Situation weiter kritisch «Viele Clubs können immer noch nicht wirtschaftlich arbeiten»

Von Andreas Fischer

11.6.2021

Die Bar- und Clubszene hat bei den jüngsten Öffnungsplänen des Bundesrats wieder eine Perspektive.
Die Bar- und Clubszene hat bei den jüngsten Öffnungsplänen des Bundesrats wieder eine Perspektive.
Keystone

Die Lockerungsvorschläge des Bundes sind für die Betreiber von Discos und Clubs eine gute Nachricht. Sie haben allerdings auch einen Beigeschmack, kritisiert die Szene.

Von Andreas Fischer

Es darf wieder getanzt werden. Wie der Bundesrat heute neben einer Reihe weiterer Lockerungen verkündet hat, sollen auch reine «Tanzveranstaltungen» ab Ende Juni wieder erlaubt sein. Betreiber von Discos sollen nach monatelanger Schliessung ihre Tanzflächen wieder öffnen können.

Für die Schweizer Bar und Club Kommission ist es «grundsätzlich erfreulich, dass es nach acht Monaten eine erste Perspektive gibt», wie Mediensprecher Alexander Bücheli sagt.



Wichtig sei vor allem, dass es endlich wieder mehr Möglichkeiten gebe, «das Bedürfnis nach sozialen Kontakten nicht nur an illegalen Partys ohne Schutzkonzept zu befriedigen».

Situation für Clubs weiter kritisch

Erfreut ist man in der Clubszene vor allem darüber, «dass Tanzveranstaltungen im Freien mit bis zu 5000 Teilnehmenden erlaubt sein werden: mit stehender Konsumation und ohne Maskentragepflicht».

Zwar ist für die Teilnahme an diesen Grossveranstaltungen ein Covid-Zertifkat nötig: «Aber das ist für viele Veranstalter in diesem Sommer, vor allem im elektronischen Tanzbereich, eine wichtige Perspektive», sagt Bücheli.

Kritischer sieht Bücheli die Situation für die klassischen Clubs. In Innenräumen wird zunächst nur Personen mit Covid-Zertifikat – also Geimpften, Genesenen oder Getesteten – Einlass gewährt wird, es dürfen maximal 250 Personen anwesend sein. Sie müssten ihre Kontaktdaten angeben, bräuchten aber keine Maske tragen.



Die Öffnung für 250 Personen ist für Bücheli noch nicht das Optimum: «Das ist nur für ungefähr ein Fünftel der Clubs interessant, die meisten Betriebe können mit der Beschränkung nicht wirtschaftlich arbeiten.» Wenn der Bundesrat tatsächlich eine Perspektive bieten möchte, müsste die Zahl der zulässigen Personen deutlich nach oben korrigiert werden.

Keine Diskriminierung bei Zertifikaten

Dass Clubs und Discos nur mit gültigem Covid-Zertifikat besucht werden können, sei kein grosses Problem – auch wenn die Mehrheit der jüngeren Bevölkerung noch nicht geimpft ist. «Man muss in dem Zusammenhang immer darauf hinweisen, dass es das Covid-Zertifikat auch mit einem gültigen negativen Test gibt», sagt Bücheli.



Gerade für die jungen Leute sei das Testresultat am Anfang die einzige Möglichkeit, Zutritt zu Clubs zu bekommen: «Deswegen ist es ganz klar unsere Forderung, dass ausreichend kostenlose Testkapazitäten für diese Altersgruppe geschaffen werden, damit es zu keiner Diskriminierung kommt.»

Die heisse Sommerzeit sei zwar ohnehin nicht die Hochsaison fürs Clubbing, die Einschränkung der wirtschaftlichen Freiheit durch die Obergrenze ist laut Bücheli trotzdem eine Herausforderung: «Wir sind bereit, diese Challenge anzunehmen. Einfach um auch Erfahrungen zu sammeln für die Zukunft. Wichtig ist, dass die Beschränkungen nur in der Übergangsphase gelten.»

Ab Ende August rechne die Szene damit, dass die Beschränkungen fallen: «Gerade rechtzeitig zum Start der Clubbing-Saison.»