Exklusiv, aber nicht teuerDas Rätsel um Zürichs bestgelegenes Fitnessstudio
Lea Oetiker
3.2.2025
Das Activ Fitness am Zürcher Bellevue.
zvg
Am Zürcher Bellevue trainiert man mit Blick über den Sechseläutenplatz und auf den Zürichsee. Trotz der Toplage verlangt Activ Fitness keine Premiumpreise. Wie geht das?
Die Lage ist exklusiv und gehört zu den teuersten in der Schweiz. Grosse Fensterfronten machen die Sicht frei über den Sechseläuten-Platz, rüber zum Opernhaus und hinaus auf den Zürichsee. Hier, im ersten Stock des Globus-Gebäudes, trainieren täglich dutzende Menschen in der Filiale von Activ Fitness. Schwitzen an exklusivster Lage – lohnt sich das für die Betreiber?
2019 schätzte der «Tages-Anzeiger», dass der Globus, welcher sich im selben Gebäude wie das Fitnessstudio befindet, «schnell einmal über drei Millionen Franken» jährlich an Miete bezahlt. Wie viel die Miete genau beträgt, will niemand preisgeben. Weder die Mieter, noch die PSP Swiss Property, die Bauherren des Gebäudes sind. Doch klar scheint: Es dürfte ein ziemlich kostspieliges Schwitzen sein.
Unter normalen Umständen kaum möglich
Das sagt auch Edy Paul. «Unter normalen Umständen kann sich ein Fitnessclub das nicht leisten», so Paul zu blue News. Er ist seit über 40 Jahren in der Gesundheits- und Fitnessbranche tätig. Mit seiner Firma betreut er Freizeit- und Fitnessanlagen in ganz Europa. Nur ein exklusiver Club mit entsprechend hohen Mitgliedsbeiträgen könne sich eine solche Lage leisten.
Activ Fitness gehört zur Migros Gruppe und ist Teil der Movemi AG, eine Tochtergesellschaft der Migros Zürich. Mit ihren 123 Filialen verteilt im ganzen Land ist es die grösste Fitnesskette der Schweiz. Rund 200'000 Mitglieder zählt die Fitnesskette, ihre Abopreise befinden sich im mittleren Segment.
Auf Anfrage von blue News schreibt Activ Fitness: «Wir haben den Anspruch, Fitness für alle zugänglich zu machen. So auch am Standort Bellevue. Das Studio wird sehr gut besucht und ist aufgrund seiner Lage ein wichtiger Standort für unseren Studioverbund.» Für die Aussicht würden Kundinnen und Kunden nicht mehr bezahlen.
Das Fitnessstudio am Bellevue gibt es schon mehrere Jahre, letztes Jahr wurde das Gebäude renoviert.
Verschiedene Preiskategorien
Bei Activ gibt es jeweils drei Abo-Kategorien. Kategorie eins ist am günstigsten, Kategorie drei am teuersten. Das Studio am Bellevue fällt in die Kategorie zwei. Will man dort trainieren, braucht man mindestens ein mittleres Abo.
Ein Sprecher von movemi erklärt blue News, dass das Studio nicht wegen der Aussicht in die Kategorie zwei fällt. «Es gibt verschiedene Gründe, weshalb ein Studio in eine bestimmte Kategorie eingeteilt wird. Dazu gehören zum Beispiel das Angebot an Group Fitness-Kursen und die Verfügbarkeit einer Sauna/eines Dampfbades». In der Region Zürich würden alle Studios in die mittlere Kategorie fallen.
Ein Studio an exklusivster Lage, das nicht einmal in die höchste Preiskategorie fällt – wie geht das? Fitness-Experte Edy Paul vermutet, dass hier besondere Umstände eine Rolle spielen: spezielle Vereinbarungen mit dem Vermieter oder Querfinanzierungen innerhalb der Migros. Paul sagt: «Ich glaube, die haben einfach einen Spezialdeal. Anders ist es nicht möglich.» Zudem könne der «Mietermix» von Bedeutung sein.
Fitnessbranche in der Schweiz boomt
Ob sich das Fitnessstudio an bester Lage am Bellevue lohnt, bleibt unklar. Klar ist aber: Die Schweizer Fitnesslandschaft hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert.
Eine Umfrage von swiss active, dem Schweizer Verband für Fitnesscenter, zeigt: Im Jahr 2023 gab es fünf Prozent mehr Fitnesscenter, 13 Prozent mehr Mitglieder, 18 Prozent mehr Umsatz und Kettenbetriebe wuchsen um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt 1.31 Millionen Menschen – also jeder sechste Erwachsene – besass 2023 ein Fitnessabo.
Gesundheitliche Aspekte wie Prävention, Schmerztherapie und das Thema rund um jung bleiben gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung. «Fitness ist schon lange kein Trend mehr, sondern Alltag. Wie Zähneputzen», sagt Paul.
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