Ausgleich für Reisende Klimaschädliche Kreuzfahrten: CO2-Kompensation nicht mehr möglich

dpa / tmxh

9.10.2019

Die meisten Kreuzfahrtschiffe fahren mit Schweröl, dem Überrest aus den Erdölraffinerien. 
Die meisten Kreuzfahrtschiffe fahren mit Schweröl, dem Überrest aus den Erdölraffinerien. 
Source: Andrea Warnecke / dpa

Klimabewusste Urlauber können den CO2-Ausstoss ihrer Reise finanziell ausgleichen. Für Kreuzfahrten ist die Kompensation nun bei einem Anbieter nicht mehr möglich – aus einem bestimmten Grund.

Mit gutem Gewissen reisen: Urlauber können mit Hilfe von Klimaschutzorganisationen den CO2-Ausstoss ihrer Reise berechnen lassen und über die Förderung von Klimaschutzprojekten das CO2 kompensieren. Für Kreuzfahrten ist das nun jedoch nicht mehr so leicht möglich.

Der bekannte Anbieter Atmosfair teilte mit, die Kreuzfahrten aus dem Kompensationsprogramm zu streichen. Der Schritt wird damit begründet, dass die Kreuzfahrtbranche nicht genug dafür tue, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens umzusetzen. Zunächst hatten touristische Fachmedien darüber berichtet.

«Wir sind nach der Kooperation mit Aida zu der Überzeugung gekommen, dass der Eigenbeitrag der Branche nicht stimmt», sagt Dietrich Brockhagen, der Geschäftsführer von Atmosfair. Ambition und Geschwindigkeit der bislang von den Reedereien ergriffenen Massnahmen reichten für die Paris-Ziele nicht aus. Es gebe technisch reife Klimalösungen wie synthetisch erzeugtes LNG als Kraftstoff, die die Branche nicht aufgreife. «Da wirkt dann die CO2-Kompensation wie vorgeschoben», sagt Brockhagen.

Neue Kreuzfahrtschiffe aus diesem Jahr

Kreuzfahrt in der Kritik

Aida Cruises teilt auf Anfrage mit, sich zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens zu bekennen. Man investiere in Lösungen für einen emissionsneutralen Betrieb der Flotte. Das Unternehmen verweist unter anderem auf die «Aida Nova», das weltweit erste Kreuzfahrtschiff mit Flüssiggas-Antrieb (LNG). Zwei Schwesterschiffe folgen. Brockhagen argumentiert hingegen, fossiles LNG verursache nur etwa 20 Prozent weniger CO2 als Schiffsdiesel oder Schweröl.

Die Kreuzfahrt steht schon lange in der Kritik. Dabei geht es unter anderem um die Umweltfolgen der Schiffsemissionen, eine Überlastung der Häfen und Küstenstädte und schlechte Arbeitsverhältnisse. Dennoch ist die Reiseform beliebt, die Gästezahlen steigen.

Emissionen schwer zu berechnen

Wie viel CO2 und andere Klimagase der einzelne Urlauber auf einer Kreuzfahrt verursacht, ist nicht leicht zu berechnen, erklärt das Portal Cruisetricks.de. Die Reedereien Aida und Tui Cruises wiesen zwar Durchschnittswerte pro Tag und Passagier aus. Diese jedoch auf einzelne Schiffe oder Reisen herunterzurechnen, sei kaum möglich. Daher sind auch die Beträge, die Urlauber als Kompensation zahlen, je nach Anbieter und Klimarechner teils sehr unterschiedlich.

Atmosfair ist eine Klimaschutzorganisation, über die Urlauber den CO2-Ausstoss ihrer Flugreise mit einer Zahlung an Klimaschutzprojekte kompensieren können. Ein anderer Anbieter ist etwa Myclimate.

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