«Trump-Flüsterin» SheinbaumMit einer einzigen Grafik lässt die Präsidentin Mexikos Trump einknicken
Lea Oetiker
14.3.2025
US-Zölle gegen Mexiko ausgesetzt
STORY: Überraschende Wende im Handelsstreit: Mexiko und die USA haben die eigentlich geplanten Zölle für einen Monat ausgesetzt, wie US-Präsident Donald Trump und seine mexikanische Kollegin Claudia Sheinbaum am Montag nach einem Gespräch mitteilten. Claudia Sheinbaum / Präsidentin Mexiko «Donald Trump fragte mich, wie lange ich die Zölle aussetzen wolle, ich sagte: für immer. Er fragte mich: 'Wie lange noch?' Ich habe ihm einen Monat gesagt. Ich bin sicher, dass wir in diesem Monat gute Ergebnisse für sein Volk und das mexikanische Volk erzielen können.» Damit gibt es nun mehr Zeit für Verhandlungen. Die geplanten US-Zölle gegen Kanada und China dürften aber wie geplant am Dienstag in Kraft treten. In Europa wird befürchtet, dass zeitnah auch die EU ins Visier von Trump gerät. Sheinbaum schrieb ihrerseits auf der Internet-Plattform X, sie habe die Entsendung von 10.000 Soldaten der Nationalgarde an die Grenze zu den USA zugesagt. Damit solle das Einsickern von Drogen wie Fentanyl nach Norden bekämpft werden. Es werde zu den Themen Sicherheit und Handel vertiefte Gespräche geben. Die USA hätten im Gegenzug zugesichert, zu helfen, dass keine leistungsstarken Waffen mehr aus den USA nach Mexiko kämen. Die USA hatten am Wochenende 25 Prozent auf Importe aus Kanada und Mexiko sowie zehn Prozent mehr auf Importe aus China verhängt – und damit Sorgen vor einem Handelskrieg mit weltweiten Auswirkungen etwa für die Autoindustrie geschürt. Die drei Länder hatten umgehend Gegenmassnahmen angekündigt. Trump hatte Journalisten am Sonntagabend gesagt, Sonderzölle gegen die EU würden folgen. Ein Datum dafür nannte er allerdings nicht.
04.02.2025
Donald Trump droht Mexiko mit harten Strafzöllen. Doch Präsidentin Claudia Sheinbaum hat es geschafft, dies zweimal zu verhindern. Wer ist die Politikerin, die Trump die Stirn bietet?
Donald Trump droht seit Wochen mit harten Strafzöllen für Mexiko. Nun hat der US-Präsident einen erheblichen Teil davon ausgesetzt – zumindest vorerst.
In Mexiko ist der Aufschub dennoch ein Grund zur Freude: Zehntausende Menschen drängten sich am Sonntag auf dem Hauptplatz von Mexiko-Stadt, um mit Präsidentin Claudia Sheinbaum zu feiern. «Mexiko! Mexiko!», skandierten sie, «Presidenta! Presidenta!»
Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum.
Bild:Keystone
«Glücklicherweise haben Dialog und Respekt die Oberhand gewonnen», sagte Sheinbaum der Menschenmenge. Der US-Präsident war am Donnerstag im Zollstreit mit Mexiko und Kanada zurückgerudert und hatte die Strafzölle gegen beide Länder teilweise ausgesetzt. Zum zweiten Mal.
Mexiko bleibt «optimistisch»
Die Zölle in Höhe von rund 25 Prozent auf Importe aus beiden Nachbarstaaten wurden bis zum 2. April suspendiert. Auch mit Blick auf die neue Frist zeigt sich Sheinbaum «optimistisch». Mexiko werde aber niemals seine «Souveränität aufgeben» und sich den Entscheidungen ausländischer Regierungen nicht beugen.
Eigentlich hatte die mexikanische Präsidentin am Sonntag Vergeltungsmassnahmen ankündigen wollen – stattdessen geriet die Veranstaltung zu einer Massenfeier.
Doch wer ist die Frau, die es geschafft hat, Trumps Strafzölle gleich zweimal aufzuschieben?
Die «eisige Lady»
Sheinbaum ist 62 Jahre alt, studierte Physikerin mit einer Promotion in Energietechnik. Doch schon früh begann sie sich in der Politik zu engagieren.
So war Sheinbaum in Studentenbewegungen Mexikos aktiv, später wurde sie Umweltbeauftragte und dann Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt. Im Juni 2024 gewann sie schliesslich die Präsidentschaftswahl. Als erste Frau in der Geschichte des Landes.
Sheinbaum gilt als Arbeitstier. Besonnen, beherrscht und oft auch etwas unterkühlt. Eine Konkurrentin nannte sie im Wahlkampf einmal «eisige Lady».
«Man muss Trumps Sprache sprechen»
Doch genau diese Eigenschaft scheinen bei Donald Trump gut anzukommen. Bei einem 45-minütigen Gespräch Anfang Februar konnte Sheinbaum bereits eine erste Aussetzung der Zölle erreichen.
«Man muss Trumps Sprache sprechen», sagte eine mit dem Anruf vertraute Person zum «Wall Street Journal». Sheinbaums Telefonat mit Trump sei oft angespannt gewesen, sagte die anonyme Person dem «Wall Street Journal». Die Mexikanerin habe Trump in Bezug auf Handel, Drogen und Migration auf eine Weise gekontert, die «Trumps Aufmerksamkeit erregte, ohne die Situation zu eskalieren».
Andere Staatsoberhäupter reagieren empfindlich auf den US-Präsidenten. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro liefert sich online Wortgefechte mit ihm. Kanadas scheidender Premierminister Justin Trudeau bezeichnet die US-Strafzölle als «etwas äusserst Dummes».
Claudia Sheinbaum wartet ab und lobt gleichzeitig die «historisch gute Beziehung» zwischen Mexiko und den USA. Und es klappt. Nachdem Trump noch Anfangs letzter Woche endgültig Strafzölle auf Waren verhängen wollte, die von Mexiko aus in die USA kommen, liess er sich am Donnerstag auf ein weiteres Telefonat mit ihr ein.
Sheinbaum war bestens vorbereitet und präsentierte ihrem amerikanischen Amtskollegen eine Grafik, die auf Daten der US-Regierung beruhte und zeigte, wie stark in den vergangenen Monaten der Schmuggel von Fentanyl zurückgegangen ist. Also jener Droge, die Trump ja oftmals als Hauptgrund für die Verhängung von Strafzöllen anführt.
«Er wusste nichts von dieser Grafik, bis wir sie ihm geschickt haben», sagte Sheinbaum später zu den Medien. Und Trump? Er war offenbar beeindruckt. Er habe ein «sehr gutes» Telefonat mit der mexikanischen Staatschefin gehabt, erklärte der US-Präsident. «Aus Respekt gegenüber Präsidentin Sheinbaum», wolle er die Strafzölle nun erst mal aussetzen, erklärt er später. «Eine wundervolle Frau», findet Trump weiter.
«Ist dies die mächtigste Frau der Welt?», fragte vor ein paar Tagen zum Beispiel die Nachrichtenagentur Bloomberg. In der amerikanischen Presse wird die mexikanische Präsidentin nun schon die «Trump-Flüsterin» genannt.
Sie wird immer beliebter
Während viele Regierungen weltweit aufgrund der schwierigen politischen Situation um Unterstützung ringen, wird Sheinbaum immer beliebter. Aktuelle Umfragen zeigen, dass 85 Prozent der Bevölkerung hinter ihr stehen. Und diese Zahl steigt weiterhin an.
Mexiko hat einiges getan, um die USA zufriedenzustellen. Trotzdem sind nicht alle Gefahren für Mexiko abgewandt. Beispielsweise hat die mexikanische Regierung Tausende Soldaten an die US-Grenze geschickt, um illegale Einwanderung und Drogenschmuggel zu stoppen. Ausserdem hat Mexiko kürzlich mehrere wichtige Drogenbosse an die USA übergeben.
Die Frage ist aber, ob das Donald Trump reicht. Bis jetzt sind die Strafzölle auch nicht aufgehoben, sondern eben nur aufgeschoben. Bis zum 2. April, dann will Trump erneut Zölle verkünden.
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Eine diplomatische Frau, zwar "eisig" genannt, was in der politischen Welt sicherlich oft von Vorteil ist, jedoch "mütterlich" diplomatisch❤️😀Sie kann dem Trumpkind für ihn verständliche Fakten aufzeigen, wo Männer nur mit "dem Säbel rasseln" 😀👍 Es braucht mehr Frauen an vorderster Front🍀
robbingwood081514.03.2025 13:26
ein früherer Flüsterer hat ihm jeweils geraten, er solle doch diesen grossartigen Satz aus einer seiner früheren Reden wieder aufgreifen – und der Kerl war sofort begeistert (über seine eigene Genialität) Was er nicht wusste. dieser Satz wurde ihm eben grade eingepflanzt/untergejubelt (vom Flüsterer) ;-)
robbingwood081514.03.2025 13:40
robbingwood0815 DT war begeistert über seine fünf Begriffe in der richtigen Reihenfolge («a stable genius») – die schlausten Graupapageien bringen es auf 120 in korrekter Reihenfolge ;-)
(jedem das seine Freudeli)
robbingwood081514.03.2025 13:19
Den Simplizissimus mit einer einzigen simplen Grafik erledigt
(gleiches mit Gleichem ...)
Clever & durchdacht!
(oder: wie spricht man mit «Ketaminabhängigen» zum Thema Sucht-bekämpfung)
Hanno14.03.2025 12:38
Das ist eine richtige Präsidentin. Aber jetzt muss sie noch die Drogenbarone in ihrem Land in den Griff bekommen.
robbingwood081514.03.2025 11:53
Sie hat vorab EINES begriffen – DT ist plusminus ein funktionaler Analaphabet.
EINE EINZIGE möglichst reduzierte Grafik will grade noch so rein.
und darob ist er selbst so begeistert ÜBER SICH (wie dass er fünf Begriffe in der richtigen Reihenfolge erinnern mag – ein üblicher Basistest für die Alzheimer-Früherkennung, im Fall ...)
Reicht völlig – und er fühlt sich nicht mal unnötig konkurrenziert durch ihm völlig unverständliches dreidimensionales Gelaber – geht perfekt ohne jede Bildung¨(soo stellt er sich die Welt vor)
Noordic14.03.2025 11:04
Sheinbaum ist sicher intelligent und strategisch voraus.
Verst14.03.2025 10:56
Diese Frau und Präsidentin in Mexiko ist eben wesentlich Intelligenter als dieser Bulldozer im Weissen Haus und bringt Fackten und Tatsachen zur Rede und nicht Wut und Lügen Bravo davon können sich viele Politiker eine Scheibe Abschneiden auch in der Schweiz aber dazu braucht es eben Inteligenz und nicht Parteipolitik
Dieter14.03.2025 04:07
Danke erstmals für den interessanten Artikel, und die differenzierte Sichtweise. Es gibt eben auch diese pragmatische Seite im mexikanischen Selbstverständnis, das ich in 31 Jahren Ehe mit meiner Frau und 21 Jahren im manchmal etwas raubeinigen Ciudad Juarez ein wenig zu kennen glaube.
Ich bin ja jetzt 3 Wochen auf Besuch hier - und es ist erstaunlich ruhig geworden, so ruhig wie seit 2007 nicht mehr.
Niemand hat dafür eine Erklärung parat, auch punkto Rückkehrer aus den USA ist das Chaos ausgeblieben. Auf jeden Fall eine positive Entwicklung - für die sich noch niemand eine Feder auf den Hut gesteckt hst.
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