Energie-SpekulationStrom-Trader bei Axpo verdienen Millionen
smi
25.12.2022
Energiekonzerne wie Axpo brauchen Milliarden-Garantien vom Bund, um sicher genügend Strom für die Schweiz einkaufen zu können. Jetzt zeigt sich: Axpos Energie-Trader verdienen Millionen an Provisionen.
smi
25.12.2022, 10:56
25.12.2022, 10:59
smi
Kurz vor Weihnachten haben zwei der fünf Eigentümer-Kantone des Energiekonzerns Axpo eine unabhängige Überprüfung der Geschäftsführung veranlasst. Nun hat der «Blick» in Gesprächen mit ehemaligen Kadermitarbeitenden erfahren, dass einige der für Strom-Handelsgeschäften Verantwortlichen Millionen verdienen.
Elektrische Energie wird international gehandelt wie Rohstoffe oder Getreide. Ihr Preis richtet sich nach dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Das heisst: Anbieter, Käufer und Wiederverkäufer machen Geschäfte mit sinkenden und steigenden Preisen – wie Trader an der Börse.
Und wie die Makler an den grossen Finanzplätzen der Welt, verdienen einige Provisionen an den Geschäften, die sie abschliessen. Ehemalige der Axpo haben dem «Blick» berichtet, dass diese bei erfolgreichen Deals mehrere Millionen verdienen können.
Der Stromkonzern bestätigt diese Vergütungen im Grundsatz, aber ohne auf deren Höhe einzugehen. Eine Sprecherin habe hingegen darauf hingewiesen, dass die Händler auch an Verlusten beteiligt würden, ihr Lohn also sinke, wenn sie schlechte Geschäfte tätigten.
Wie viele Menschen in Diensten von Axpo mehrere Millionen Franken pro Jahr verdienen, gibt das Unternehmen nicht preis. Gemäss Inside Paradeplatz sind es mindestens 15 Personen, die dank Boni für lukrative Deals eine Million oder mehr in einem Jahr verdient haben.
Das für seine spektakulären Insider-Geschichten bekannte Zürcher Medium geht so weit, zu schreiben, Einzelne hätten einen Jahreslohn von 30 bis 40 Millionen bezogen. Dies dementiert Axpo im «Blick». Die Behauptung, es gebe ergebnisbezogene Vergütungen im zweistelligen Millionenbereich, sei falsch, zitiert die Zeitung eine Sprecherin.
Wie stark treibt Spekulation die Strompreise in die Höhe?
Stomeinkäufe auf dem internationalen Markt sind für die Grundversorgung der Schweiz notwendig, denn im Winter liefern die einheimischen Kraftwerke zu wenig Energie für die Schweiz Haushalte, Unternehmen und Infrastruktur.
Dennoch stellt sich die Frage, wie viele Handelsgeschäfte mit Strom wirklich nötig sind, um den Bedarf der Schweiz zu decken und wie viele einzig dazu dienen, Geld zu verdienen.
Die Nachfrage treibt den Preis. Sie stammt aber nicht nur vom Bedarf der Endverbraucher*innen, sondern kann von Händlern stammen, die Strom einzig kaufen, um ihn mit Gewinn weiterzuverkaufen. Unklar ist, wie gross der Anteil rein spekulativer Geschäfte mit Strom am gesamten Markt ist. Die hohen Strompreise sind auf jeden Fall auch Folge des Teil-Boykotts russischer Exporte und vom Netz genommener französischer Atomkraftwerke.
Die Resultate der unabhängigen Überprüfung der Axpo-Geschäftsleitung sollen im Frühling 2023 vorliegen. Deloitte Schweiz führt sie durch und soll unter anderem die Themen Governance, Risikomanagement, Handelsaktivitäten im In- und Ausland sowie Liquidität unter die Lupe nehmen.