Coronavirus Erste Quarantäne-Sünder an den Schweizer Flughäfen erwischt – Hinweise auf Impfstoff für Ende 2020

Agenturen/tgab

9.8.2020

Bei der Überprüfung der Passagierlisten an den Schweizer Flughäfen wurden erste Ferien-Rückkehrer dabei erwischt, dass sie sich nicht an die Quarantäne-Auflagen gehalten haben.

Das Wichtigste im Überblick:

  • Nach 182 Neuinfektionen am Freitag wurden heute laut dem BAG in der Schweiz und in Lichtenstein 152 neue Fälle bekannt.
  • Jonas Lüscher findet es «schon sehr seltsam», dass Immunologen öffentlich erklärten, Corona sei für gesunde Menschen unter 45 Jahren nicht gefährlich. Der 43-jährige renommierte Schweizer Schriftsteller befand sich sieben Monate in künstlichem Koma.
  • Bundesrat Alain Berset registriert eine Stimmungsänderung im Land. Müdigkeit und Gereiztheit in der Bevölkerung nähmen zu.
  • Bei der Überprüfung der Passagierlisten an den Schweizer Flughäfen wurden erste Ferien-Rückkehrer dabei erwischt, dass sie sich nicht an die Quarantäne-Auflagen gehalten haben.
  • Das Abkommen zwischen Bern und Paris vom 13. Mai zur Erleichterung der Arbeit im Homeoffice für Grenzgänger läuft am 31. August aus. Für die Schweizer Arbeitgeber bedeute dies, dass wieder die früheren abschreckenden Steuerbestimmungen gelten.

Laut Zahlen der Johns-Hopkins-Universität liegt die Anzahl der bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus in der Schweiz bei bislang insgesamt 36’603 Personen; davon gelten 32’000 als genesen. 1’986 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 in der Schweiz verstorben. Weltweit stieg die Zahl der Infizierten auf 19’680’042, die Zahl der Toten auf 727’777.

In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Sonntag 152 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus innert eines Tages gemeldet worden. Die Zahl der durchgeführten Tests auf Sars-CoV-2 beläuft sich bisher auf insgesamt 840'409. Bei 5,2 Prozent dieser Tests fiel das Resultat positiv aus.

In den sechs Monaten seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich laut Bundesrat Alain Berset die Stimmung im Land stark verändert. Müdigkeit und Gereiztheit in der Bevölkerung nähmen zu. Ein Ende der Pandemie sei nicht in Sicht.

Behörden in den Kantonen Glarus, Graubünden, Obwalden, Solothurn, Zug und Zürich haben jeweils bis zu 10 Personen angezeigt, die sich nicht an die Quarantäne-Regeln für Reise-Rückkehrer aus Risikogebieten hielten, zeigt eine Umfrage im «Sonntags-Blick». Theoretisch ist eine Busse für Quarantäne-Verweigerer nach dem Epidemie-Gesetz von bis zu 10'000 Franken möglich.

Nach Einschätzung von EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides könnte ein erster Impfstoff gegen Covid-19 bereits zum Jahresende zur Verfügung stehen. Unter Wissenschaftlern ist unklar, wann ein Impfstoff zur Verfügung stehen könnte. Theoretisch könnte eine Entwicklung auch noch Jahre dauern oder sogar ganz scheitern.

18.00 Uhr: Wir beenden unseren heutigen Ticker

17.17 Uhr: Norwegen – 1 Minute zu spät gelandet, 158 Passagiere in Quarantäne

Pech hatten die Passagiere von SAS-Flug SK4700 vom Freitagabend von Nizza nach Oslo, wie der «aero Telegraph» berichtet. Pünktlich setzte der Kapitän das Flugzeug auf die Landebahn. Sogar etwas früher als im Flugplan vorgesehen – und doch zu spät, nämlich genau eine Minute nach Mitternacht.

Damit fiel der Flug unter die neue Quarantäne-Regelung des Landes. Die norwegischen Behörden hatten am Donnerstag Monaco, die Schweiz, Teile Schwedens und Tschechien auf die Liste der roten Länder gesetzt – zusammen mit Frankreich. Wer von dort einreist, muss in Quarantäne. Die Regelung trat um Mitternacht in der Nacht auf Samstag (8. August) in Kraft.

16.54 Uhr: Deutschland – Knapp 2'800 Teilnehmer bei Corona-Demo in Dortmund

Knapp 2'800 Menschen haben nach Polizeiangaben am Sonntagnachmittag in der Dortmunder Innenstadt gegen die staatlichen Corona-Schutzmassnahmen demonstriert. Die Kundgebung verlief zunächst friedlich. Nach Appellen der Polizei wurden auch die Abstandsregeln eingehalten, wie eine dpa-Reporterin vor Ort berichtete. Die meisten Teilnehmer der Demo trugen keine Mund-Nasen-Schutzmaske. Die Organisation «Querdenken-231» hatte die Veranstaltung angemeldet.

Am Samstag hatten sich in Stuttgart einige Hundert Menschen zu einer «Querdenken»-Demo gegen die Corona-Einschränkungen versammelt. In Berlin hatten am vergangenen Wochenende Tausende gegen die staatlichen Auflagen zur Eindämmung der Corona-Pandemie protestiert. Weil viele von ihnen weder Abstandsregeln einhielten noch Masken trugen, löste die Polizei die Kundgebung auf.

16.47 Uhr: Schweiz – Ende des Abkommens mit Frankreich zur Besteuerung von Grenzgängern

Das Abkommen zwischen Bern und Paris vom 13. Mai zur Erleichterung der Arbeit im Homeoffice für Grenzgänger läuft am 31. August aus. Es würde nur bei einer zweiten Welle von Ansteckungen mit dem Coronavirus verlängert.

Für die Schweizer Arbeitgeber bedeute dies, dass wieder die früheren abschreckenden Steuerbestimmungen gelten, schreibt die Westschweizer Zeitung «Le Matin Dimanche». Wenn etwa ein Angestellter mehr als einen Tag pro Woche zu Hause in Frankreich arbeitet, müssen gemäss der Zeitung die Sozialleistungen in Frankreich ausbezahlt werden. Dort sei der Anteil der Arbeitgeber viermal so hoch wie in der Schweiz.

Rund 180'000 Personen, die in Frankreich wohnen, arbeiten in normalen Zeiten täglich in der Schweiz. Mit der Corona-Krise konnte sich ein Grossteil von ihnen nicht physisch an ihren Arbeitsplatz begeben.

Das Abkommen galt rückwirkend ab dem 14. März dieses Jahres. Es war seither stillschweigend am Ende jedes Monats verlängerbar. Das Abkommen wird nun beendet, da die Schweiz und Frankreich inzwischen die Reisebeschränkungen aufgehoben haben.

16.33 Uhr: Hinweise auf Corona-Impfstoff für Ende 2020

Nach Einschätzung von EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides könnte ein erster Impfstoff gegen Covid-19 bereits zum Jahresende zur Verfügung stehen. «Auch wenn Vorhersagen zum jetzigen Zeitpunkt noch riskant sind, haben wir doch gute Hinweise, dass der erste Impfstoff gegen Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres verfügbar sein wird», sagte Kyriakides dem «Handelsblatt» (Online/Sonntag).

Der Impfstoff könne zwar nicht auf Anhieb alle Probleme lösen, sagte die EU-Kommissarin. Aber er werde es «schrittweise erlauben, zur Normalität zurückzukehren», wenn eine «kritische Masse von Bürgern insbesondere in den Risikogruppen» geimpft worden sei.

Unter Wissenschaftlern ist unklar, wann ein Impfstoff zur Verfügung stehen könnte. Theoretisch könnte eine Entwicklung auch noch Jahre dauern oder sogar ganz scheitern.

15.57 Uhr: Schweiz – Erste Quarantäne-Sünder an den Flughäfen erwischt

Wer aus einem Corona-Risikoland zurück in die Schweiz einreist, muss in Quarantäne. Bei der Überprüfung der Passagierlisten an den Flughäfen wurden nun erste Ferien-Rückkehrer dabei erwischt, dass sie sich nicht daran gehalten haben. 

Hinweis auf einem Plakat am Flughafen Zürich Kloten: Die Quarantäne bei der Einreise aus bestimmten Ländern ist obligatorisch.
Hinweis auf einem Plakat am Flughafen Zürich Kloten: Die Quarantäne bei der Einreise aus bestimmten Ländern ist obligatorisch.
Bild: Keystone

Behörden in den Kantonen Glarus, Graubünden, Obwalden, Solothurn, Zug und Zürich haben jeweils bis zu 10 Personen angezeigt, zeigt eine Umfrage im «Sonntags-Blick». Theoretisch ist eine Busse für Quarantäne-Verweigerer nach dem Epidemie-Gesetz von bis zu 10'000 Franken möglich. Kontrolliert wird per Telefon und Email. Zuständig für die Strafverfolgung sind die Kantone. Die zeigen sich bei Verdachtsfällen meist diplomatisch – und schicken erst einmal eine Quarantäneverfügung des Kantonsarztamts.

«Und wenn das nichts nützt, könnten wir sogar die Kantonspolizei vorbei­schicken», sagt Gundekar Giebel von der Gesundheits­direktion des Kantons Bern. Auch Hinweisen aus der Bevölkerung gehen die Behörden nach. Man wolle Denunziantentum jedoch nicht fördern, sondern setze auf Eigenverantwortung, betont Giebel.

15.17 Uhr: Deutschland – Wirtschaft und Gewerkschaften warnen vor zweitem Lockdown

Angesichts steigender Infektionszahlen in Deutschland warnen Wirtschaft und Gewerkschaften vor einem zweiten Lockdown. Die Zahl der gemeldeten Corona-Neuinfektionen hatte am Samstag den dritten Tag in Folge über 1'000 gelegen. Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nannte den Anstieg der Neuinfektionen auf über 1'000 Fälle pro Tag «alarmierend» und sagte, einen zweiten Lockdown gelte es «mit aller Macht» zu verhindern. Daher brauche Deutschland «zielgenauere Maßnahmen und Korrekturen» statt flächendeckender Rundumschläge. Nach einem halben Jahr Erfahrung mit dem Virus sei eine medizinische Einordnung dessen nötig, was falsch gelaufen sei und geändert werden müsse, forderte Altmaier.

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer plädierte in der «Bild am Sonntag» für kleinere Schliessungen, Quarantäne und zeitlich begrenzte regionale Reaktionen. «Wir haben gelernt, dass bei grösseren Infektionsherden nicht alles stillgelegt werden muss.»

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, äusserte sich verhalten optimistisch: «Ich bin guter Hoffnung, dass wir inzwischen gelernt haben, mit dieser Pandemie umzugehen. Wenn sich alle an die Hygiene- und Abstandsregeln halten, können wir es hoffentlich ohne einen zweiten Lockdown schaffen.»

Der Chef des CDU-Wirtschaftsrats, Wolfgang Steiger, hatte angesichts der steigenden Infektionszahlen gefordert, Bundesbürgern Reisen in Corona-Risikogebiete zu verbieten. «Ein solches Verbot käme viel zu spät», sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dem «Tagesspiegel» vom Sonntag. «Die Urlauber sind längst unterwegs oder auf der Rückreise.» Ausserdem sei eine solche Einschränkung verfassungsrechtlich nicht durchsetzbar.

14.27 Uhr: Zehn Tote beim Brand in einem indischem Covid-19-Zentrum

Beim Brand in einer Einrichtung zur Behandlung von Covid-19-Patienten sind am Sonntag in Indien zehn Menschen ums Leben gekommen. Bei dem Gebäude in Vijayawada (Bundesstaat Andhra Pradesh) handelte es sich um ein Hotel, das ein privates Krankenhaus zur Behandlung von Corona-Infizierten mit milden Symptomen gemietet hatte. 20 Menschen wurden gerettet, wie Polizeiinspektor MVS Nagaraju sagte. Wahrscheinliche Brandursache sei ein Kurzschluss. Gegen die Leitung des Zentrums wird wegen des Verdachts fahrlässiger Tötung ermittelt.

Indien leidet schwer unter der Corona-Pandemie. Mit gut 2,15 Millionen Infizierten steht das Land weltweit an dritter Stelle hinter den USA und Brasilien.

13.48 Uhr: Johnson erklärt Öffnung aller Schulen zur «nationalen Priorität»

Der britische Premierminister Boris Johnson hat die Rückkehr aller Schüler zum Unterricht im September zur «nationalen Priorität» erklärt. «Die Schulen nur einen Augenblick länger geschlossen zu lassen als unbedingt notwendig, ist sozial untragbar, wirtschaftlich nicht aufrechtzuerhalten und moralisch nicht zu vertreten», schrieb Johnson in einem Gastbeitrag in der «Mail on Sunday».

Premierminister Boris Johnson im vergangenen Monat beim Besuch einer Schule in der Grafschaft Kent. (Archivbild)
Premierminister Boris Johnson im vergangenen Monat beim Besuch einer Schule in der Grafschaft Kent. (Archivbild)
Bild: Keystone/PA Wire/Jeremy Selwyn/Evening Standard

Die Sommerferien in England gehen Anfang September zu Ende. Dann sollen alle Jahrgangsstufen wieder unterrichtet werden. Medien berichteten unter Berufung auf eine ungenannte Regierungsquelle, Johnson wolle im Falle eines starken Anstiegs der Coronavirus-Infektionen eher erneut Läden, Kneipen und Restaurants schliessen lassen als Schulen. In Schottland sollen bereits Mitte August alle Schüler wieder Unterricht haben.

Erst vergangene Woche hatten Wissenschaftler des University College London gewarnt, das System zur Kontaktverfolgung in Grossbritannien sei noch nicht bereit für eine flächendeckende Rückkehr zum Schulbetrieb. Demnach muss es für eine Vollzeit-Schulöffnung gelingen, etwa drei Viertel der symptomatischen Infektionen zu erkennen und zu isolieren, um eine Ausbreitung effektiv eindämmen zu können. Zudem müsse dafür ein Grossteil der Kontaktpersonen Infizierter erfasst werden.

Grossbritannien ist mit mehr als 46'500 Todesfällen bei nachweislich mit dem Coronavirus Infizierten das von der Pandemie am stärksten betroffene Land in Europa.

13.21 Uhr: Südafrikanischer Politiker Buthelezi mit Coronavirus infiziert

Der südafrikanische Politiker und ehemalige Leiter der Inkatha-Freiheitspartei (IFP), Mangosuthu Buthelezi, hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Der 91-Jährige habe derzeit keine Symptome und isoliere sich Zuhause, teilte die Familie in einer Mitteilung am Samstag mit. Buthelezi gründete 1975 die Zulu-Partei Inkatha-Freiheitspartei, einst wichtige Rivalin des African National Congress (ANC) von Nelson Mandela. Die Rivalitäten zwischen den zwei Parteien kosteten zwischen 1983 und 1996 rund 25'000 Menschen das Leben. Der ANC ist seit der ersten demokratischen Wahl nach Ende des rassistischen Apartheid-Regimes 1994 in Südafrika an der Macht.

12.52 Uhr: BAG meldet 152 neue Corona-Fälle in der Schweiz

In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Sonntag 152 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus innert eines Tages gemeldet worden. Am Samstag waren es 182 neue Covid-19-Infizierte, am Freitag 161 und am Donnerstag 181.

Insgesamt gab es seit Beginn der Pandemie bisher laut den neusten BAG-Zahlen 36'603 laborbestätigte Fälle. Gleichzeitig meldete das BAG im Vergleich zum Vortag fünf neue Hospitalisierungen. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung blieb unverändert bei 1'712.

In Isolation aufgrund der Kontaktrückverfolgung befanden sich 1'301 infizierte Personen, wie das BAG weiter mitteilte. In Quarantäne waren 4'071 Personen, die mit Infizierten in Kontakt waren. Die Zahlen stammten aus 25 Kantonen und aus Liechtenstein. 13'856 weitere Menschen waren nach der Rückkehr aus einem Risikoland in Quarantäne.

Die Zahl der durchgeführten Tests auf Sars-CoV-2 beläuft sich bisher auf insgesamt 840'409. Bei 5,2 Prozent dieser Tests fiel das Resultat positiv aus.

12.08 Uhr: Corona-Notstand in Iran auch noch 2021

Der Corona-Notstand im Iran wird nach Einschätzung von Präsident Hassan Ruhani mindestens bis Januar 2021 dauern. «Wir haben den Notstand nun seit sechs Monaten und müssen uns auf mindestens weitere sechs Monate vorbereiten», kündigte Ruhani am Sonntag in Teheran an. Es sei nicht möglich, alle Beschränkungen wieder aufzuheben. «Wir müssen einen Mittelweg zwischen Normalität und Einhaltung der Corona-Vorschriften finden», schrieb der Präsident auf seiner Webseite. Zugleich rechtfertigte er erneut seine Politik, verschiedene Massnahmen zu lockern.

Präsident Hassan Ruhani während einer Sitzung des Nationalen Komitees zur Bekämpfung des Coronavirus.
Präsident Hassan Ruhani während einer Sitzung des Nationalen Komitees zur Bekämpfung des Coronavirus.
Bild: Keystone/Iranian Presidency

Die von Ruhani angeordneten Lockerungen hatten in den vergangenen beiden Monaten dazu geführt, dass viele in der Bevölkerung die Hygienevorschriften und auch die Pandemie nicht mehr Ernst nahmen. Folglich gab es einen dramatischen Anstieg der Opferzahlen mit teilweise mehr als 200 Toten pro Tag und Kritik am Präsidenten. Aktuell liegt die Zahl der Todesopfer im Iran bei mehr als 18 000. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem neuen Corona-Virus hat die Marke von 320'000 überschritten.

In den vergangenen Tagen registrierte das Gesundheitsministerium eine leichte Besserung. Experten führen dies hauptsächlich darauf zurück, dass sich wieder mehr Leute an Masken- und Abstandspflicht halten. Das Ministerium sieht jedoch kein Grund zur Entwarnung. «Unser kurzfristiges Minimalziel sollte weiterhin eine zweistellige Opferzahl (pro Tag) sein», sagte Vizeminister Iradsch Hariurichi der Nachrichtenagentur Isna. Dafür soll nun auch die Polizei mit der Verhängung von Bussgeld sorgen, vor allem für Maskenverweigerer.

11.16 Uhr: Trump erlässt per Dekret neue Corona-Hilfen

Nach gescheiterten Verhandlungen im Kongress über ein neues Corona-Hilfspaket hat US-Präsident Donald Trump per Dekret eine Reihe von Hilfsmassnahmen angeordnet. Bei einer Pressekonferenz in seinem Golfclub in Bedminster im Bundesstaat New Jersey unterzeichnete Trump am Samstag vier Erlasse, die unter anderem eine Kürzung der Lohnnebenkosten und einen verlängerten Zuschlag zur Arbeitslosenhilfe vorsehen. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden sprach von «halbgaren Massnahmen». Sie seien ein «weiterer zynischer Trick» des Präsidenten, der damit von seiner Verantwortung ablenken wolle. Das Land brauche stattdessen einen «wahren Anführer», der in der Lage sei, eine Einigung mit dem Kongress zu erzielen.

Nach dem Willen Trumps soll sich der Zuschuss zur Arbeitslosenhilfe auf 400 Dollar wöchentlich belaufen. Ein weiteres Dekret soll den Schutz von Mietern vor Zwangsräumungen sicherstellen, während ein vierter Erlass eine Fristverlängerung für die Rückzahlung von Studiendarlehen vorsieht.

Trump sagte bei der Unterzeichnung der Dekrete, er wolle sicherstellen, dass die Hilfe schnell bei den Menschen ankomme. Es wird allerdings damit gerechnet, dass die Erlasse juristisch angefochten werden, da der Präsident auf diesem Weg den Kongress und dessen Budgethoheit umgeht.

Die Verhandlungen zwischen den Kongressparteien über ein neues Corona-Hilfspaket stecken seit mehr als zwei Wochen fest. Auch eine neue Gesprächsrunde am Freitag verlief ergebnislos. Die Demokraten waren nach Angaben von Oppositionsführerin Nancy Pelosi mit einem Kompromissvorschlag in die Gespräche gegangen. Demnach erklärten sie sich bereit, den Umfang des geplanten Hilfspakets von drei auf zwei Billionen Dollar zu senken. Doch das Weisse Haus, das ein Volumen von einer Billion Dollar forderte, habe diesen Vorschlag abgelehnt.

Wegen der ausstehenden Einigung auf ein neues Programm war vergangene Woche ein wöchentlicher Zuschlag zum Arbeitslosengeld in Höhe von 600 Dollar ausgelaufen. Der Zuschuss war ein zentraler Streitpunkt in den Verhandlungen. Die Republikaner forderten eine Reduzierung auf 200 Dollar, während die Demokraten die bisherige Förderung beibehalten wollten.

10.49 Uhr: Frankreichs Tourismusbranche büsst wegen Corona-Krise 40 Milliarden Euro ein

Die Corona-Krise hat der französischen Tourismusbranche nach Einschätzung der Regierung Einbussen von mindestens 30 bis 40 Milliarden Euro beschert. Die Einnahmen der Branche stammten in normalen Zeiten zu einem Drittel aus dem internationalen Tourismus, der massiv eingebrochen sei, sagte Tourismus-Staatssekretär Jean-Baptiste Lemoyne dem «Journal du Dimanche».

Von den Gesamteinnahmen in Höhe von 180 Milliarden Euro entfallen demnach normalerweise 60 Milliarden Euro auf ausländische Reisegäste.

Die Einbussen würden zum Teil von inländischen Touristen aufgefangen. Lemoyne zufolge entschieden sich 70 Prozent der französischen Urlauber für ein Reiseziel in der Heimat. Zudem sei es «ermutigend», dass für September wieder mit mehr ausländischen Gästen aus Ländern wie Belgien, Deutschland, Italien und Spanien zu rechnen sei.

10.27 Uhr: Keine Coronavirus-Übertragung in Neuseeland seit hundert Tagen

In Neuseeland ist die Übertragung des Coronavirus in der Bevölkerung seit hundert Tagen gestoppt. Derzeit gibt es nach offiziellen Angaben noch 23 aktive Infektionsfälle im Land. Die Infizierten steckten sich aber nicht in Neuseeland an, sondern wurden bei der Einreise positiv getestet und in Quarantäne-Einrichtungen untergebracht.

«Hundert Tage ohne Übertragung ist ein wichtiger Meilenstein, aber wir alle wissen, dass wir uns keine Nachlässigkeit erlauben dürfen», sagte der oberste Gesundheitsbeamte Ashley Bloomfield. «Wir haben in anderen Ländern gesehen, wir schnell das Virus wieder auftauchen und in sich an Orten ausbreiten kann, wo es bereits unter Kontrolle war. Wir müssen darauf vorbereitet sein, neue Fälle in Neuseeland schnell auszumerzen.»

Neuseeland hatte die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus mit rigorosen Massnahmen schnell unter Kontrolle gebracht. Mitte März wurde eine strikte Ausgangssperre verhängt und die Grenzen des Landes geschlossen.

10.02 Uhr: Schweizer Schriftsteller Lüscher sieben Wochen im Koma

Der 43-jährige Schweizer Schriftsteller Jonas Lüscher ist aufgrund des schweren Verlaufs einer Corona-Infektion sieben Wochen im künstlichen Koma gelegen. Lüscher war zuvor gesund und gehörte keiner Risikogruppe an, wie er im Interview in der «Sonntagszeitung» sagte.

Jonas Lüscher gewann mit dem Buch «Kraft» den Schweizer Buchpreis 2017. Er machte im Frühling 2020 einen sehr schweren Verlauf einer Covid-19-Infektion durch und lag sieben Wochen lang im künstlichen Koma. (Archivbild)
Jonas Lüscher gewann mit dem Buch «Kraft» den Schweizer Buchpreis 2017. Er machte im Frühling 2020 einen sehr schweren Verlauf einer Covid-19-Infektion durch und lag sieben Wochen lang im künstlichen Koma. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Er finde es – gelinde gesagt – «schon sehr seltsam», dass sogar Immunologen öffentlich erklärten, Corona sei für gesunde Menschen unter 45 Jahren nicht gefährlich, erklärte Lüscher, der zu den bedeutendsten Schweizer Schriftstellern der Gegenwart gehört. Infiziert habe er sich wohl, als er Mitte März bei den Kommunalwahlen in München, wo er wohnt, beim Auszählen der Stimmen geholfen habe.

Insgesamt habe die Bewältigung des schweren Verlaufs der Infektion bei ihm zwölf Wochen in Anspruch genommen. Neben den sieben Wochen im künstlichen Koma habe er noch zusätzlich zwei Wochen auf der Intensivstation und drei Wochen in der Reha verbracht. Kognitive Schäden habe er aber zum Glück keine davongetragen.

Die Epidemiologie sei zwar tatsächlich zum grossen Teil ein statistisches Fach. Es bleibe jedoch die Frage, was man mit den ganzen Zahlen mache, denn diese allein würden nichts aussagen. Man müsse daraus notgedrungen ein Narrativ entwickeln. «Wir brauchen also Erzählungen mit Erklärungsqualität und Welthaltigkeit.»

Lüscher nennt im Interview den deutschen Virologen Christian Drosten als ein gutes Beispiel für einen kompetenten Wissenschaftserzähler. Auf der anderen Seite stehe «die dümmste aller Corona-Erzählungen, die plumpe Verleugnung unter Heranziehung von Verschwörungstheorien».

9.43 Uhr: Paris führt Maskenpflicht im Freien ein

Wegen steigender Corona-Infektionszahlen gilt in Teilen von Paris von Montag an auch im Freien eine Maskenpflicht. Die Vorgabe gelte für alle Menschen ab elf Jahren, teilte die Stadtverwaltung am Samstag mit. Betroffen seien bei Touristen beliebte Orte wie der Hügel Montmartre, die Ufer der Seine und des Canal Saint-Martin sowie Strassenmärkte und Einkaufsmeilen. Insgesamt gilt die Maskenpflicht im Freien in mehr als hundert Strassen in fast allen Bezirken der französischen Hauptstadt.

Frankreich hatte die allgemeine Maskenpflicht, die zunächst nur in öffentlichen Verkehrsmitteln galt, am 20. Juli auf Geschäfte, Einkaufszentren, Banken, geschlossene Markthallen und Verwaltungsgebäude ausgeweitet. Seit der vergangenen Woche können die örtlichen Behörden auch anordnen, den Mund-Nasen-Schutz im Freien zu tragen. Vor Paris hatten bereits mehrere Städte wie Nizza, Lille und Marseille diesen Schritt vollzogen.

9.15 Uhr: Mehr als 100'000 Corona-Tote und 3 Millionen Infektionen in Brasilien

Die Zahl der Todesopfer des Coronavirus ist in Brasilien auf mehr als 100'000 gestiegen. Das grösste und bevölkerungsreichste Land Lateinamerikas überschritt diese Marke in der offiziellen Statistik des Gesundheitsministeriums am Samstag. Im Vergleich zum Vortag waren demnach 905 Todesfälle hinzugekommen, womit die Gesamtzahl seit Ausbruch der Pandemie auf 100'477 stieg. Es kamen zudem 49'970 Neuinfektionen hinzu – seit dem ersten bestätigten Fall in Brasilien Ende Februar steckten sich demnach 3'012'412 Menschen nachweislich mit dem Erreger Sars-CoV-2 an.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro steht wegen seines laxen Umgangs mit der Pandemie seit langem in der Kritik. Er bezeichnete die Lungenkrankheit Covid-19 immer wieder als «leichte Grippe» und stemmte sich gegen Schutzmassnahmen. «Bolsonaro weiss, dass die Wirtschaftskrise extrem werden wird, vor allem in Lateinamerika, dass viele Regierungen das nicht überleben werden», sagt der deutsch-brasilianische Politikwissenschaftler Oliver Stuenkel von der Fundação Getulio Vargas in São Paulo der Deutschen Presse-Agentur. «Er brauchte einen Schuldigen.» Das sind die Gouverneure, an die das oberste Gericht die Kompetenzen übertrug. Bolsonaro zeigte sich häufig ohne Mundschutz in der Öffentlichkeit und löste Menschenansammlungen aus – auch nach seiner Genesung, nachdem er vor wenigen Wochen positiv auf das Coronavirus getestet worden war.

Es hat immer wieder Demonstrationen und Protestaktionen gegen den Umgang der Regierung des rechtspopulistischen Staatschefs mit der Krise gegeben. Am Samstag wurden am Strand der Copacabana in Rio de Janeiro für die Corona-Opfer symbolisch rote Luftballons steigen gelassen.

8.55 Uhr: Berset sieht kein nahes Ende der Pandemie

In den sechs Monaten seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich laut Bundesrat Alain Berset die Stimmung im Land stark verändert. Müdigkeit und Gereiztheit in der Bevölkerung nähmen zu. Ein Ende der Pandemie sei nicht in Sicht.

Bundesrat Alain Berset sieht kein nahes Ende der Corona-Pandemie. (Archivbild)
Bundesrat Alain Berset sieht kein nahes Ende der Corona-Pandemie. (Archivbild)
Bild: Keystone

Noch im März und April habe es auf dem Höhepunkt der Krise eine Phase der Einigkeit gegeben, sagte Berset in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Der Zusammenhalt sei eindrücklich gewesen. Danach hätten die Debatten wieder eingesetzt, was in einer Demokratie wichtig sei. Momentan aber sei zu spüren, dass die Nerven angespannt seien. Es brauche weniger, bis sich die Leute aufregten.

Die jüngste Kritik am Bundesamt für Gesundheit wegen falscher Daten erklärt sich Berset mit der hohen Belastung. «Es gab und gibt Momente, wo unsere Leute am Anschlag sind. Auch ich komme immer wieder an meine Grenzen. Schliesslich sind wir alle nur Menschen und leben jeden Tag mit dieser Unsicherheit. Das ist mühsam für alle, auch für den Bundesrat und die Verwaltung», sagte Berset.

Die Schweiz habe in der Pandemie viel gelernt. Eine Situation wie im letzten März sollte es nie mehr geben. Damals habe es täglich bis zu 1'500 neue Infektionen mit dem Virus gegeben. Die Dunkelziffer sei damals klar höher gewesen. Heute werde schon bei kleinsten Symptomen gratis getestet und dies bei viel weniger Fällen. «Ich würde sagen, wir haben die Situation im Griff», so Berset weiter.

Wann es einen Impfstoff gegen das Virus geben werde, wisse niemand mit Gewissheit. Der Bundesrat rechne damit, dass es im kommenden Jahr soweit sei. Neben der Zusammenarbeit mit Moderna sei der Bund auch mit anderen Anbietern im Gespräch. Der Bundesrat werde mit weiteren Anbietern Vorverkaufsverträge abschliessen, wenn die Schweiz Zugang zu einem guten Produkt erhalte.

8.42 Uhr: US-Experten fordern erneut strikte Ausgangsbeschränkungen

Ein renommierter Epidemiologe und ein führender Vertreter der US-Notenbank fordern im Kampf gegen die Corona-Pandemie die erneute Verhängung strikter Ausgangsbeschränkungen. Bis es eine Impfung gebe, werde es ohne einen neuen Lockdown Millionen weitere Coronavirus-Infektionen und zahlreiche Todesfälle geben, aber keine nachhaltige Erholung der Wirtschaft, warnten der Epidemiologe Michael Osterholm und der Chef des Büros der Notenbank in Minneapolis, Neel Kashkari, in einem Gastbeitrag in der «New York Times».

«Es gibt keinen Zielkonflikt zwischen der Gesundheit und der Wirtschaft», schrieben sie. «Beide verlangen es, das Virus aggressiv unter Kontrolle zu bringen.» Die Geschichte werde hart über Amerika urteilen, wenn die aktuelle Chance, die Pandemie unter Kontrolle zu bringen, nicht ergriffen werde, schrieben sie in dem am Freitag (Ortszeit) veröffentlichten Gastbeitrag. Sie schlagen die Verhängung von Ausgangsbeschränkungen in den Bundesstaaten für jeweils sechs Wochen vor, um die Zahl der Neuinfektionen von derzeit 50'000 bis 60'000 pro Tag mindestens auf wenige Tausend pro Tag zu reduzieren.

Reisende mit Mundschutz an einem Bahnhof in New York.
Reisende mit Mundschutz an einem Bahnhof in New York.
Bild: Keystone/AP/Mark Lennihan

US-Präsident Donald Trump und viele Gouverneure lehnen erneute einschneidende Beschränkungen des öffentlichen Lebens entschieden ab, weil diese der Wirtschaft schaden. Nach Ansicht vieler Gesundheitsexperten wurden die ursprünglichen Beschränkungen, die ab Ende März verhängt worden waren, zu schnell wieder aufgehoben. Anders als in europäischen und asiatischen Staaten wurde die Pandemie in den USA nie weitgehend unter Kontrolle gebracht. Die USA mit ihren rund 330 Millionen Einwohnern hatten im Schnitt nie weniger als 20'000 Neuinfektionen am Tag. Inzwischen sind im es Schnitt rund 60'000.

Mit Blick auf die bevorstehende kalte Jahreszeit und die Wiedereröffnung von Schulen und Universitäten warnten Osterholm und Kashkari vor einer weiteren Zuspitzung. «In den nächsten sechs Monaten könnte das, was wir bisher erlebt haben, nur wie das Aufwärmen für eine grössere Katastrophe erscheinen», schrieben sie.

In den USA gibt es bislang Daten der Universität Johns Hopkins zufolge fast fünf Millionen bekannte Corona-Infektionen und rund 161'000 damit zusammenhängende Todesfälle.

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