«Professionell, perfide und dreist» Betrüger zocken Eltern mit fiesem WhatsApp-Trick ab

dmu

24.7.2024

Zwei junge Holländer mussten sich am Dienstag vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten.
Zwei junge Holländer mussten sich am Dienstag vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten.
Archivbild: Keystone

Zwei junge Holländer haben mit einer raffinierten Betrugsmasche Schweizer Eltern um viel Geld betrogen. Sie gaben sich als deren Kinder aus, erbeuteten mehrere 100’000 Franken und lebten ein Leben im Luxus.

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  • Das Bezirksgericht Zürich hat zwei junge Holländer wegen gewerbsmässigen Betrugs und Geldwäsche verurteilt.
  • Sie erbeuteten mit einer neuen Betrugsmasche mehrere 100'000 Franken.
  • Das erbeutete Geld verprassten sie in Zürich für Partys, Autos und Hotels.

Am Dienstag ist vor dem Bezirksgericht Zürich der Fall von zwei jungen Holländern verhandelt worden. Sie sollen mit einer neuen Betrugsmasche 28 Eltern um mehrere Hunderttausend Franken erleichtert haben, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Die 22-jährigen respektive 24-jährigen Männer waren zunächst im Rotterdamer Hafen tätig, bevor sie plötzlich, ohne zu arbeiten, im Luxus schwelgten und regelmässig für Partys nach Zürich reisten.

«Jeweils für einige Tage stiegen die beiden Männer im Sommer 2023 in Zürcher Luxushotels ab und genossen das hiesige Nachtleben ausschweifend», schreibt die Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift. Um den teuren Lebensstil zu finanzieren, hätte sich das Duo mit unlauteren Mitteln geholfen.

Ein Netz aus Helfern

So sollen die beiden Kontakte aus dem Zürcher Nachtleben genutzt haben, um junge Leute zu rekrutieren, die zahlreiche SIM-Karten und Bankkonten auf ihren eigenen Namen eröffneten. Für fünf SIM-Karten zahlten die beiden Holländer meist 300 Franken an die Helfer. Diese warben wiederum weitere Leute an.

Die Holländer suchten sich daraufhin mittels Filterprogramm mehrere tausend potenzielle Opfer. An diese verschickten sie von den auf andere Namen registrierten Nummern eine Nachricht: «Mami und papi, chasch die nummer speichere? Han eh neui u s schrib mir grad uf Whats App.»

Als Begründung gaben sie vor, das Handy sei verloren oder in der Waschmaschine kaputtgegangen. Kam eine Antwort, täuschten die beiden Trickbetrüger als vermeintlicher Sohn oder vermeintliche Tochter eine Notlage vor, die dringend finanzielle Hilfe benötigt. Wegen des neuen Handys sei der Zugang zum Onlinebanking gesperrt, man brauche aber dringend eine Überweisung in Höhe von 2000 bis 17'000 Franken. Man werde das Geld bald zurückzahlen.

SMS auf Schweizerdeutsch

Die Kommunikation erfolgte auf Schweizerdeutsch – eine neue Methode bei Onlinebetrügereien. Wohl auch deshalb fielen 28 Eltern auf den Schwindel rein und überwiesen mehr als 346'000 Franken auf Konten in der Schweiz und in Litauen.

Bei einigen Opfern sei das eigene Kind gemäss «Tages-Anzeiger» auf Reisen im Ausland und deshalb schwer erreichbar gewesen, bei anderen das Verhältnis zwischen Eltern und Kind angespannt und die Nachricht als Hilferuf verstanden worden. 

Die Helfer hoben das an sie überwiesene Geld jeweils ab und traten mindestens die Hälfte in bar an die beiden Holländer ab. «Welcher Anteil des Delikterlöses wirklich bei den Beschuldigten gelandet ist, liegt im Dunkeln», wird der Richter vom «Tages-Anzeiger» zitiert.

Zu Freiheitsstrafen verurteilt

Beide Angeklagten seien geständig. Sie sagten aus, sie hätten das meiste Geld in der Schweiz für Partys, Hotels und Autos ausgegeben. Einen Teil hätten auch die sieben Geschwister von einem der beiden Männer erhalten. Ein grosser Teil der Deliktsumme dürfte sich noch bei den zahlreichen Helfer*innen befinden.

Die Holländer seien laut Richter «ziemlich professionell, perfide und dreist» vorgegangen.

Das Gericht verurteilte sie wegen gewerbsmässigen Betrugs und Geldwäsche zu einer Freiheitsstrafe von 29 respektive 35 Monaten. Je sechs Monate müssen sie unbedingt im Gefängnis absitzen.

Zudem müssen die beiden Holländer für den verursachten Schaden aufkommen und dürfen die Schweiz sieben Jahre lang nicht betreten.


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