Sommaruga: «Auch die Umwelt hat enorm unter dem Krieg gelitten»
Die Schweiz will der Ukraine helfen, beim Klimaschutz voranzukommen. Bundesrätin Simonetta Sommaruga erklärt im Interview, was darunter zu verstehen ist und wie die weiteren Schritte aussehen.
04.07.2022
Die Schweiz will der Ukraine helfen, beim Klimaschutz voranzukommen. Bundesrätin Simonetta Sommaruga erklärt im Interview, was darunter zu verstehen ist und wie die nächsten Schritte aussehen.
Dass nebst Bundespräsident Ignazio Cassis auch Energieministerin Simonetta Sommaruga den Ukraine-Gipfel in Lugano besucht, hat einen guten Grund: Die Energie- und Umweltministerin hat am Montag gemeinsam mit dem für Umweltschutz zuständigen ukrainischen Minister, Ruslan Strilets, ein Klimaschutzabkommen unterzeichnet.
Klimaschutzprojekte planen, noch während Krieg herrscht? Das muss kein Widerspruch sein, erklärte Sommaruga vor den Medien. Die Ukraine könne durch einen klugen Aufbau unabhängiger von fossilen Brennstoffen werden. Zu jenen Bereichen, in denen die Schweiz helfen könne, zählte sie den Aufbau der Telekommunikation oder das Recycling von Beton.
Das Abkommen wurde im Rahmen des Pariser Klimaabkommens ausgearbeitet, erklärt die Bundesrätin im Interview mit blue News. «Für die Ukrainer bedeutet das, dass sie zusätzliche Mittel erhalten, nebst dem Wiederaufbau, die sie ganz spezifisch für den Klimaschutz einsetzen können.» Das ist der Umweltministerin besonders wichtig, denn: «Auch die Umwelt hat enorm unter diesem Krieg gelitten.» Im September sollen konkrete Projekte diskutiert werden.
Das Abkommen sei auch kein Schnellschuss gewesen, die Beratungen hätten bereits 2018 begonnen. Mit Blick auf die jüngste Entwicklung räumte aber auch die Bundesrätin an ihrer Medienkonferenz ein: «Es fällt mir nicht leicht, über Recovery zu sprechen, wenn noch Bomben fallen.»
Auch Umweltschützer fordern grünen Wiederaufbau
Die Verkündung des Abkommens kommt zu einem günstigen Zeitpunkt für die Ukraine: Ebenfalls am Montag haben Greenpeace und 45 Nichtregierungsorganisationen mit einer Protestaktion in Lugano gefordert, dass die Ukraine im Zuge des nötigen Wiederaufbaus auch ihren Energiesektor nachhaltiger gestaltet. Das entspreche «dem gesunden Menschenverstand» und sei, da die Ukraine der EU beitreten wolle, nur folgerichtig.