Fragen und AntwortenBleibt das Misox jetzt gesperrt?
jke/dpa
24.6.2024 - 17:57
Heftige Unwetter haben in der Schweiz schwere Zerstörungen angerichtet. Zermatt war zeitweise von der Aussenwelt abgeschnitten. Eine Person im Misox konnte nur noch tot geborgen werden, zwei weitere werden noch vermisst.
jke/dpa
24.06.2024, 17:57
24.06.2024, 18:00
dpa
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Das Wochenende brachte der Schweiz erhebliche Unwetterschäden, besonders im Bündner Südtal Misox und im Wallis, wo es zu Hochwasser, Murgängen, sowie Geröll- und Schlammlawinen kam.
In Graubünden wurde ein Mann tot geborgen. Zwei weitere Personen werden vermisst. Eine Frau, die nach einem Murgang lebend geborgen wurde, konnte die Intensivstation verlassen.
Teile der Autobahn A13 bei Lostallo wurden durch den Fluss Moesa mitgerissen.
Das Bundesamt für Strassen erwartet, dass die A13 in etwa einem Monat wieder teilweise befahrbar sein wird. Für den Transit- und Durchgangsverkehr bleibt die Kantonsstrasse zwischen Mesocco und Lostallo mindestens eine Woche vollständig gesperrt.
Zermatt-Besucher*innen müssen ihre Autos in Täsch parkieren und die letzten fünf Kilometer mit dem Zug weiterfahren. Für Bahnreisende verkehren zwischen Visp und Täsch vorerst Ersatzbusse, weil die Bahntrasse beschädigt worden ist.
Was haben die Unwetter in der Schweiz angerichtet?
Das Unwetter vom Wochenende hat in der Schweiz erhebliche Schäden verursacht, insbesondere im Bündner Misox und im Wallis, wo es zu Hochwasser, Murgängen, Geröll- und Schlammlawinen gekommen ist. Der Fluss Moesa trat über die Ufer und riss Teile der Autobahn A13 mit sich, was zu erheblichen Verkehrsproblemen führt.
Wie ist die aktuelle Hochwasserlage?
Die Lage hat sich mittlerweile in vielen Regionen der Schweiz beruhigt. Jedoch bleibt die Hochwasserwarnung am Bodensee auf der zweithöchsten Gefahrenstufe bestehen. Auch für den Rhein vom Bodensee bis zur Thurmündung besteht erhebliche Gefahr. Laut dem Bundesamt für Umwelt besteht für den Walensee, den Vierwaldstättersee, den Brienzersee und den Genfersee mässige Hochwassergefahr.
Welche Regionen sind am stärksten betroffen?
Am Freitagabend haben massive Gewitter und Niederschläge im Misox zu einer Geröll- und Schlammlawine geführt. Dabei wurde ein Abschnitt der Autobahn A13 bei Lostallo zerstört. Flüsse sind über die Ufer getreten und Strassen wurden überflutet, worauf sie gesperrt werden mussten. Mehrere Dutzend Einwohner mussten in der Region Misox / Calanca am Freitag aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden, konnten jedoch grösstenteils am Samstagmorgen wieder in ihre Häuser zurückkehren.
Auch das autofreie Zermatt im Kanton Wallis wurde von starken Regenfällen heimgesucht, die die Ortschaft mehr als 24 Stunden von der Aussenwelt abgeschnitten haben. Bäche traten über die Ufer und donnerten an den Häusern vorbei ins Tal. Die Einwohner*innen und Feriengäste seien aber die ganze Zeit in Sicherheit gewesen, erklärte die Gemeinde. Die Bahnstrecke von Visp nach Zermatt war teils beschädigt und gesperrt. Nur auf den letzten Kilometern ab Täsch verkehrten ab Samstagabend wieder Züge. Es fuhren Busse als Ersatz.
An der Rhone drohten vor dem Eintritt in den Genfersee am Freitagabend ebenfalls grössere Überschwemmungen. Wegen der heftigen Regenfälle im Gebirge kam es an den Seitenflüssen vereinzelt zu Murgängen. Die Behörden hoben ihren Alarm aber am Sonntag nach dem Nachlassen der Regenfälle auf.
Warum kam es genau im Misox zu Murgängen und Felsstürzen?
Die Gründe für die betroffenen Regionen sind laut Simon Eschle von SRF Meteo schwer exakt zu bestimmen. Es war zwar bekannt, dass die Alpensüdseite von heiklen Wetterverhältnissen betroffen sein würde, aber die exakte Zugbahn der Gewitter war schwer vorherzusagen. Durch die intensiven Regenfälle und die steilen Geländeverhältnisse in dem Bündner Südtal kam es zu übervollen Gebirgsbächen, die schliesslich zu Murgängen führten.
Gibt es Todesopfer, Vermisste oder Verletzte?
Im Kanton Graubünden haben am Sonntagvormittag die Einsatzkräfte im Misox einen Mann zwischen Lostallo und Roveredo im Fluss Moesa tot geborgen. Zwei weitere Personen werden aktuell im Einzugsgebiet vermisst. Eine Frau konnte am frühen Samstagmorgen nach einem Murgang, der in Sorte GR mehrere Häuser zerstörte, in einem Schuttgekel in Lostallo GR lebend geborgen werden. Sie konnte mittlerweile die Intensivstation verlassen.
Wie entwickelt sich das Wetter in den kommenden Tagen?
Am Sonntag und Montagmorgen zeigte sich das Wetter in der Schweiz deutlich freundlicher. Die Temperaturen stiegen im Norden auf bis zu 25 Grad und im Süden auf 27 Grad an. Dennoch sind für den Montagabend erneut Gewitter in der Region um den Genfersee, im Wallis und im Tessin vorhergesagt. Laut MeteoNews werden die Niederschläge voraussichtlich bis Mittwoch andauern.
Wie sieht die längerfristige Wetterprognose aus?
Auch die Prognosen für Anfang Juli bleiben wechselhaft. Es zeichnet sich weiterhin eine flache Druckverteilung mit zeitweise feuchter Westströmung ab. Übersetzt heisst das: Es wird zwar teilweise sonnig, jedoch sind im Tagesverlauf immer wieder Schauer oder Gewitter möglich. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 20 und 26 Grad. Ein stabiles Hochdruckgebiet ist weiterhin nicht in Sicht. Deshalb muss in den Bergen auch weiterhin mit Starkregen-Ereignissen wie jenem im Misox gerechnet werden.
Informationen für (Ferien-)Reisende und Anwohner*innen
Wo bekomme ich als betroffene Person aktuelle Informationen zur Situation im Misox?
Von Seiten der Einsatzkräfte und den lokalen Gemeindebehörden wurde für die Einwohner*innen des Misox eine Hotline (+41 (0)81 552 04 30) eingerichtet.
Wo bekomme ich offizielle Informationen und Warnungen zu Unwettern?
Wetterdienste wie MeteoNews erwähnt in den Textprognosen, wenn starke Gewitter möglich sind. Es werden dann automatisch Warnungen für Regionen in der Zugbahn der Gewitterzellen herausgegeben. Auch MeteoSchweiz gibt jeweils bereits im Vorfeld von Unwettern Warnungen aus und sendet den App-Benutzer*innen Warnungen, wenn effektiv ein starkes Gewitter naht. Ausserdem empfiehlt sich die Alertswiss-App des Bundes.
Wie wirkt sich das Unwetter auf den Nord-Süd-Verkehr aus?
An der Autobahn A13 durchs Misox haben die ersten Reparaturarbeiten der 200 Meter langen zerstörten Strasse nach dem Unwetter begonnen. Das Bundesamt für Strassen (Astra) geht bei günstigen Wetterbedingungen davon aus, dass die A13 in etwa einem Monat wieder teilweise befahren werden kann.
Die A13 ist eine wichtige Ausweichroute für den Ferienverkehr über den San-Bernardino-Pass in Richtung Italien, wenn der Gotthard-Tunnel überlastet ist. Solange die A13 bei Lostallo GR gesperrt sei, wird es auf den Alternativrouten durch oder über die Alpen zu Mehrverkehr kommen. In der Westschweiz und für die Region wird die Route über den Lötschberg-Autoverlad und den Simplonpass für die Fahrt nach Süden empfohlen. Weitere Ausweichrouten sind: Gotthardpass, Oberalp- und Lukmanierpass, Splügenpass, Maloja- und Berninapass.
Ab wann ist die Kantonsstrasse im Misox wieder für alle frei?
Das kantonale Tiefbauamt des Kantons Graubünden teilt mit, dass die Kantonsstrasse zwischen Lostallo und Mesocco ab Sonntagabend um 22 Uhr in beide Richtungen wieder geöffnet wurde, allerdings nur für Anwohnende, den Zubringerverkehr und den öffentlichen Verkehr. Nicht berechtigte Fahrzeuge werden an den Kontrollstellen in Thusis, Hinterrhein und Lostallo abgewiesen.
Für den Transit- und Durchgangsverkehr bleibt die Kantonsstrasse zwischen Mesocco und Lostallo für mindestens eine Woche vollständig gesperrt, um Aufräumarbeiten durchzuführen. Verkehrslenkungen erfolgen im Norden in Thusis Süd und Hinterrhein sowie im Süden in Lostallo. Die A13 bleibt von Bellinzona bis Lostallo in beide Richtungen befahrbar.
Funktioniert der öffentliche Verkehr wieder?
Der öffentliche Verkehr durchs Misox wird seit Montagmorgen um 5 Uhr auf der Strecke von Thusis bis Lostallo und von dort weiter über die A13 in Richtung Süden wieder aufgenommen, jedoch ist mit Verspätungen im Postautoverkehr zu rechnen. Aufgrund der aktuellen Situation in der Region Misox sind auch kurzfristige Sicherheitsmassnahmen möglich.
Kann ich mich in der Region Misox frei bewegen?
Aufgrund der massiven Schäden in der Region wird die Bevölkerung von den Bündner Behörden zwingend angehalten, die Schadenplätze nicht zu betreten, unnötige Fahrten mit Fahrzeugen zu vermeiden und so die Aufräumarbeiten nicht zu behindern.
Wie komme ich nach Zermatt?
Zermatt-Besucher*innen müssen ihre Autos in Täsch parken und die letzten fünf Kilometer mit dem Zug weiterfahren. Die Bahnstrecke Zermatt-Täsch wurde am Samstagabend wieder freigegeben, sodass mit dem Auto Angereiste zu ihren Fahrzeugen kamen.
Die Strasse ins Rhonetal war frei. Für Bahnreisende bleibt die Anreise schwierig: Zwischen Visp und Täsch verkehrten vorerst nur Busse, weil das Bahntrassee beschädigt worden war. Die Matterhorn-Gotthard-Bahn warnte im Kurznachrichtendienst X vor Wartezeiten in Visp und Täsch.
Ursachen für Unwetter
Was ist die Ursache der aktuellen Unwetter in der Schweiz?
Am vergangenen Freitag zog ein Tiefdruckgebiet von Frankreich nach Deutschland und brachte dabei eine Kaltfront in die Schweiz. Zusätzlich bewegte sich ein Teiltrog über das Land. Die Luftmassen waren sehr feucht und instabil geschichtet, wodurch ein erhebliches Potenzial für starke Gewitter entstand.
Sind starke Unwetter die neue Normalität aufgrund des Klimawandels?
Laut Geraldine Zollinger von MeteoNews lassen sich aufgrund der noch zu kurzen Messreihen für Gewitterereignisse keine robusten Aussagen zu langfristigen Trends machen. Allerdings haben Starkniederschläge in Häufigkeit und Intensität zugenommen, was auf den Klimawandel zurückzuführen ist.
Was soll ich tun, wenn ich in ein Unwetter gerate?
Such zuerst Schutz in einem Gebäude oder zumindest in einem Auto. Vermeide Keller, da diese überflutet werden könnten. Befindest du dich im Freien, machst du dich am besten klein, indem du in die Hocke gehst und die Füsse zusammenhältst. Der Blitz kann in den Boden einschlagen und sich ausbreiten. Um zu verhindern, dass der Blitz durch deinen Körper fliesst, minimiere den Kontakt mit dem Boden. Meide ausserdem einzelne Bäume oder Masten, da diese bevorzugte Einschlagsziele für Blitze sind.
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