Engelberg sowie die Kantonsstrasse zwischen Wolfenschiessen und Grafenort OW komplett schliessen müssen.
Auch die Zugverbindung ist unterbrochen, wie die Kantonspolizei Nidwalden und die SBB bestätigten. Das Trassee der Zentralbahn war unterspült worden. Die Aufräumarbeiten sind im Gang. Am Sonntagmorgen konnte die Verbindung zwischen Wolfenschiessen NW und Engelberg OW wieder aufgenommen werden. Wie der Kanton Nidwalden auf Twitter mitteilte, erfolgt die Verbindung über eine Umfahrungsstrasse. Der Verkehr werde wechselseitig geführt und sei auf Fahrzeuge bis maximal 3,5 Tonnen beschränkt.
#Hochwasser Am Sonntagmorgen, 11. Juli, ab 9.00 Uhr, besteht wieder eine Verkehrsverbindung zwischen #Wolfenschiessen und #Engelberg. Der wechselseitige #Verkehr wird hierzu über eine Umfahrungsstrasse (max. 3.5t) umgeleitet.
Voraussichtlich den ganzen Tag unterbrochen bleibt dagegen die Linie der Zentralbahn zwischen Wolfenschiessen und Engelberg, wie das Unternehmen auf seiner Webseite informierte.
«Keine Reisemöglichkeit nach Engelberg»
Die Bahnstrecke dürfte dagegen den ganzen Sonntag unterbrochen bleiben, wie es auf der Webseite der Zentralbahn zur Betriebslage hiess. Es verkehrten auch keine Ersatzbusse, weil vorerst auch die Strasse unterbrochen blieb: «Momentan gibt es keine Reisemöglichkeit nach Engelberg.»
Dutzende Personen mussten in der Nacht in Wolfenschiessen aus ihren Wohnungen in eine Zivilschutzanlage evakuiert werden. In Oberrickenbach musste auch ein Pfadilager mit 44 Personen für eine Nacht in eine Zivilschutzanlage untergebracht werden.
Engelberger Aa blieb knapp im Bett
Feuerwehr, Zivilschutz und die Polizei standen im Dauereinsatz. Die Engelberger Aa trat «glücklicherweise knapp nicht über die Ufer», wie die Kantonspolizei Nidwalden schrieb. In der Region Oberrickenbach seien noch verschiedene Wanderwege durch Erdrutsche verschüttet und nicht passierbar.
Die Strasse zwischen Wolfenschiessen und Oberrickenbach konnte laut Polizeiangaben am Sonntagmorgen um 6.30 Uhr wieder geöffnet werden. Der Zugverkehr dürfte laut SBB bis voraussichtlich gegen 12.00 Uhr am Sonntag eingeschränkt sein. Es sei mit Zugausfällen zu rechnen.
Der Pegelstand des Vierwaldstättersees ist laut Angaben der Kantonspolizei ebenfalls hoch. Die Seegemeinden beobachteten die Lage und hielten sich für geeignete Massnahmen bereit.
Zwei Dutzend Meldungen in Schwyz
Auch die Kantone Schwyz und Glarus wurden durch das heftige Gewitter mit Starkregen in Mitleidenschaft gezogen. Bei der Kantonspolizei Schwyz gingen bis Mitternacht rund zwei Dutzend Meldungen wegen Wassereinbrüchen in Häuser und überfluteten Strassen ein, wie sie am Sonntagmorgen mitteilte.
Stark getroffen wurden die Gemeinden Lauerz, Steinen und Goldau. Die Strasse zwischen Lauerz und Seewen war bis am Sonntagmorgen um 7 Uhr gesperrt. In Steinerberg wurde ein Jungwachtlager in eine Zivilschutzanlage evakuiert, wie es in der Mitteilung hiess.
Im Kanton Glarus blieb es laut Angaben der Kantonspolizei insgesamt ruhig. In einem Fall habe die Feuerwehr einen Keller auspumpen müssen.
Heikle Situation im Kanton Bern
Heikel bleibt die Situation im Kanton Bern. Die heftigen Regenfälle im Berner Oberland dürfte den bereits randvollen Thunersee weiter gefüllt haben. Am Sonntagmorgen gegen 06.30 Uhr war die Situation unverändert gegenüber Mitternacht, wie die Sprecherin von Schutz und Rettung Bern, Carina Grossenbacher, auf Anfrage sagte.
Für eine gewisse Entspannung sorgte die Tatsache, dass die technischen Probleme beim Hochwasser-Entlastungsstollen in Thun behoben werden konnten. Die Regulierung funktioniere nun wieder. Die Wassermenge in der Aare in Kubikmeter pro Sekunde sank dadurch von 410 am Nachmittag auf 380. Dieser Stand galt auch am Sonntagmorgen.
Die Schifffahrt auf dem Thunersee wurde gemäss Angaben der Bahninformation der SBB am Sonntag trotzdem wegen Hochwassers für den ganzen Tag eingestellt.
Grosse Regenmengen
Laut SRF Meteo regnete es während der Nacht auf Sonntag in vielen Regionen der Schweiz ergiebig. So betrug die Niederschlagsmenge in Gersau SZ innerhalb eines Tages 70,3 Millimeter. In Salez SG waren es 43,2 Millimeter, in Sattel SZ 42,3 Millimeter, in Bellelay im Berner Jura 41,3 Millimeter, in Engelberg OW 37,4 Millimeter und in Meiringen BE 37,0 Millimeter.
Gemäss einer Aufstellung des Wetterdienstes Meteonews sind bis Mitternacht über 7500 Blitzentladungen registriert worden, die meisten davon im Kanton St. Gallen. Die stärksten Windböen im Flachland wurden in Mühleberg-Stockeren BE (86 km/h), Visp VS (82 km/h), Schaffhausen (75 km/h) und Sitten (74 km/h) gemessen.