Umweltkatastrophe in der OderFischsterben gibt weiter Rätsel auf
dpa
15.8.2022 - 06:41
Oder-Fischsterben: Bundesumweltministerin fordert «vollständige Aufklärung und Transparenz» von Polen
STORY: Die deutsche Bundesumweltministerin fordert von Polen eine umfassende Aufklärung der Gewässerverunreinigung in der Oder, die zu einem massiven Fischsterben geführt hat. Am Samstag machte sich Steffi Lemke in Frankfurt/Oder selbst ein Bild der Lage. Vor allem Untersuchungsdaten seien die polnischen Behörden bisher schuldig geblieben, so Lemke. «Das heisst, das, was auf Brandenburger Seite als Erstanalyse vorliegt, gibt es von der polnischen Seite bisher nicht. Ich plane gegenwärtig, einen Termin morgen Abend in Stettin mit der polnischen Kollegin gemeinsam noch mal zu machen. Hoffe dann weitere Erkenntnisse dort zu haben und erwarte natürlich von der polnischen Seite eine vollständige Aufklärung und vollständige Transparenz darüber, was passiert ist, was zu dieser Katastrophe geführt hat.» Sie wisse nicht, wann sich die Belastung der Oder so weit verdünnt haben wird, dass sie für Natur und Menschen nicht mehr gefährlich sei, sagte Lemke. Das deutsche Umweltministerium erklärte, es könne mehr als eine Ursache geben, und verwies auf niedrige Wasserstände und hohe Temperaturen aufgrund der jüngsten Hitzewellen.
14.08.2022
Anwohner, Fischer und Politiker können bisher nur fassungslos zusehen: Das Fischsterben an der Oder bleibt noch ungeklärt. Brandenburgs Ministerpräsident Woidke fährt heute ins Grenzgebiet zu Polen. Laborproben sollen die Ursache der Katastrophe klären.
15.08.2022, 06:41
15.08.2022, 11:41
dpa
Während die Ursache für das massenhafte Fischsterben in der Oder weiter rätselhaft bleibt, will sich Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) heute bei Lebus selbst ein Bild von der Situation machen. Auch dort hatten Einsatzkräfte und freiwillige Helfer am Wochenende grossen Mengen an toten Fischen aus dem Grenzfluss geborgen. Ausserdem werden in dem Bundesland weitere Labor-Ergebnisse erwartet. Geprüft wird unter anderem, ob ein erhöhter Salzgehalt im Wasser im Zusammenhang mit dem Fischsterben steht.
Bei Laboruntersuchungen von verendeten Fischen aus dem Fluss sind nach Angaben von Polens Regierung bislang keine toxischen Substanzen entdeckt worden. Die Fische seien auf Quecksilber und andere Schwermetalle untersucht worden, sagte Polens Umweltministerin Anna Moskwa am Sonntagabend in Stettin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne).
Anschliessend würden die Proben der Fische auf weitere 300 schädliche Stoffe untersucht, darunter auch auf Pestizide. Zudem sollen Fischleichen seziert und das Verhalten der Fische kurz vor ihrem Verenden untersucht werden. Festgestellt worden sei bisher ein erhöhter Sauerstoffgehalt in dem Fluss.
Deutschland und Polen wollen das Fischsterben in der Oder nach den Versäumnissen der vergangenen Tage gemeinsam aufklären. Lemke sagte, man habe bei dem Treffen lösungsorientiert diskutiert und «gute und gemeinsame Schritte» vereinbart. Dazu zählen insbesondere Verbesserungen bei den Informationsketten. Hier habe es in den vergangenen Tagen Versäumnisse gegeben. Die deutsche Seite sei zunächst durch Angler über das Fischsterben informiert worden. Lemke hatte zuvor NDR Info gesagt, die Regierung des Nachbarstaats habe eingeräumt, dass Informationen zu der Umweltkatastrophe auch innerhalb Polens nicht weitergegeben worden seien: «Uns haben diese Informationen noch viel später erreicht.»
Ziel sei nun die Schadensminimierung, die Information und der Schutz der Bevölkerung sowie die Identifizierung des Verursachers. «Es ist klar, dass wir uns einer wirklich schlimmen Umweltkatastrophe gegenübersehen», sagte die Ministerin. Die mittel- und langfristigen Auswirkungen seien noch nicht absehbar.
Das Fischsterben in der Oder beunruhigt seit Tagen die Menschen, die in Polen und Deutschland an dem Grenzfluss leben. Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben bereits Ende Juli erste Hinweise darauf bekommen, dass in dem Fluss massenweise verendete Fische treiben.
Zur Aufklärung setzte Polen eine Belohnung von mehr als 200'000 Euro aus, da auch für möglich gehalten wird, dass zum Beispiel chemische Abfälle in die Oder gekippt wurden.
Mittlerweile sind auch die Menschen an der Ostsee in Sorge. Dem Umweltministerium in Mecklenburg-Vorpommern zufolge sind bisher aber keine Fischkadaver im deutschen Teil des Stettiner Haffs entdeckt worden.
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