Spanische Dörfer leiden unter Dürre«Die Situation ist hoffnungslos»
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5.2.2024 - 00:00
Katalonien schränkt Wasserverbrauch wegen extremer Dürre ein
STORY: Extreme Dürre in Spanien und ihre Folgen. In der Region Katalonien dürfen die Menschen ihre Autos nicht mehr waschen und keine leeren Swimmingpools mehr auffüllen. Diese Beschränkungen sind Teil eines Massnahmenpakets, das die Regionalregierung am Donnerstag beschlossen hat. Bei einem Besuch nordöstlich von Barcelona zeigt sich der Wassermangel deutlich an einem Stausee. Joaquim Casali, 77-jähriger Rentner: «So haben wir es noch nie gesehen. Der Wasserstand war bereits stark gesunken. Man konnte den Glockenturm der Kirche sehen, bis hin zum Friedhof. Aber jetzt sieht man alles. Und es gibt diesen Geruch von verfaultem Schlamm. Ich weiss auch nicht, wie das wohl enden wird.» Eine Folge der Dürre ist nun auch, dass der zulässige Wasserverbrauch in Katalonien von 210 Litern pro Person und Tag auf 200 Liter reduziert wurde. Betroffen von den Massnahmen der Regierung sind rund 200 Städte, Dörfer und Gemeinden, auch die Mittelmeer-Metropole Barcelona mit ihren rund sechs Millionen Einwohnern. Laut einer Studie aus dem Jahr 2022 leidet die iberische Halbinsel unter der schlimmsten Trockenheit seit 1200 Jahren.
05.02.2024
Infolge der historischen Dürre geht vielen Ortschaften im Nordosten Spaniens das Trinkwasser aus. Ländliche Regionen trifft es besonders hart.
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05.02.2024, 00:00
05.02.2024, 09:28
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Der Nordosten Spaniens wird derzeit von einer verheerenden Dürre heimgesucht.
Die Stauseen – die sechs Millionen Menschen versorgen, unter ihnen die Einwohnerinnen und Einwohner von Barcelona, sind nur noch zu 16 Prozent gefüllt.
Kleiner Dörfer auf dem Land, die auf Brunnenwasser angewiesen sind, befinden sich jedoch schon seit Monaten im Krisenmodus.
Die Region Katalonien rief am Donnerstag wegen der anhaltenden Trockenheit den Notstand aus.
Mit grossen Plastikkannen in der Hand macht sich Joan Torrent auf den Weg in den Wald. An einer Quelle befüllt der 64-jährige Rentner die Gefässe und trägt sie zurück in sein Haus in Gualba. Das malerische Dorf in der Nähe von Barcelona leidet wie viele Orte in Spanien unter einer Rekorddürre.
Torrent füllt seine Acht-Liter-Kannen mehrmals pro Woche an der Quelle auf. Ein relativer geringer Aufwand, der aber angesichts des Klimawandels häufiger werden könnte in Spanien und den übrigen Mittelmeerstaaten. «Früher war Gualba voll mit Quellen», sagt Torrent. «Jetzt ist, glaube ich, nur noch diese übrig. Ich glaube nicht, dass uns bewusst ist, was uns allen bevorsteht. Die Menschen wollen von einem Wassermangel nichts hören.»
Die Region Katalonien im Nordosten Spaniens rief am Donnerstag wegen der anhaltenden Trockenheit den Notstand aus. Die Stauseen – die sechs Millionen Menschen versorgen, unter ihnen die Einwohnerinnen und Einwohner von Barcelona – sind nur noch zu 16 Prozent gefüllt. Das ist ein historisches Tief.
Dem am Freitag in Kraft getretenen Notstand zufolge darf jede Bürgerin und jeder Bürger nur noch 200 Liter Wasser pro Tag verbrauchen. «Wir treten in eine neue Klima-Realität ein», sagt der katalanische Regionalpräsident Pere Aragonès bei der Bekanntgabe der Massnahmen. «Es ist wahrscheinlicher, dass wir mehr Dürren sehen werden, die sowohl intensiver als auch häufiger sein werden.»
Gualba und andere Ortschaften auf dem katalanischen Land, die auf Brunnenwasser angewiesen sind, befinden sich jedoch schon seit Monaten im Krisenmodus. Die rund 1500 Einwohnerinnen und Einwohner von Gualba sind seit Dezember ohne Trinkwasser. Das Wasser des örtlichen Stausees ist aufgrund des niedrigen Pegelstands nicht mehr trinkbar und eignet sich nur noch zum Waschen und Geschirrspülen. Die meisten Menschen müssen in einen anderen Ort fahren, um Wasser in Flaschen zu kaufen. «Wir hatten immer Wasser im Überfluss», sagt der stellvertretende Bürgermeister Jordi Esmaindia. «Niemand hat sich vorstellen können, dass es uns so ergehen wird.»
Spanien erlebt seit drei Jahren Rekordtemperaturen und unterdurchschnittliche Regenmengen, was sich infolge des Klimawandels weiter verschärfen dürfte. Barcelona konnte eine Wasserknappheit bisher vermeiden, da die Stadt ihre teuren Entsalzungs- und Wasseraufbereitungssysteme ausgebaut hat. Dennoch denken die Regionalbehörden in Barcelona wie auch im andalusischen Sevilla darüber nach, Trinkwasser künftig per Schiff anliefern zu lassen.
Die katalanischen Behörden in Barcelona drohen den Kommunen mit Geldbussen, falls deren Einwohner, Bauern und Unternehmen die Wasserbeschränkungen nicht einhalten. Sie rufen zugleich zu einer Anhebung der Wassergebühren auf, um Leitungen modernisieren zu können. «Manche Gemeinden verlieren 70 bis 80 Prozent ihres Wassers durch Lecks», sagt Laura Vilagrà von der katalanischen Regierung dem Radiosender RNE. «Das ist nicht nachhaltig.»
Experten für Wassermanagement befürchten, dass es ländliche Regionen am härtesten treffen wird. Die Wassermengen für Schweine und andere Herdentiere wurden auf 50 Prozent reduziert und die für die Bewässerung von Äckern um 80 Prozent – ein schwerer Schlag für die Landwirtschaft.
Wasser kommt per Lastwagen
In den Pyrenäen gebe es Ortschaften, die monatelang mit Lastwagen mit Wasser hätten beliefert werden müssen, sagt der Sprecher der katalanischen Non-Profit-Organisation Aigua és vida (Wasser ist Leben), Dante Maschio. «Wenn die Trockenheit nicht gut gemanagt wird, kann sie zu grösserer Ungleichheit und Spannungen zwischen Städten und ländlichen Gebieten führen», warnt er.
Die Wasserversorgung durch Lkws hat einen hohen Preis. Die katalanische Regierung hat – von insgesamt 191 Millionen Euro zur Bekämpfung der Dürre – vier Millionen Euro für 213 Kommunen bereitgestellt, um den Transport mitzufinanzieren. Dennoch müssen einige Gemeinden die Hähne abdrehen. Die Ortschaft Espluga de Francolí etwa stellt das Wasser jeden Tag von 20 Uhr bis 10 Uhr ab, damit sich die Brunnen über Nacht wieder füllen können.
Die westlich von Barcelona gelegene 15'000-Einwohner-Stadt Vallirana ist seit Monaten immer wieder phasenweise auf Lkw-Lieferungen mit Wasser angewiesen. «Wir verstehen, dass es frustrierend für Bürger ist, wenn wir Probleme mit dem Wasser haben und es nicht in der nötigen Quantität und Qualität bereitstellen können», sagt Bürgermeisterin Eva Martínez. «Wir sehen, dass es nicht regnet. Die Situation ist hoffnungslos.»