Schweizerinnen in Berlin «Es ist alles zerstört. Da liegen tote Fische»

DPA, uri

16.12.2022 - 14:34

Aquarium geplatzt: Grosseinsatz der Feuerwehr in Berlin

Aquarium geplatzt: Grosseinsatz der Feuerwehr in Berlin

Das Grossaquarium Sea Life in unmittelbarer Nähe zum Berliner Dom ist schwer beschädigt.

16.12.2022

Das «grösste freistehende zylindrische Aquarium der Welt» mit einer Million Liter Wasser ist in einem Berliner Hotel geborsten. Schweizer Gäste berichten von einem explosionsartigen Knall.

16 Meter hoch, 1 Million Liter Wasser, 1500 Fische: Das Grossaquarium nahe dem Berliner Dom ist eine bekannte Touristenattraktion der deutschen Hauptstadt. Jetzt ist es zerstört. Auch mehrere Hundert Gäste des Hotels Radisson Collection, in dem sich das Aquarium befand, sind betroffen.

Darunter sind auch die zwei Schweizerinnen Karin Wicki und Sandra Hoffmann. «Es ist alles zerstört im Innenraum. Da liegen tote Fische. Die ganzen Möbel sind zerstört. Die Scheiben sind zerstört. Überall Scherben», sagten die Frauen der Nachrichtenagentur dpa. Sie selbst seien gegen 9:00 Uhr am Morgen darüber informiert worden, dass sie das Hotel verlassen müssten.

Verschiedene Gäste des Hotels in Berlin-Mitte berichteten übereinstimmend von einem explosionsähnlichen Knall. Dieser sei zwischen 5:30 und 5:45 Uhr erfolgt. «Wir haben uns richtig erschrocken», sagte eine junge Frau. Es habe zunächst keine Informationen vom Hotel gegeben, schilderten mehrere Gäste übereinstimmend.

Die Rezeption sei über das Festnetz nicht erreichbar gewesen. «Nach 8 Uhr kam dann die Info, dass wir rausmüssen.» «Man hat gesehen, dass das ganze Ding auseinandergebrochen ist», sagte ein junger Hotelgast.

Grosseinsatz der Feuerwehr

Wegen der schweren Beschädigungen mussten alle Hotel-Gäste das Gebäude verlassen, wie ein Sprecher der Feuerwehr sagte. Knapp 300 Personen waren demnach betroffen.

Ob es sich bei zwei gemeldeten Verletzten um Angestellte des Hotels oder um Hotelgäste handelte, war zunächst nicht bekannt. Hinweise auf einen gezielten, gewaltsamen Anschlag gab es laut Polizei zunächst nicht. 

Zur Havarie kam es offenbar um 5:43 Uhr, als der Alarm eines automatischen Feuermelders in dem Hotel bei der Feuerwehr einging. Teile der Fassade des Hotels flogen in der Folge auf die Strasse und grosse Wassermengen strömten aus. Polizei und Feuerwehr waren seit dem Morgen mit jeweils etwa 100 Personen im Einsatz.

Ursache könnte Materialermüdung sein

Der sogenannte Aquadome war nach Angaben der Betreiber das «grösste, zylindrische, frei stehende Aquarium der Welt», eine vielen Touristen bekannte Attraktion in Berlin. Es handelte sich um einen Behälter aus Acrylglas, der 16 Meter hoch war und einen Durchmesser von 11,5 Metern hatte. Besucher konnten in einem Aufzug durch das Innere des Aquariums hindurch fahren.

Der Aquadome nach Sanierungsarbeiten im vergangenen Sommer: Es fasst rund eine Million Liter Wasser und beherbergt 1500 tropische Fische. 
Der Aquadome nach Sanierungsarbeiten im vergangenen Sommer: Es fasst rund eine Million Liter Wasser und beherbergt 1500 tropische Fische. 
Bild: Keystone

Ursache könnte eine Materialermüdung sein: «Die Ermittlungen zur Ursache sind natürlich noch nicht abgeschlossen, erste Anzeichen deuten jedoch auf eine Materialermüdung», sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger der Deutschen Presse-Agentur. Hinweise auf einen Anschlag gab es laut Polizei «im Moment überhaupt nicht», sagte ein Polizeisprecher.

Bis 2020 wurde das Aquarium saniert

Nach Angaben der Feuerwehr wurde der Riesenbehälter mit einer Million Litern Wasser sehr schnell zerstört. «Wenn das Aquarium defekt ist, dann platzt das schlagartig», sagte ein Feuerwehrsprecher. «Das ist nicht ein kleiner Riss, aus dem das Wasser austritt, sondern das komplette Aquarium ist schlagartig geplatzt.» Alle rund 1500 Fische, die dort lebten, seien nicht mehr im Wasser. Wie das Nachrichtenmagazin «Focus» erfuhr, sind wohl fast alle Tiere verendet.  

Nach Angaben der Feuerwehr lief ein grosser Teil des Wassers wohl durch die Türen im Erdgeschoss auf die Strasse und dort in die Gullys. In den Kellergeschossen habe man nicht viel Wasser gefunden. Das zerstörte Erdgeschoss wurde mit Rettungshunden nach Menschen abgesucht.

In dem Becken lebten Fische aus über 100 verschiedenen Arten. Gefüllt war das Aquarium mit einer Million Liter Salzwasser, was 1000 Kubikmeter Wasser mit einem Gewicht von 1000 Tonnen entspricht. Das Aquarium wurde angeblich bis Sommer 2020 umfassend modernisiert.

Geplatzte Aquarien gab es auch in der Vergangenheit

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey dankte den Einsatzkräften. «Schlimme Nachrichten vom geplatzten Aquarium am Berliner Dom», schrieb sie am Freitag bei Twitter. «Den Einsatzkräften danke ich für ihren Einsatz und den Verletzten wünsche ich eine schnelle Genesung.»

Auch in der Vergangenheit waren zuweilen Aquarien geplatzt – wenn auch nicht so riesige wie jetzt in Berlin. Im Dezember 2012 etwa riss das mehrere Zentimeter dicke Glas eines Open-Air-Haifischbeckens in einem Einkaufszentrum im chinesischen Shanghai. Verletzt wurden 16 Menschen.

Ursache war wohl eine Kombination aus Minustemperaturen, warmem Wasser und schwachem Material. Im Februar 1997 barst Medien zufolge ein Haifisch-Tank im Sydney Aquarium und verletzte mindestens eine Frau. Experten kritisierten, das Glas sei zu dünn gewesen.

Trümmer liegen auf der Karl-Liebknecht-Strasse vor einem Hotel, nachdem hier das Grossaquarium im Sea Life geplatzt ist. 
Trümmer liegen auf der Karl-Liebknecht-Strasse vor einem Hotel, nachdem hier das Grossaquarium im Sea Life geplatzt ist. 
Bild: Keystone

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