Mit dem Ceneri-Basistunnel ist das letzte Teilstück der Neat eröffnet worden. Hier gibt es die wichtigsten Fakten und Hintergründe zum neuen Eisenbahntunnel.
Der Festakt ist – coronabedingt – klein, die Bedeutung umso grösser: Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hat heute den Ceneri-Basistunnel feierlich eröffnet. Um 11:33 Uhr durchquerte der erste Güterzug den Tunnel von Norden nach Süden.
Damit vollendet die Schweiz nach jahrzehntelanger Bauzeit die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (Neat). Das letzte Puzzleteil des Jahrhundertprojekts ist der kürzeste, am niedrigsten gelegene und kostengünstigste Basistunnel der Neat. Was Sie sonst noch über den Ceneri-Basistunnel wissen müssen ...
Wie teuer war der Ceneri-Basistunnel?
Mit 3,6 Milliarden Franken ist der Ceneri-Basistunnel dreimal so teuer wie veranschlagt. Ursprünglich sollte der Tunnel 1,2 Milliarden Franken kosten – damals ging man allerdings noch von einer einröhrigen Bauweise aus. Zum Vergleich: Der Gotthard-Basistunnel kostete 12,2 Milliarden Franken, ist allerdings auch gegen 42 Kilometer länger. Insgesamt gab die Schweiz für die Neat 23 Milliarden Franken aus.
Wie lang ist der Ceneri?
Der Tunnel ist 15,4 Kilometer lang und verbindet Camorino bei Bellinzona mit Vezia bei Lugano. Der Ceneri ist damit der kleinste der drei Neat-Basistunnel. Der Gotthard-Basistunnel misst 57,1 Kilometer, der Lötschberg-Basistunnel kommt auf 34,6 Kilometer.
Warum wurde der Ceneri-Basistunnel überhaupt gebaut?
Als Teilstück der Neat wurde der Tunnel mit dem Ziel gebaut, den Gütertransport auf die Schiene zu verlagern. Das Schweizer Stimmvolk hatte dies Anfang der 1990er-Jahre – auch zum Schutz der Alpen – so gefordert. Das Ziel war, dass nur noch 650'000 Lastwagen pro Jahr die Schweizer Alpen durchqueren. Davon ist man immer noch weit entfernt. Im vergangenen Jahr waren von knapp 900'000 Lastwagen unterwegs, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Mit der Fertigstellung des Ceneri hat die Schweiz nun aber eine durchgehende Flachbahn durch die Alpen.
Was bedeutet das für den Güterverkehr?
Dank der drei Basistunnel ist die Steigung für die Züge geringer. Diese brauchen am Gotthard und am Ceneri keine zusätzlichen Lokomotiven mehr. Zudem sind längere Züge möglich. Das spart Geld und Zeit. Die Kosten für einen durchschnittlichen Gütertransport zwischen Nord- und Südeuropa werden gemäss Behördenangaben um rund acht Prozent sinken.
Mit der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels wird auch der internationale Vier-Meter-Korridor vollendet. So können Container, Sattelauflieger und andere Güter mit einer Höhe von vier Metern zwischen Rotterdam im Norden durchgehend per Bahn bis in die grossen Terminals in Genua transportiert werden.
Wie profitieren Reisende vom neuen Tunnel?
Die Fahrt von Zürich nach Lugano verkürzt sich um rund eine Viertelstunde auf noch knapp zwei Stunden. Die Fahrt von Zürich nach Mailand dauert noch drei Stunden 17 Minuten gegenüber bisher drei Stunden 40 Minuten.
Zudem erhält der Kanton Tessin im Dreieck Bellinzona-Locarno-Lugano eine neue S-Bahn. Die Fahrzeit zwischen Lugano und Locarno wird durch eine neue Direktverbindung 30 Minuten kürzer.
Lief beim Bau alles reibungslos?
Leider nicht. Bei den zwölf Jahre dauernden Bauarbeiten kamen 2010 und 2015 zwei Mineure ums Leben. Auch bei den Zulaufstrecken klemmt es: Während Italien im Soll liegt, hinkt Deutschland hinterher.
So müssen Teile der Strecke zwischen Karlsruhe und Basel noch von zwei auf vier Spuren ausgebaut werden. Damit ist nicht vor 2040 zu rechnen. Mittlerweile prüfen die europäischen Nachbarn alternative Zulaufrouten im Norden, die durch Frankreich führen.
Gross gefeiert werden soll der Ceneri-Basistunnel übrigens erst im Sommer 2021. Dann planen SBB und der Partner S-Bahn Ticino Volksfeste in Bellinzona, Lugano und Locarno.
Zum Schluss noch ein paar Fakten
- Baubeginn am 2. Juni 2006 mit der Grundsteinlegung am Nordportal unter Anwesenheit des Verkehrsministers Moritz Leuenberger.
- Durchschlag in der Weströhre des Ceneri-Basistunnels am 21. Januar 2016 mit grosser Präzision. Die Abweichung beträgt nur 2 Zentimeter horizontal und 1 Zentimeter vertikal.
- Offizielle Inbetriebnahme mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020. Planmässig erster Zug: 6 Uhr ab Lugano Richtung Norden.
- Maximale Geschwindigkeit für Güterzüge in Basistunnel: 160 km/h.
- Maximale Geschwindigkeit für Personenzüge in Basistunnel: 250 km/h.
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