Auf dem Weg zur 9-Millionen-Schweiz So viele Menschen sind in deinem Kanton zugezogen

Von Stefan Michel

23.8.2024

Geflüchtete Ukrainer*innen werden seit 2023 zur ständigen Wohnbevölkerung gezählt und machen mehr als ein Drittel des Bevölkerungszuwachses in diesem Jahr aus. 
Geflüchtete Ukrainer*innen werden seit 2023 zur ständigen Wohnbevölkerung gezählt und machen mehr als ein Drittel des Bevölkerungszuwachses in diesem Jahr aus. 
Bild: Keystone

Die Schweizer Wohnbevölkerung ist 2023 so stark gewachsen wie seit 1960 nicht mehr. Die Unterschiede zwischen den Kantonen sind beträchtlich. Die interaktive Karte zeigt, wo wie viele Menschen zugezogen sind.

Stefan Michel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz ist 2023 um 1,7 Prozent gewachsen.
  • Die prozentualen Unterschiede zwischen den Kantonen sind beträchtlich und reichen von +0,9 Prozent bis +2,4 Prozent.
  • Den grössten Anteil am Zuwachs haben die neu zur Wohnbevölkerung gezählten Ukrainer*innen mit Schutzstatus S. Die Unterschiede zwischen den Kantone kann die Zuweisung der Geflüchteten aber nicht erklären.

Wo wächst die Schweizer Wohnbevölkerung am schnellsten? Nein, nicht in Zürich oder Genf, die immer genannt werden, wenn es um Dichtestress und Wohnungsnot geht. 

Vielleicht ist das aber auch mit ein Grund, weshalb die beiden Kantone mit den grössten Städten, nicht jene sind, in denen die Bevölkerung besonders stark zugenommen hat. Denn damit Menschen zuziehen können, braucht es freie Wohnungen für sie. Und die sind in Zürich und Genf besonders rar.

Zu den Spitzenreitern der Zuwanderung gehören der Aargau und Schaffhausen – beide sind Nachbarkantone Zürichs und in beiden ist die Bevölkerung um 2,2 Prozent gewachsen. Dort ist offenbar noch Platz, und nicht wenige, die im Grossraum Zürich arbeiten, finden im Aargau oder dem Schaffhausischen den Wohnraum, der ihnen entspricht. 

Die stärkste Zuwanderung hat das Wallis erfahren. Um 2,4 Prozent ist die Wohnbevölkerung dort gewachsen. 

Ukrainer*innen macht grossen Teil der Zuwanderung aus

Ein Blick auf die Leerwohnungsziffern (der Anteil leerer Wohneinheiten am gesamten Angebot) zeigt, dass diese nicht erklären können, warum im Wallis so viel mehr Menschen zugezogen sind, als im Jura, dessen Bevölkerung um 0,9 Prozent und damit am wenigsten zugenommen hat. 

Das Bundesamt für Statistik, das die neusten Bevölkerungszahlen heute veröffentlicht hat, betont, dass die Zuwanderung für den grössten Teil des Bevölkerungszuwachses verantwortlich sei. Zwar sei auch die Zahl der Schweizer*innen um 25'600 oder 0,4 Prozent gewachsen. Jene der Wohnbevölkerung ohne Schweizer Pass mit 121'300 jedoch wesentlich stärker.

Unter ihnen sticht eine Gruppe heraus: die aus der Ukraine Geflüchteten mit Schutzstatus S. Sie sind zum ersten Mal als Teil der ständigen Wohnbevölkerung erfasst worden und machen mit 59'500 Menschen fast die Hälfte derjenigen aus, die neu zur Wohnbevölkerung zählen, aber keinen Schweizer Pass besitzen. Von den 1,7 Prozent, um die Schweizer Bevölkerung gewachsen ist, stehen die Ukrainer*innen mit Schutzstatus S für 0,6 Prozent, also mehr als ein Drittel.

In absoluten Zahlen liegt Zürich vorn

Auf Anfrage von blue News hat das Bundesamt für Statistik keine Erklärung dafür, weshalb in gewissen Kantonen die Bevölkerung so viel stärker zugenommen hat als in anderen. Die Zuweisung der Flüchtlinge aus der Ukraine könne die Unterschiede nicht erklären.

Bleibt festzuhalten, dass die Ballungsräume der Schweiz nur prozentual weniger vom Bevölkerungszuwachs betroffen sind. Zürich (+1,6 Prozent) hat in absoluten Zahlen mit 25'541 die grösste Zunahme erlebt. Im Kanton Schaffhausen, einem der Spitzenreiter des Wachstums, leben 1892 Menschen mehr als 2022.