Aussenminister Ignazio Cassis «Eine der grössten Evakuierungen ist fast beendet»

lmy

24.8.2021

Ein Militärflugzeug hebt in Kabul ab: Bei der Evakuierung arbeitete die Schweiz mit Deutschland und den USA zusammen.
Ein Militärflugzeug hebt in Kabul ab: Bei der Evakuierung arbeitete die Schweiz mit Deutschland und den USA zusammen.
KEYSTONE

292 Personen mit Schweizer Bezug sind bisher aus Kabul evakuiert worden, 66 sollen demnächst folgen. Aussenminister Ignazio Cassis ist erleichtert und bietet die guten Dienste der Schweiz für die Vermittlung im Konflikt an.

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«Eine der grössten Evakuierungen des EDA ist fast beendet», sagte Aussenminister Ignazio Cassis am Dienstag. 292 Personen mit Schweizer Bezug seien bereits evakuiert worden, 66 befinden sich noch am Flughafen in Kabul und sollen in den nächsten Stunden ausgeflogen werden.

Alle lokalen Mitarbeiter*innen der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) konnten evakuiert werden. «Ich bin sehr erleichtert», sagte Cassis. Er bedankte sich auch bei den Partnerstaaten Deutschland, USA und Usbekistan für die Hilfe.



15 Schweizer Staatsbürger befinden sich noch in Afghanistan. Die zuständige Botschaft in Pakistan sei in Kontakt mit ihnen. Sie seien informiert worden, dass sie das Land verlassen könnten, wollten dies aber teilweise nicht. Es werde keine weiteren Charterflüge mehr geben.

Cassis sagte auch, dass die Schweiz bereit sei, ihre guten Dienste zu leisten. Unter Umständen würde man auch mit den Taliban reden: «Es gibt keinen anderen Weg als jenen des Dialogs zwischen den Konfliktparteien, um eine Lösung zu finden», betont Cassis.

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  • 16.33 Uhr

    Medienkonferenz beendet

    Es gibt keine weiteren Fragen mehr, die Medienkonferenz ist damit beendet. Wir schliessen unseren Ticker hier und bedanken uns für die Aufmerksamkeit.

  • 16.32 Uhr

    Keine Asylverfahren

    Die aufgenommenen Afghan*innen erhalten mit der Entlassung aus dem Bundesasylzentrum eine B-Bewilligung, nach fünf Jahren bekommen sie eine dauerhafte Bewilligung, so Gattiker. Das seien aber keine Asylverfahren. Man sei bereits davon überzeugt, dass diese Flüchtlinge seien. Bei Problemen mit der Sicherheit könne man das Verfahren jederzeit abbrechen. Das sei der schnelle Weg für diese Leute, ergänzt Cassis.

  • 16.31 Uhr

    EDA verantwortlich?

    Wie steht es um die lokalen Mitarbeitenden und ihre Familien, fragt ein Journalist. Fühlt sich das EDA weiter verantwortlich? Cassis antwortet: «Wir sind selbstverständlich verantwortlich, wenn die Verträge auslaufen». Es seien Menschen, «die ein Kapital sind». Für die eine eventuelle weitere Zusammenarbeit seien sie die perfekten Leute.

  • 16.28 Uhr

    Schweiz sucht Dialog mit allen Seiten

    Zwei Journalistinnen fragen zur Vermittlung der Schweiz nach: Würde die Schweiz auch mit den Taliban reden? Das komme auf die Umstände an. Man habe aber die Gewohnheit, mit allen Parteien Kontakt zu halten, sagt Cassis. Das sein nötig, wenn man Brücken bauen wolle. «Es gibt keinen anderen Weg als jenen des Dialogs zwischen den Konfliktparteien, um eine Lösung zu finden», betont Cassis. «Es gibt keine Lösung, wenn man nicht miteinander spricht.» Zu viel Druck trage selten Früchte.

  • 16.27 Uhr

    Schweiz mit viel Glück?

    Ein Journalist fragt, ob die Schweiz einfach «unglaubliches Glück hatte». Lenz antwortet, man habe im Vergleich zu anderen Ländern das Glück gehabt, «dass wir eine weitaus geringere Zahl evakuieren mussten». Zweitens sei die Möglichkeit entscheidend gewesen, dauernd mit den Personen über Telefon oder SMS in Kontakt zu stehen. Drittens sei die Unterstützung der Partnerländer wichtig gewesen. Die Zahlen für Deutschland seien etwa weitaus höher, da werde es dann schwieriger.

  • 16.24 Uhr

    Keine Blankochecks zur Einreise

    Lokales Personal werde nur nach einer Sicherheitsüberprüfung eingestellt, so Cassis. Wenn diese nun in der Schweiz ankommen, werden sie nochmals überprüft, im Bundesasylzentrum allenfalls ein drittes Mal.

    Die Schweiz stelle keine Blankochecks zur Einreise aus, ergänzt Mario Gattiker. Alle Einreisenden würden genau überprüft. Der Nachrichtendienst mache das bei Einreisen aus Afghanistan schon länger systematisch.

  • 16.20 Uhr

    Was passiert mit den restlichen 15 Schweizern?

    Eine Journalistin fragt, was mit den 15 übrigen Schweizern passiert. «Mit einigen sind wir in Kontakt. Es gibt Möglichkeiten, das Land zu verlassen. Sie konnten aber oder wollten nicht zum Flughafen kommen», sagt Hans-Peter Lenz. Manche würden ihre Ausreise auch nicht melden. Man habe etwa eine Person in Zürich angetroffen, die offiziell noch in Afghanistan sei. Es handle sich also um eine «eine unbekannte Grössenordnung». 

    Die meisten der Evakuierten hätten aber selbständig den Weg zum Flughafen in Kabul gefunden. Das Team sei rund um die Uhr vor Ort gewesen.

  • 16.17 Uhr

    66 Personen am Flughafen

    Wie viele Personen sind nun noch am Flughafen Kabul? 66 Personen befinden sich noch am Flughafen in Kabul, sagt Hans-Peter Lenz. Diese würden in diesen Stunden von dort ausgeflogen.

  • 16.15 Uhr

    Gattiker übernimmt

    Staatssekretär Mario Gattiker übernimmt nun und beschreibt die Ankunft der Afghan*innen, die humanitäre Visa in den Schweiz bekommen. 

  • 16.12 Uhr

    Dank an Partnerstaaten

    Die Evakuierungsbemühungen der letzten Tage wären ohne die enge Zusammenarbeit mit Partnerstaaten nicht möglich gewesen, betont Cassis. Allen voran bei Deutschland und dessen Aussenminister Heiko Maas bedankt sich Cassis für die Hilfe beim Ausfliegen und die unkomplizierte Hilfe. Auch USA und Usbekistan seien wichtige Partner gewesen.

  • 16.11 Uhr

    Schweiz ist bereit, Gute Dienste anzubieten.

    Neben der humanitären Hilfe seien auch mittel- und langfristige Perspektiven wichtig. «Es bleibt abzuwarten, ob sich die Schweiz vermittelnd in diesen Prozess einbringen kann», sagt Cassis. Die Schweiz stehe immer bereit, ihre Guten Dienste anzubieten.

    Man fordere alle Beteiligten auf, insbesondere die Rechte von Frauen und Mädchen zu schützen. Afghanisten habe in den letzten Tagen eine Umwälzung von historischem Ausmass erlebt. 

  • 16.09 Uhr

    Kein weiterer Flug geplant

    Der vom EDA gecharterte Flug der Swiss sei diese Nacht aus Taschkent zurückgekehrt. Neben den 141 seien weitere Passagiere aus Afghanistan, Schweden und Deutschland an Bord gewesen, diese seien auf der Weiterreise an ihren Zielort. Die Schweiz habe damit ihren Beitrag an die internationale Evakuierung geleistet. «Im Moment ist kein weiterer Charterflug aus der Schweiz geplant», so Cassis.

  • 16.05 Uhr

    Eröffnung der Medienkonferenz

    Mit einigen Minuten Verspätung eröffnet Ignazio Cassis die Medienkonferenz. Der Aussenminister teilt mit, dass alle Mitarbeiter*innen des lokalen DEZA-Büros in Sicherheit seien – entweder schon evakuiert oder im Flughafen in Kabul.

    292 Personen mit Schweizer Bezug wurden evakuiert. Noch 15 Schweizer Bürger sind in Afghanistan, die Schweizer Botschaft in Pakistan sei in Kontakt mit ihnen.

    Eine der grössten Evakuierungen sei fast beendet. «Ich bin erleichtert und möchte mich bei allen bedanken, die das möglich gemacht haben.»

An der Medienkonferenz nehmen teil:

  • Bundesrat Ignazio Cassis, Vorsteher Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA)
  • Mario Gattiker, Staatssekretär für Migration (SEM), EJPD
  • Hans-Peter Lenz, Chef Krisenmanagement-Zentrum EDA, Leiter Krisenzelle Afghanistan
  • David Keller, Leiter Asylregion Bern, Staatssekretariat für Migration (SEM)

Ausgangslage vor der Medienkonferenz

Der Swiss-Flug LX8845 aus Taschkent ist in der Nacht auf Dienstag um 1:47 Uhr am Flughafen Zürich gelandet. Die Passagiere waren von der deutschen Luftwaffe von Kabul nach Usbekistan ausgeflogen worden, wo sie auf die vom EDA gecharterte Boeing 777 der Swiss umstiegen.

Aussenminister Ignazio Cassis.
Aussenminister Ignazio Cassis.
KEYSTONE

An Bord der Maschine waren 141 lokale Mitarbeiter*innen der Direktion für Entwicklung für Zusammenarbeit (DEZA) sowie 78 weitere Passagiere aus Afghanistan, Deutschland und Schweden.

Insgesamt will das EDA rund 300 Personen aus Afghanistan evakuieren. Darunter sind gemäss «NZZ» 35 Schweizer*innen und 40 Afghan*innen mit Aufenthaltsgenehmigung in der Schweiz. Die Schweizer Mitarbeiter des DEZA sind bereits seit letzter Woche ausgeflogen worden.