G7-Treffen zu AfghanistanBleiben die westlichen Retter länger in Kabul?
tmxh / SDA
24.8.2021
Am 31. August wollten die US-Truppen endgültig aus Afghanistan abgezogen sein. Nach dem schnellen Vormarsch der Taliban werden sie nun dringend zum Schutz der Evakuierungsflüge gebraucht. Auf dem G7-Gipfel steht nun die Frage im Raum: Bleiben sie doch länger als geplant?
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24.08.2021, 11:45
24.08.2021, 12:04
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Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrienationen sowie Vertreter der EU beraten an diesem Dienstag bei einem Sondergipfel über die Situation in Afghanistan. Teilnehmen sollen auch die Generalsekretäre der Nato und der Vereinten Nationen.
Eine grosse Rolle dürfte die Frage spielen, ob die Evakuierungen über den 31. August hinaus fortgesetzt werden können. Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson, der die Sitzung leiten wird, will sich nach Regierungsangaben aus London für eine Verlängerung bei US-Präsident Joe Biden stark machen. Biden hatte eine Fortsetzung der Evakuierungsmission nicht kategorisch ausgeschlossen, zugleich aber sehr deutlich gemacht, er hoffe, sie werde nicht notwendig sein.
Die militant-islamistischen Taliban hingegen haben sich bereits deutlich gegen eine Fristverlängerung ausgesprochen. Es handle sich um eine «rote Linie», sagte ein Sprecher dem britischen Nachrichtensenders Sky News am Montag. Sie zu verschieben, käme einer Verlängerung der militärischen Besetzung seines Landes gleich.
«Echte Probleme»
Das US-Militär hat für den Einsatz derzeit rund 5800 Soldaten am Flughafen in Kabul. Die Evakuierung gewann zuletzt an Fahrt. Vom 14. August bis zum Montagnachmittag (Ortszeit Washington) wurden vom US-Militär und den Truppen verbündeter Staaten bereits 48'000 Menschen ausgeflogen, wie das Weisse Haus erklärte. Bei den meisten Evakuierten handelt es sich um Afghanen, die einst für die US-Truppen gearbeitet haben, und deren Familien. Tausende von ihnen sollen während der Bearbeitung ihrer Visumsanträge auch auf US-Stützpunkten in Deutschland und anderen Staaten Europas untergebracht werden.
Trotz der ablehnenden Haltung der Taliban solle die Möglichkeit einer Verlängerung der Evakuierungsmission beim Gipfel am Dienstag Thema sein, bekräftigte ein Regierungssprecher in London. Es gehe darum, dass man im Kreis der G7 mit einer Stimme spreche. Britische Regierungsmitglieder hatten am Montag bereits deutlich gemacht, dass die Evakuierungsmission ohne die USA nicht durchführbar wäre. Es komme nun auf jede Minute an, sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace. Es gebe aber «echte Probleme» durch Massen von Menschen, die nicht die Kriterien für eine Evakuierung erfüllten, aber das Land verlassen wollten.
Auch längerfristige Entwicklung im Blick
Bei dem virtuellen Treffen am Nachmittag solle neben der Evakuierungsmission auch die langfristige Entwicklung des Landes auf dem Programm stehen, erklärte die britische Regierung. Zudem soll es darum gehen, wie die Errungenschaften der vergangenen 20 Jahre geschützt werden könnten, vor allem im Hinblick auf die Bildung von Mädchen und die Rechte von Frauen und Minderheiten.
In London hiess es, Johnson werde die Staats- und Regierungschefs der G7 auch dazu aufrufen, ihre Unterstützung für Flüchtlinge und humanitäre Hilfe aufzustocken, hiess es in der Mitteilung aus London. Grossbritannien hatte eine Verdopplung seiner Entwicklungshilfegelder für Afghanistan auf 286 Millionen Pfund (rund 358 Millionen Franken) angekündigt, allerdings war das Budget erst vor kurzem drastisch gekürzt worden. Zu den G7-Staaten gehören Grossbritannien, Deutschland, die USA, Frankreich, Italien, Kanada und Japan.