Explodierende Fallzahlen Der Bundesrat will sich beraten, dem Netz kommt das zu spät

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29.12.2021

Die Bundesräte werden sich morgen nicht in Person, sondern telefonisch über die aktuelle Lage austauschen. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Die Bundesräte werden sich morgen nicht in Person, sondern telefonisch über die aktuelle Lage austauschen. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
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Mit den stark steigenden Fallzahlen scheint das Worst-Case-Szenario des BAG bereits nach einer Woche überholt. Doch der Bundesrat will sich erst morgen treffen. Für das Abwarten gibt es online wenig Verständnis.

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Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in der Schweiz nähert sich der Marke von 20'000: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) meldet am Donnerstag 19'032 neue Coronavirus-Fälle innerhalb von 24 Stunden, dazu 129 Hospitalisationen und 23 Todesfälle. 

Damit scheint sich das Worst-Case-Szenario, das die BAG-Expert*innen vor etwas mehr als einer Woche präsentiert haben, einzustellen. Dieses rechnete mit rund 25'000 Fällen Anfang Januar. 



Auf Twitter halten die ersten dieses Worst-Case-Szenario bereits für überholt. «We're on a highway to hell», schreibt eine Userin, ein anderer rechnet bereits mit 200'000 Fällen in zwei Wochen. 

Obwohl sich die steile Entwicklung bereits Anfang Woche abzeichnete, wartet der Bundesrat mit neuen Verschärfungen zu. Heute verkündete Bundesrats-Sprecher André Simonazzi, dass sich der Bundesrat morgen Nachmittag telefonisch austauschen werde.



Die abwartende Haltung des Bundesrats wird auf Twitter scharf kritisiert. Einige fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen, sie wird als Verkörperung der DontLookUp-Idiotie bezeichnet. Für den Schweizer Pathologe Sebastian Leibl von der Lenzburger Skinmed Klinik ist klar: Die Untätigkeit von Bund und Kantone werde die Schweiz «noch teuer zu stehen kommen», und zwar in der Auslastung bei den Spitälern in zwei Wochen. 

Ob der Bundesrat morgen weitere Massnahmen erlassen wird, ist noch nicht sicher. Dass die Regierung schnell reagieren könne, versicherte Alain Berset gestern: «Das nächste Paket mit Massnahmen – auch mit Schliessungen – ist bereit», schrieb er auf Twitter. Doch nicht alle verlassen sich auf dieses Versprechen: «Vermutlich tauschen sie dort einfach Neujahrswünsche aus», meinte ein Nutzer.