Chlorothalonil-Rückstände Giftstoffe im Grundwasser – welche Kantone besonders betroffen sind

gbi

28.8.2019

Blick ins Wasserreservoir Lyren in Zürich-Altstetten.
Blick ins Wasserreservoir Lyren in Zürich-Altstetten.
Archivbild: Keystone

Das Schweizer Grundwasser ist mit Rückständen des Fungizids Chlorothalonil belastet. Zürich und Bern sind einem Medienbericht zufolge besonders betroffen. Andere Kantone verweigern jede Auskunft. 

Der neueste Report des Bundesamts für Umwelt (Bafu) zur Qualität des hiesigen Grundwassers schlug vor gut zwei Wochen Wellen: An jeder zweiten Messstelle (53 Prozent) fanden sich Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden respektive deren Abbauprodukten. Am stärksten betroffen seien die grossen Landwirtschaftsgebiete im Mittelland. Welche Regionen genau, gab das Bafu jedoch nicht preis.

Der «Tages-Anzeiger» nahm den Bericht zum Anlass für eine Umfrage bei Kantonschemikern sowie allen kantonalen Umweltämtern. Im Fokus stand das umstrittene Pflanzenschutzmittel Chlorothalonil – in der EU ist es seit letztem Jahr verboten, da es als möglicherweise krebserregend gilt. In der Schweiz wird es vom Bundesamt für Landwirtschaft derzeit neu beurteilt.



Die in der Mittwochsausgabe vorgestellten Ergebnisse zeigen: Der Kanton Zürich ist besonders stark von der Problematik betroffen. Bei 49 von total 92 untersuchten Messstellen wurden Rückstände des Pestizids im Grundwasser gefunden. In 29 Fällen – also gut einem Drittel – wurde der Grenzwert sogar überschritten. Wo genau die betroffenen Messstellen liegen, wollte auch der Kanton Zürich nicht bekannt geben.

Viele Kantone mauern

Jedoch, schreibt der «Tages-Anzeiger», zeigten sich nicht alle Kantone so auskunftswillig wie Zürich: So stellten etwa der Thurgau und die Waadt sämtliche Messdaten offen, während der Aargau, Genf, Jura, Freiburg, Neuenburg und das Tessin keinerlei Angaben machen wollten. Total gaben die kantonalen Behörden Angaben zu 48 Überschreitungen des Grenzwerts bekannt.

Die Umfrage des «Tages-Anzeigers» zeigte ebenfalls, dass vor allem das Mittelland betroffen ist, während Bergkantone noch keine Grenzwert-Verletzungen registriert haben. Problematisch sei die Situation etwa in Bern und Solothurn. Im Berner Seeland, der «Gemüsekammer der Nation», wurde an gleich sieben Messstellen eine zu hohe Konzentration an Chlorothalonil-Rückständen festgestellt.



Die Messwerte sagen jedoch noch nichts über die Qualität des Trinkwassers aus, das bei Herrn und Frau Schweizer aus der Leitung fliesst. Denn werden an einer Messstelle erhöhte Werte registriert, müssen die Wasserversorger mit Massnahmen sicherstellen, dass die Schadstoffkonzentration unter den Grenzwert sinkt.

Das gelingt etwa, indem das Wasser aus verschiedenen Quellen miteinander vermischt wird. In Zürich zum Beispiel stammt das Trinkwasser nur zu rund 60 Prozent aus Grundwasservorkommen, der Rest aus dem Zürichsee. Entsprechend könne Zürcher Trinkwasser völlig bedenkenlos getrunken werden. 

Landwirte müssen umdenken

Trotzdem haben Umweltschützer naturgemäss keine Freude an den Messresultaten. Philippe Schenkel von Greenpeace warnt in der Zeitung, dass über die Langzeitfolgen von Chlorothalonil und dessen Abbaustoffen nur wenig bekannt sei. Es wäre besser, die gefährlichen Stoffe würden gar nicht erst ins Grundwasser gelangen.

In diesem Punkt sieht auch das Bafu Handlungsbedarf: Die Landwirte müssten beim Düngen auf schonendere Methoden setzen, fordert das Amt in seinem Bericht. 

Das Volk darf sich im nächsten Jahr zum Thema äussern: Dann stimmt die Schweiz über die Initiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung» ab. Diese verlangt unter anderem, dass nur noch jene Landwirtschaftsbetriebe Direktzahlungen erhalten, die keine Pestizide einsetzen und ohne prophylaktischen Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung auskommen.

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