In den sozialen Netzwerken geht ein Begriff viral: «Talahon». Dazu sieht man junge Männer in die Luft boxen oder aggressiv in die Kamera starren. Was steckt dahinter? Und warum ist der Trend problematisch?
tgab
22.07.2024, 22:59
Gabriela Beck
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Auf Social Media manifestiert sich eine neue Jugendkultur.
Der «Talahon» hat meist Migrationshintergrund und ein abstruses Weltbild: sexistisch, patriarchisch und gewaltverherrlichend.
Der Trend polarisiert zwischen Ironie und rassistischer Deutung.
Videos von jungen Männer beim Schattenboxen oder Verteilen von Kampfsport-Kicks fluten gerade das Netz, viele von ihnen erkennbar mit Migrationshintergrund. Sie tragen Jogginghosen und Sweater von Luxusmarken. Dicke Ketten baumeln um ihren Hals, dazu – gefälschte – Gucci-Cap, so beschreibt der «Spiegel» den typischen «Talahon»-Style. Tala-was?
Wer ist ein «Talahon»?
Der Trendbegriff ist eine Wortneuschöpfung, entstanden und verbreitet in den sozialen Netzwerken, vor allem auf TikTok. Eine feste Definition gibt es nicht. Junge Männer, meist mit Migrationshintergrund, benutzen den Begriff und bezeichnen sich gegenseitig als «Talahon». In den unzähligen Videos und Memes werfen sie sich zu Rap-Musik in Gangster-Pose, häufig mit materiellen Statussymbolen und aggressiven Gesten. Die Botschaft ist klar: Mir kann keiner was. Ich bin dominant, furchtlos und stark.
Es ist nicht klar, wie der Begriff entstanden ist. Oft wird er auf den arabischen Ausdruck «taeal huna» zurückgeführt, was etwa «Komm her!» bedeutet. Der wahrscheinlichste Ursprung des Begriffs: Der Song «Ta3al Lahon » des deutschen Rappers Hassan, der im August 2022 erschienen ist. Das Stück handelt vom Leben auf der Straße, von Gewalt und Kriminalität. «Talahon, ich geb’ dir ein’n Stich, bin der Patron» ist die populärste Zeile des Songs.
Der Begriff des «Talahon» dient als Chiffre für eine gewisse Vorstellung von Jugendkultur: urban, halbstark bis kleinkriminell, fixiert auf materielle Statussymbole, überzogene Vorstellungen von Maskulinität, abstruses Frauenbild. «Bild» beschreibt das Weltbild der Männer als «mittelalterlich». Talahons seien frauenfeindlich, sexistisch, patriarchisch und gewaltverherrlichend.
Manche identifizieren sich positiv damit und posten dies auch stolz auf Social Media. Andere machen sich darüber lustig. Die meisten Beiträge spielen ironisch mit dem Stereotyp.
Problematisch wird es, wenn die Figur genutzt wird, um Stimmung gegen Jugendliche mit Migrationshintergrund zu machen, wie es in rechten Kreisen geschieht.