Thanksgiving in Alaska «Truthahn-Bomber» versorgt Familien am Feiertag

Von Mark Thiessen und Becky Bohrer, AP/tpfi

28.11.2024 - 23:40

Ein Flugzeug von Alaska Turkey Bomb, das von Esther Keim gegründet wurde, um gefrorene Truthähne zu Thanksgiving aus der Luft an Menschen in abgelegenen ländlichen Gebieten Alaskas zu verteilen.
Ein Flugzeug von Alaska Turkey Bomb, das von Esther Keim gegründet wurde, um gefrorene Truthähne zu Thanksgiving aus der Luft an Menschen in abgelegenen ländlichen Gebieten Alaskas zu verteilen.
Bild: Uncredited/Mountain Mind Media/Alaska Gear Company/AP

Wer in Alaska weitab von Städten und Dörfern lebt, muss am amerikanischen Erntedankfest Thanksgiving nicht auf den traditionellen Truthahn verzichten: dank der Alaska Turkey Bomb.

Von Mark Thiessen und Becky Bohrer, AP/tpfi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Esther Keims versorgt mit ihrer Propellermaschine zu Thanksgiving Anwohner in entlegenen Gebieten Alaskas mit Truthähnen.
  • Durch Mundpropaganda und über das Internet ist die Initiative stetig grösser geworden.
  • Die Lieferung ist nicht immer ganz einfach. Ein Mensch im Flugzeug steuert, der andere wirft die Truthähne ab.

Esther Keims Propellermaschine braust tief über die verschneiten und fast menschenleeren Wälder Alaskas. Immer wieder fliegen schwarze Müllsacke aus dem Bauch des Flugzeuges und landen dumpf im teils tiefen Schnee. In der Nähe warten die Anwohner bereits sehnlichst auf die Lieferung, denn damit ist ihr Festmahl zum amerikanischen Erntedankfest Thanksgiving gesichert.

In den Säcken transportiert Keim gefrorene Truthähne, die in den USA im Ofen zubereitet traditionell auf den Thanksgiving-Tisch gehören. In abgelegenen Teilen Alaskas, wo es weit und breit keinen Supermarkt gibt, sind die aber nicht gerade einfach zu bekommen. Deshalb hat Keim in diesem Jahr schon zum dritten Mal mit ihrer Alaska Turkey Bomb (Alaska Truthahn-Bombe) die Lieferung übernommen.

Truthahn-Airline

Nur 20 Prozent von Alaska sind über Strassen erreichbar und im Winter sind viele Bewohner, die abseits grösserer Ortschaften leben, auf Kleinflugzeuge oder Schneemobile angewiesen.

Esther Keim wuchs selbst auf einem Hof in Alaska auf und ihre Familie bekam damals vieles per Flugzeug geliefert. An Thanksgiving war auch immer wieder mal ein Truthahn dabei, wie sie erzählt. Auch wenn ihre Familie längst in die Stadt gezogen ist, dachte sie wieder daran, als sie von einer Familie auf dem Land hörte, die an Thanksgiving nicht viel zu essen hatte. Mit einem Flugzeug, das sie gemeinsam mit ihrem Vater wieder flugtauglich machte, begann sie ihre Truthahn-Lieferungen.

Durch Mundpropaganda und über das Internet ist die Initiative stetig grösser geworden. In diesem Jahr lieferte sie 32 gefrorene Truthähne aus, unter anderem an Dave und Christina Luce, die am Fluss Yentna rund 70 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Anchorage leben. Die Aussicht von ihrem Haus ist spektakulär, aber im Winter sind es mit dem Schneemobil 90 Minuten in den nächsten Ort. Einmal pro Monat nähmen sie die Fahrt noch auf sich, sagt Dave Luce. «Ich bin 80 Jahre alt, wir machen also immer weniger Fahrten.»

«Das wird ein grossartiges Thanksgiving»

Mit dem rund fünfeinhalb Kilo schweren Truthahn, den Keim ihnen geliefert hat, wollen sie auch einige Nachbarn mitverköstigen. «Das wird ein grossartiges Thanksgiving», sagt Luce, der Keim schon von klein auf kennt.

Vom Flugplatz in Anchorage reicht der Radius von Keims Truthahn-Flügen bis zu 160 Kilometer in den Norden bis an die Ausläufer des Denali, des grössten Berges von Alaska.

Die Lieferung ist nicht immer ganz einfach. Ein Mensch im Flugzeug steuert, der andere wirft die Truthähne ab. Die Familien muss Keim vorab über Portale wie Facebook oder Instagram kontaktieren, damit sie zur richtigen Zeit vor der Tür stehen. «Wir lassen den Truthahn erst fallen, wenn wir sie aus dem Haus oder der Hütte kommen sehen, denn wenn sie ihn nicht fallen sehen, wissen sie nicht, wo sie suchen müssen.»

Timing beim Abwurf ist entscheidend

Einmal sei ein Truthahn im tiefen Schnee fünf Tage lang nicht gefunden worden, sagt Keim. Ein Schinken sei aber die einzige Lieferung gewesen, die ganz verloren gegangen sei.

Das richtige Timing beim Abwurf der schweren Truthähne ist alles. Sie selbst sei nicht unbedingt treffsicher, scherzt Keim. «Aber ich habe noch nie ein Haus, ein Gebäude, einen Menschen oder einen Hund getroffen.»

Die Truthähne kauft sie in Supermärkten und bekommt dafür Spenden von Unterstützern. Ihr Lohn sei die Freude der Familien, die ihr Videos und Fotos von ihren Festmahlen schickten, sagt Keim. Für die junge Frau ist der nächste Schritt die Gründung einer nicht profitorientierten Organisation, mit der sie weitere Teile Alaskas erreichen will. Und vielleicht wird sie dann auch noch was anderes liefern als Truthähne. «Da draussen in den Dörfern leben so viele Kinder. Es wäre doch cool, wenn man ein Kuscheltier oder etwas Ähnliches dazugeben könnte.»

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Der scheidende US-Präsident Joe Biden hat die beiden Truthähne zu Thanksgiving begnadigt. Eine alte Tradition, die auf die Präsidentschaft von Harry S. Truman zurückgeht.

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