Taskforce-Chefin «Wir alle wollen so wenig Massnahmen wie möglich»

phi/lmy

26.10.2021

Swissmedic hat grünes Licht gegeben: Nun sollen auch in der Schweiz Booster-Impfungen die Immunabwehr auffrischen. Die Experten des Bundes haben erklärt, was es damit auf sich hat.

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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz wird ab November die Booster-Impfung zur Auffrischung des Impfschutzes verabreicht.
  • Vorerst sind solche Auffrischungsimpfungen erst für Personen über 65 Jahren vorgesehen. Die breite Bevölkerung brauche wohl keine dritte Impfdosis, erklärten die Behörden. 
  • Booster bei den über 65-Jährigen könnten zehn- bis zwanzigtausend Hospitalisierungen verhindern, schätzt die wissenschaftliche Taskforce des Bundes.
  • Bisher wurde Booster-Impfung nur Personen empfohlen, deren Immunsystem geschwächt ist – zum Beispiel wegen einer Transplantation.
  • Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rechnet damit, dass die Fallzahlen – und damit auch die Hospitalisationen – in nächster Zeit zunehmen dürften. Die epidemiologische Entwicklung sei nicht gut, das Impftempo zu tief. 
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  • 15.16 Uhr

    Ende der Medienkonferenz

    Wir danken Ihnen an dieser Stelle – wie immer – für die geschätzte Aufmerksamkeit.

  • 15.15 Uhr

    Wechsel bei dritter Impfung möglich

    Johnson & Johnson ist bei der Booster-Impfung bisher kein Thema, weil es erst seit Kurzem im Einsatz ist, sagt Christoph Berger. Und zur Frage, warum man gleichen Impfstoff für den Booster empfehle wie für die ersten zwei Impfungen: «Dazu gibt es Daten.» Aus vakzinologischer Sicht gäbe es zwar keine grossen Risiken, wenn man wechselt. Man könne wechseln, wenn man unbedingt wolle, wenn man das Gefühl habe, dann noch besser geschützt zu sein. Dazu habe man aber keine Daten.

  • 15.11 Uhr

    Was ist mit der Merck-Pille?

    Die Zulassung laufe seit August, sagt ein Journalist. Zum Antiviralium kann Bolte aber nichts sagen. Die Daten würden fortlaufend evaluiert.

  • 15.10 Uhr

    Auffrisch-Impfungen ab Mitte November

    «Wir gehen davon aus, dass ab Mitte November Auffrischimpfungen in den Kantonen verabreicht werden», sagt Elise de Aquino vom BAG. Die IT-Systeme sollen bis dann bereit sein.

  • 15.08 Uhr

    Booster-Potenzial

    Elise de Aquino vom BAG sagt, die Kantone entscheiden, wann die Anmeldung freigeschaltet würden. Sie ergänzt, potenziell sind alle Geimpften in der Altersklasse auch potenzielle Empfänger der Booster-Impfung.

  • 15.06 Uhr

    Personen schützen, deren Schutz nachgelassen hat

    Die Journalisten lassen nicht locker: Warum empfiehlt die Ekif die Booster-Impfung nicht für alle Personen, für die sie zugelassen ist? «Die Frage ist, wie Sie die Daten anschauen und wen Sie schützen wollen», sagt Berger. Man könne nicht für jedes Alter eine genaue Schutzabnahme berechnen. Man spreche eine sehr allgemeine Empfehlung für Gruppen aus, die gefährdet sein können.

    Auch Personen, für die die Impfung nicht empfohlen sei, könnten mit ärztlicher Begleitung eine Booster-Impfung erhalten. Man wolle mit der Empfehlung jene Personen schützen, deren Schutz möglicherweise nachgelassen habe. Die Ekif könne nicht kontrollieren oder vorschreiben, was zwischen Arzt und Patient passiere.

  • 15.03 Uhr

    Impfdurchbrüche bei «Normal-Erkrankten»

    Die Wirksamkeit der Impfung wird mit Blick auf Hospitaliserungen und Tod erhoben, erklärt Stadler. Die Daten zeigten aber nicht die normalen Erkrankungen. Mathys ergänzt, viele Geimpfte dürften sich angesteckt haben und nur leichte Symptome gehabt haben. Insofern zeige die Zahl der Impfdurchbrüche tatsächlich nicht alle Durchbrüche.

  • 15.01 Uhr

    Impfkommission und Swissmedic urteilen unterschiedlich

    Claus Bolte von Swissmedic scheine skeptisch zu sein bei der Zulassung der Booster-Impfung, meint ein Journalist – handelt es sich dabei um einen Kompromiss? «Wir tauschen uns aus», sagt Claus Bolte. Er sehe keinen Widerspruch. Man habe die Grundlagen geschaffen, sehr flexibel auf eine sich ändernde Pandemie zu reagieren. Die Impfkommission und Swissmedic hätten verschiedene Rollen, ergänzt Christoph Berger. Die Ekif beurteile nach anderen Kriterien. In anderen Ländern gäbe es auch Differenzen zwischen den verschiedenen Behörden, meldet sich Bolte nochmals zu Wort.

  • 14.58 Uhr

    Wie viele Personen soll die Impfwoche erreichen?

    «Grundsätzlich so viele wie möglich», antwortet Mathys wenig überraschend. Auf konkrete Zahlen will er sich nicht festnageln lassen, doch er betont: «Jede vollständige Impfung ist ein Schritt hin zu weniger Massnahmen.»

  • 14.56 Uhr

    Dritte Dosis nicht überschätzen

    Was könnte die Auffrischimpfung ändern? Gewisse Personengruppen sind besser geschützt vor einer schweren Erkrankung, erklärt Christoph Berger. Wenn etwas ein Gamechanger sei, dann die erste und zweite Impfung, ergänzt Patrick Mathys. Die dritte Impfung sei bei einigen Personen als Ergänzung zum persönlichen Schutz zu verstehen.

    Auch Claus Bolte bittet darum, die dritte Dosis nicht zu überschätzen. Es handle sich um den gleichen Impfstoff wie bei den ersten beiden Dosen.

  • 14.52 Uhr

    Stichwort Impfwoche

    Impfwoche und Auffrischung fallen zeitlich zusammen. Ein Zufall? Stadler sagt: erst Impfwoche, dann Auffrischung. Die Kantone bräuchten Vorbereitungszeit und zudem liege der Fokus der Impfwoche darauf, jene zu erreichen, die noch gar nicht geschützt seien.

  • 14.50 Uhr

    Gilt die Auffrischungsempfehlung für alle über 65?

    Ja, nicht nur für Risikopersonen.

  • 14.47 Uhr

    Covid-Zertifikat könnte länger gültig sein

    Was bringt die Auffrischimpfung für Covid-Zertifikat? Es gibt keine Verlängerung, antwortet Patrick Mathys.

    Also laufen die ersten Zertifikate im Januar aus, fragt eine Journalistin nach. «Wir kommen langsam ans Ende der Gültigkeitsdauer», stimmt Mathys zu. Ob man bei 12 Monaten Gültigkeitsdauer bleibe, werde sich zeigen. Die Daten zum Schutz könnten erst jetzt generiert werden. Ob es Anpassungen geben werde, werde man kommunizieren. Es gäbe aber viele Hinweise darauf, dass eine Verlängerung möglich sei.

  • 14.45 Uhr

    Warum dauerte die Zulassung so lange?

    Bolte sagt, nicht immer würden allen Behörden dieselben Daten vorliegen. Zudem handele man unabhängig und ohne Druck durch die Politik, was ein Segen für seine Kollegen und ihn seien. Die epidemiologische Lage spiele auch mit rein und der Umgang mit bekannten Risiken werde nicht zuletzt anderswo anders beurteilt als in der Schweiz. Und warum gab es keine Impfempfehlung für Heimbewohner wie in Österreich? Berger meint, Ekif und Swissmedic hätten unabhängig voneinander Empfehlungen ausgesprochen. Man sei zufrieden mit dem Vorgang.

  • 14.42 Uhr

    Niemandem die Impfung vorenthalten

    Wie kann man verhindern, dass sich jemand die dritte Impfung erschleicht? Sind Off-Label-Anwendungen möglich und was heisst das versicherungstechnisch? Die Ekif macht eine Empfehlung, erklärt Christoph Berger. Es gehe nicht darum, jemandem eine Impfung vorzuenthalten. «Im Einzelfall kann man davon abweichen.» Off-Label-Impfungen seien kein Problem, Ärzte könnten diese machen. Solange sie die Sorgfaltspflicht nicht verletzten, sei das auch versicherungstechnisch kein Problem.

  • 14.40 Uhr

    Nochmal die Drittimpfung

    Ist die dritte Impfung für über 65-Jährige angezeigt? Bolte sagt, es sei schwierig, eine Grenze zu setzen, die sich nur am Alter orientiert. «Ich sage den Kollegen immer, dass es das biologische Alter ist, das zählt.» Es gebe auch kranke 40-Jährige, aber auch junge 80-Jährige. Die Empfehlung der Drittimpfung diene als Orientierung.

  • 14.38 Uhr

    Entscheid zur Booster-Impfung vertretbar

    Beginn der Fragerunde: Die Booster-Impfung wurde trotz widersprüchlicher Daten zugelassen – ein Journalist will wissen, warum das geschehen sei. «Wir haben das mit den Zulassungsinhabern geklärt», antwortet Claus Bolte von Swissmedic. Nach Prüfung von zusätzlichen Daten und Dokumenten sei man der Meinung, dass man die Entscheidung rechtfertigen könne. Auch gäbe es immer mehr Daten zu unterschiedlichen Personengruppen.

    Die Zulassung sei ab 12, die Empfehlung ab 65, hakt der Journalist nach. Wie ist das zu verstehen? Für unter 65-Jährige mit Vorerkrankungen gäbe es keine Evidenz, dass der Impfschutz nachgelassen habe, antwortet Christoph Berger.

  • 14.32 Uhr

    Womit aufgefrischt werden soll

    Wer mit Moderna grundimmunisiert ist, kann eine halbe Moderna-Dosis zur Auffrischung bekommen, wenn die Impfung mindestens sechs Monate zurückliege. Eine Auffrischung mit einem anderen Impfstoff als dem ursprünglichen sei aber möglich. Berger betont noch einmal, der Booster unterscheide sich von der Drittimpfung, die die ersten beiden Dosen vervollständige. Und er wiederholt: «Die breite Bevölkerung braucht derzeit keine Auffrischungsimpfung.»

  • 14.30 Uhr

    Impfung im Gesundheitswesen

    Das Gesundheitspersonal sei wegen ihres Durchschnittsalters noch gut geschützt, so Berger. Es gehöre nicht zu den besonders gefährdeten Personen, weshalb eine Auffrischung hier nicht empfohlen werde. Sie könne aber nach weiterer Sichtung der Daten noch erfolgen. Intensiv- oder Pflegepersonal könne jedoch eine Auffrischung bekommen, wenn es eine Kosten-Nutzen-Abklärung mit dem Arzt erlaubt.

  • 14.27 Uhr

    Zur Auffrischung

    Christoph Berger spricht über die Auffrisch-Impfungen. «Wir gehen heute davon aus, dass ab der zweiten Novemberhälfte Auffrisch-Impfungen verabreicht werden können. Die Impfung wirkt gegen schwere Erkrankungen, Hospitalisierungen und Tod auch ohne Auffrischung auch heute noch exzellent.» Bei über 80-Jährigen lasse der Impfschutz jedoch nach und sinke bei Pfizer/Biontech-Geimpften auf rund 80 Prozent. Deshalb sollten über 65-Jährige und besonders Gefährdete ihre Impfung auffrischen. Das soll mindestens sechs Monate nach der zweiten Impfung oder Genesung erfolgen.

  • 14.24 Uhr

    Zum Impfstoff

    Personen mit Vorerkrankungen an Herz oder Lunge, aber auch Diabetiker können einen Booster bekommen – ohne Alterseinschränkung, also ab 12 Jahren, sagt Bolte. Mit Blick auf die Delta-Variante sagt er: Ein Vergleich der Zahlen aus anderen Ländern hinke wegen kultureller, aber auch politischer Faktoren. «Wir in der Schweiz können stolz darauf sein, dass hier rein wissenschaftlich und völlig unabhängig entschieden werden kann.» Zuletzt betont er, dass es keinen hundertprozentigen Impfschutz gebe – auch wenn der Schutz rund 90 Prozent betrage. Er fordert die Medien auf, zur Versachlichung der Debatte beizutragen.

  • 14.19 Uhr

    Drittimpfung vs. Booster

    Claus Bolte spricht über die Drittimpfung: Beide mRNA-Impfstoffe seien geprüft worden. «Immunsupprimierte sollen eine dritte Dosis erhalten», erklärt er. «Mit nur zwei Dosen bauen solche Patienten gar keine ausreichende Immunantwort auf. Das wissen wir es jetzt.» Andere besonders Gefährdete können ebenfalls einen Booster-Shot erhalten.

  • 14.16 Uhr

    Ansteckendere Variante

    Booster-Impfungen sollen die schwindende Abwehrkraft auffrischen. So könnten 15'000 bis 20'000 Hospitaliserungen vermieden werden, sagt Stadler. Ein Problem seien auch die neuen Varianten: AY 4.2 scheine sich schneller zu verbreiten als die Delta-Variante. Hierzulande sei sie in den letzten zwei Monaten 50-mal nachgewiesen worden.

  • 14.15 Uhr

    Virus-Zirkulation bremsen

    «Ich möchte betonen: Wir alle wollen so wenig Massnahmen wie möglich», sagt Stadler über etwaige Lockdowns oder Schliessungen. Massnahmen könnten aufgehoben werden, wenn die Virus-Zirkulation durch mehr Impfungen gebremst würde. Weil die Schutzwirkung jedoch gerade bei Älteren abnehme, müsste nachgesteuert werden.

  • 14.13 Uhr

    1,6 Millionen ohne Impfung

    Tanja Stadler ist an der Reihe. Die steigenden Fallzahlen würden zeitverzögert auch zu mehr Patienten führen. Der R-Wert liege zwischen 1,1 und 1,4 – alle zwei Wochen wird eine Verdopplung der Zahlen erwartet. «Rund 1,6 Millionen Menschen in unserem Land sind immer noch nicht immun.» Wenn das so bleibe, werde es noch Tausende Hospitalisierungen geben, warnt sie. «Unter einer hohen Welle würde unweigerlich die Qualität in der Gesundheitsversorgung leiden.» Das würden nicht nur Covid-Patienten zu spüren bekommen, sondern auch beispielsweise Freizeitsportler.

    Tanja Stadler ist Präsidentin der wissenschaftlichen Covid-Taskforce.
    Tanja Stadler ist Präsidentin der wissenschaftlichen Covid-Taskforce.
    KEYSTONE
  • 14.09 Uhr

    «Die Fallzahlen werden wieder steigen»

    «Die Trendberechnungen sprechen eine deutliche Sprache», sagt Mathys: Die Infektionen werden zunehmen. «Es ist von einem weiteren Zuwachs auszugehen.» Nur in zwei Kantonen liege der R-Wert noch unter 1. Gegen 13,3 Millionen Impfdosen seien geliefert worden, rund 75 Prozent der Bevölkerung ab 12 Jahren habe eine Dosis erhalten. «Die Fallzahlen werden wieder steigen», prognostiziert der BAG-Experte auch wegen der sinkenden Temperaturen. «Die Durchimpfungsgeschwindigkeit ist noch nicht auf einem Niveau, das rasch Linderung versprechen würde.»

    Das BAG geht von einem weiteren Zuwachs der Neuinfektionen aus.
    Das BAG geht von einem weiteren Zuwachs der Neuinfektionen aus.
    Screenshot BAG
  • 14.06 Uhr

    Lage auf Intensivstationen stagniert

    Bei den Hospitalisierungen gebe es zwischen 15 und 20 neue Patienten pro 100'000 Einwohner. Die Intensivbetten seien zu 70 Prozent ausgelastet. Die Abnahme sei nur noch leicht, warnt Mathys: «Die Belastung der Intensivstationen bleibt damit hoch. Eine rasche, deutliche Entlastung ist bei den Schwerkranken nicht zu erwarten.» Die Zahl der Todesopfer habe sich bei drei bis vier Personen eingependelt.

  • 14 Uhr

    Beginn der Medienkonferenz

    Patrick Mathys macht den Auftakt: Das epidemische Geschehen habe «wie erwartet» wieder angezogen. Der Verlangsamung der letzten Wochen folgen «seit rund zwei Wochen» wieder steigende Zahlen. Die 14-Tage-Inzidenz schwanke zwischen 70 und 700 Fälle pro 100'000 Einwohner. In der Zentral- und Ostschweiz gebe es die meisten Fälle, bei 10- bis 19-Jährigen zirkuliere das Virus derzeit am stärksten.

    Seit zwei Wochen steigen die Zahlen wieder.
    Seit zwei Wochen steigen die Zahlen wieder.
    Screenshot BAG

Wie läuft das genau mit der Booster-Impfung – und wie ist der Verlauf der Pandemie? Expertinnen und Experten des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und von Swissmedic, der zuständigen Zulassungsbehörde, geben neben weiteren Fachleuten heute ab 14 Uhr Auskunft in Bern.

Nur Stunden davor hatte Swissmedic am Dienstag die Booster-Impfung gegen Covid-19 zugelassen. Der Bund empfiehlt solche Auffrischimpfungen nur Personen über 65 Jahren. Für die breite Bevölkerung sei eine dritte Impfung derzeit nicht zugelassen und nicht empfohlen. Das teilten das BAG und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (Ekif) am Dienstag gemeinsam mit.

Die Teilnehmenden der Medienkonferenz:

  • Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit (BAG) 
  • Claus Bolte, Leiter Bereich Zulassung, Swissmedic
  • Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen (Ekif)
  • Tanja Stadler, Präsidentin, National COVID-19 Science Task Force