Geiselnahme bei Yverdon Die SVP Waadt fordert, «die Unsicherheit im Asylbereich sofort zu beenden» +++ Einsatz von Elektroschocker ohne Erfolg

Agenturen/red.

9.2.2024 - 14:11

Geiselnahme bei Yverdon // «Ich gehe abends nicht mehr raus»

Geiselnahme bei Yverdon // «Ich gehe abends nicht mehr raus»

Fühlen sich die Bewohner*innen von Yverdon noch sicher nach der Geiselnahme am Donnerstagabend? Im Video erfährst du, wie die Stimmung ist.

09.02.2024

In einem Regionalzug bei Yverdon ist es zu einer Geiselnahme gekommen. Ein mit Axt und Messer bewaffneter Mann hielt mehrere Passagiere als Geiseln fest. Der Täter wurde von der Polizei erschossen. Alle 15 Geiseln sind laut Polizei wohlauf.

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  • Die SVP Waadt fordert, «die Unsicherheit im Asylbereich sofort zu beenden».
  • Die Einsatzkräfte versuchten zunächst, den mit einer Axt, einem Hammer und einem Messer bewaffneten Täter mit einem Elektroschocker ausser Gefecht zu setzen.
  • In der Waadt ist es in einem Regionalzug zwischen Yverdon und Sainte-Croix am Donnerstagabend zu einer vierstündigen Geiselnahme gekommen.
  • Die Polizei stürmte den Zug gegen 22.15 Uhr.
  • Der 32-jährige Geiselnehmer wurde dabei von den Einsatzkräften erschossen.
  • Alle 15 Geiseln sind laut Polizei wohlauf.
  • Es konnten zunächst weder zu möglichen Motiven noch zum geistigen Zustand des Mannes Angaben gemacht werden.
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  • 19.48 Uhr

    Der Fall wird ein politisches Nachspiel haben

    In einem Communiqué forderte die SVP Waadt, «die Unsicherheit im Asylbereich sofort zu beenden». Ihr Fraktionschef Cédric Weissert werde in der nächsten Session des Grossen Rates das Wort ergreifen. Nationalrat Yvan Pahud (SVP/VD) wird in Bern eine Interpellation einreichen, um den Status des Asylbewerbers zu erfahren, der die Geiselnahme begangen hat.

    Auch Bundesrat Beat Jans äusserte sich zur Geiselnahme. «Die Bevölkerung hat das Recht, in Sicherheit zu leben. Ich wünsche den Betroffenen und ihren Angehörigen Kraft und Mut, diese Ereignisse zu überwinden», teilte er auf der Plattform X mit. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) werde diesen Fall und die möglichen Konsequenzen mit den betroffenen Kantonen analysieren, fügte der Vorsteher des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement hinzu.

  • 17.50 Uhr

    Einsatz von Elektroschocker ohne Erfolg

    Der Mann, der am Donnerstagabend in einem Regionalzug im Kanton Waadt zwölf Passagiere und den Lokführer als Geiseln genommen hat, ist identifiziert. Es handelt sich um einen 32-jährigen Asylbewerber iranischer Nationalität.

    Entgegen einer Meldung vom Vortag wurde sein Fall dem Kanton Genf und nicht dem Kanton Neuenburg zugewiesen, wie die Waadtländer Kantonspolizei am späten Freitagnachmittag in einem Communiqué mitteilte. Die Zahl der Geiseln habe 13 und nicht 15 betragen, hiess es weiter.

    Die Polizei machte auch genauere Angaben zu den Waffen, die der Geiselnehmer bei sich hatte: nicht nur eine Axt und ein Messer, sondern auch einen Hammer.

    «Einer der Einsatzkräfte setzte zunächst seine Elektroschockpistole ein, um den Mann, der auf ihn zustürmte, zu stoppen. Der Bewaffnete rannte jedoch weiter auf sie und die Geiseln zu. Ein zweites Mitglied der Einheit setzte seine Waffe ein, um ihn zu neutralisieren», teilte die Polizei mit.

    Nach ersten Ermittlungen waren seine Motive auf die Situation als Asylbewerber zurückzuführen und auf seinen hartnäckigen Wunsch, mit einer Mitarbeiterin eines Asylbewerberheims in Kontakt zu treten. Die Polizei hatte mehrfach wegen seines Verhaltens einschreiten müssen.

  • 15.15 Uhr

    Bahn-Direktor: «Lok-Führer hat sich vorbildlich verhalten»

    Während der Geiselnahme in einem Zug im Kanton Waadt am Donnerstagabend stand der Lokführer in Verbindung mit seinem direkten Vorgesetzten. «Gemäss den Rückmeldungen, die wir haben, hat er sich vorbildlich verhalten», sagt Daniel Reymond, der Direktor des regionalen Bahnunternehmens Travys.

    «Unseren Informationen zufolge stand er in Interaktion mit dem Geiselnehmer und hat dazu beigetragen, die Situation zu beruhigen», sagte Reymond am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Er stand auch in Kontakt mit dem Leiter der Lokführer, der sich nach Essert-sous-Champvent begab, wo der Zug blockiert war.»

    Die Polizei benötigte Informationen, insbesondere über die Zugänge zum Zug. Wie die anderen Geiseln wurde der Lokführer nach seiner Freilassung psychologisch betreut. Anschliessend wurde er von der Polizei angehört.

    Nach dem Einsatz wurde der Regionalzug beschlagnahmt und anschliessend ins Depot gebracht. Das Unternehmen übergab den Ermittlern die Videoüberwachungen des Waggons und mehrerer Bahnhöfe auf der Strecke.

  • 14.08 Uhr

    Geiselnehmer verlangte angeblich, dass seine Ex-Freundin in den Zug komme

    Die Motive des Geiselnehmers sind weiterhin unklar. Das kursierende Video aus dem Zug gibt kaum Aufschluss darüber. Der «Blick» schreibt unter Berufung auf «24 heures», der Iraner habe verlangt, dass seine Ex-Freundin in den Zug komme. Dies sei aber nicht zustande gekommen.

  • 13.35 Uhr

    Erste Details über den Geiselnehmer werden bekannt

    Der Iraner, der am Ende der Geiselnahme von der Polizei erschossen worden ist, war der Polizei weder als gewalttätig noch als radikalisiert bekannt. Das berichtet das Westschweizer Fernsehen RTS. Der 32-Jährige sei 2022 in die Schweiz eingereist und im Bundesasylzentrum Boudry NE als Asylsuchender registriert. Für sein Verfahren war aber der Kanton Genf zuständig.

    Der Asylsuchende sei zeitweise verschwunden gewesen. Aktenkundig war er wegen kleinerer Delikte wie Diebstahl und weil er in der Öffentlichkeit betrunken aufgefallen war.

  • 13.02 Uhr

    Bundesrat Jans wünscht Geiseln Kraft und Mut und dankt Polizei

    Bundesrat Beat Jans hat sich zur Geiselnahme in einem Regionalzug im Kanton Waadt am Donnerstagabend geäussert. «Die Bevölkerung hat das Recht, in Sicherheit zu leben. Ich wünsche den Betroffenen und ihren Angehörigen Kraft und Mut, diese Ereignisse zu überwinden», teilte er am Freitag auf der Plattform X (vormals Twitter) mit.

    Das Staatssekretariat für Migration (SEM) werde diesen Fall und die möglichen Konsequenzen mit den betroffenen Kantonen analysieren, fügte der Vorsteher des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement hinzu. Beim Geiselnehmer handelte es sich wohl um einen 32-jährigen Asylbewerber iranischer Nationalität, der dem Kanton Neuenburg zugewiesen war.

  • 12.20 Uhr

    «Ich hatte nicht den Eindruck, er wolle Leute verletzen»

    Eine der 15 Geiseln berichtet dem «Blick», wie er die Zeit im Zug mit dem Mann mit der Axt erlebt hat. Dieser habe gestresst gewirkt, habe herumgeschrien. Zuerst habe er ihn für betrunken oder verwirrt gehalten. «Dann habe ich gesehen, dass er eine Waffe hatte. Es war eine kleine Axt», gibt er dem «Blick» zu Protokoll. 

    Was er wollte oder was sein Motiv war, sei ihm nicht klar geworden, erklärt der 20-Jährige weiter. «Ich hatte nicht den Eindruck, er wolle Leute verletzen.»

    Im Video einer Geisel ist zu erkennen, wie der Mann in gebrochenem Englisch mit Menschen spricht, die vor ihm sitzen. Er erwähnt Grossbritannien, die Schweiz und die Ukraine. Er habe kein Problem. «Democracy problem», ist zu verstehen.

    Der Augenzeuge schildert im Blick zuletzt den Zugriff der Polizei. Es sei unübersichtlich geworden. Wegen der Explosion und dem Rauch habe er nicht mehr viel mitbekommen.

  • 10.54 Uhr

    Polizei Waadt geht nicht von Terrorakt aus

    «Es gibt keine Elemente, die uns auf einen terroristischen Akt hinweisen. Weder terroristisch noch dschihadistisch», sagte Jean-Christophe Sauterel, Sprecher der Kantonspolizei Waadt, am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA

    Die Geiselnahme dauerte fast vier Stunden und endete mit dem Tod des Angreifers, der von der Polizei erschossen wurde. Der Angreifer war mit einer Axt und einem Messer bewaffnet.

    Beim Täter handelte es sich nach ersten Erkenntnissen um einen 32-jährigen Asylsuchenden. Im Laufe des Tages will die Polizei weitere Informationen zu diesem Thema bekanntgeben.

    Videos in sozialen Netzwerken zufolge ereigneten sich Explosionen in der Nähe des Regionalzugs, der in der Nähe von Essert-sous-Champvent auf der Strecke zwischen Yverdon-les-Bains und Sainte-Croix gestoppt wurde. «Es ging darum, eine Ablenkung zu dem Zeitpunkt zu schaffen, als der Angriff erfolgte», erklärte Polizeisprecher Sauterel.

    Mehr als 60 Polizisten waren vor Ort im Einsatz, darunter auch Scharfschützen der Genfer Polizei. Im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen den Polizeien «gewährleistet Genf diese Spezialisierung», fügte der Sprecher hinzu.

  • 10.54 Uhr

    Die Entwicklungen im Ticker

    blue News informiert über die Ereignisse rund um die Geiselnahme in Yverdon laufend im Ticker.

In der Waadt ist es in einem Regionalzug zwischen Yverdon und Sainte-Croix am Donnerstagabend zu einer vierstündigen Geiselnahme gekommen. Der 32-jährige Geiselnehmer wurde dabei von der Polizei erschossen. Alle 15 Geiseln waren laut Polizei wohlauf.

Die Geiselnahme wurde gegen 18.35 Uhr auf der Höhe von Essert-sous-Champvent gemeldet. Beim Täter handelte es sich wohl um einen 32-jährigen Asylbewerber iranischer Nationalität, der dem Kanton Neuenburg zugewiesen war. Laut Polizei muss seine Identität noch zweifelsfrei festgestellt werden.

Der Regionalzug, in dem es zur Geiselnahme kam, am Donnerstagabend im Bahnhof von Essert-sous-Champvent.
Der Regionalzug, in dem es zur Geiselnahme kam, am Donnerstagabend im Bahnhof von Essert-sous-Champvent.
Bild: Keystone/Laurent Gillieron

Der Farsi und Englisch sprechende Geiselnehmer war mit einer Axt und einem Messer bewaffnet, wie die Waadtländer Kantonspolizei an einer Medienkonferenz in Yverdon-les-Bains um Mitternacht in der Nacht auf Freitag mitteilte. Demnach zwang er den Zugführer, den Führerstand zu verlassen und sich den anwesenden 14 Zugpassagieren anzuschliessen. Die 15 Geiseln – einige davon gefesselt – wurden im Zug festgehalten, der an der Haltestelle Essert-sous-Champvent mit geschlossenen Türen stehen blieb.

Polizei: Bei Zugriff aus Notwehr erschossen

Die Polizei war von den im Zug eingeschlossenen Personen alarmiert worden und riegelte die Umgebung daraufhin ab. Mithilfe eines Farsi-Dolmetschers kommunizierten Verhandlungsspezialisten der Kantonspolizei insbesondere über Nachrichten über die Handys der Geiseln mit dem Geiselnehmer, wie Jean-Christophe Sauterel, Kommunikationschef der Waadtländer Polizei, sagte.

Derweil bezogen rund 60 Polizisten rund um den Zug Stellung. Gegen 22.15 Uhr, fast vier Stunden nach Beginn der Geiselnahme, griffen die Einsatzkräfte zu, als sich der Geiselnehmer nicht in der Nähe der eingesperrten Personen befand. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben Sprengstoff zur Ablenkung ein, bevor sie den Zug stürmte.

«Als der Geiselnehmer mit seiner Axt in Richtung des Einsatzteams stürmte, machte ein Polizist von seiner Waffe Gebrauch, um die Geiseln zu schützen, und traf den Täter tödlich», sagte Sauterel. Er sei noch am Tatort gestorben, obwohl sich unter dem polizeilichen Einsatzteam ein Arzt befand. Die Polizei habe aus Notwehr gehandelt, so Sauterel.

Motiv vorerst unklar

Die Geiseln blieben laut Polizei unversehrt. Sie wurden medizinisch und psychologisch betreut und auf einen Polizeiposten gebracht, wo Angehörige auf sie warteten. Im Zuge der Ermittlungen wurden die Geiseln auch von der Polizei befragt.

Es könnten vorerst weder zu möglichen Motiven noch zum geistigen Zustand des Mannes Angaben gemacht werden, so Generalstaatsanwalt Eric Kaltenrieder. Es war bis anhin auch nicht bekannt, an welcher Haltestelle der Geiselnehmer zugestiegen sei.

Agenturen/red.