«Überall lagen Pizzaschachteln» So hat Karin Keller-Sutter die letzten Tage der CS erlebt 

dmu

13.3.2024

Bundesrätin Karin Keller-Sutter war als Finanzministerin massgeblich an den Verhandlungen zur Übernahme der CS durch die UBS beteiligt. 
Bundesrätin Karin Keller-Sutter war als Finanzministerin massgeblich an den Verhandlungen zur Übernahme der CS durch die UBS beteiligt. 
Keystone

Gut ein Jahr ist es her, seit der Bundesrat die Übernahme der CS durch die UBS orchestrierte. Finanzministerin Karin Keller-Sutter erzählt von ihren persönlichen Erfahrungen während dieser denkwürdigen Tage.

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  • Rund ein Jahr nach dem Untergang der Credit Suisse spricht Finanzministerin Karin Keller-Sutter in einem Interview über ihre Erfahrungen wahrend der Übernahmeverhandlungen.
  • Die Zeit sei von Unsicherheiten und Hektik geprägt gewesen.
  • Zudem habe sie den Abwart davon überzeugen müssen, die Heizung im Bundeshaus über Nacht nicht abzuschalten.

Knapp ein Jahr ist seit der Übernahme der CS durch die UBS vergangen. Am 19. März 2023 verkündeten der Bundesrat und Vertreter der beiden Banken die Massnahme – und versetzten die Schweiz damit in einen Schock. Die Krise hautnah miterlebt hat Finanzministerin Karin Keller-Sutter. In einem Interview mit SRF gibt die Magistratin einen Einblick, wie sie die letzten Tage der Traditionsbank persönlich erlebt hat.

«Am Mittwoch war noch nicht klar, ob es die Bank überhaupt ins Wochenende schaffen würde», wird Karin Keller-Sutter zitiert. Das oberste Ziel sei es natürlich gewesen, eine Lösung zu finden. «Ich kann mich erinnern, dass ich schon sehr froh war, als die Börsen am Freitagabend geschlossen hatten.»

Es blieb bekanntlich beim kurzen Aufatmen: Am Sonntag folgte die historische Medienkonferenz – rechtzeitig vor Börseneröffnung am Montag.

Krisenmanagement in Daunenjacken 

Im Finanzdepartement habe in diesen Tagen Ausnahmezustand geherrscht. «In den Räumen des Bernerhofs, welche sonst für Sitzungen oder Bankette benutzt werden, waren überall Leute am Arbeiten», so die Bundesrätin. Überall seien Pizzaschachteln herumgelegen. «Ich hatte den Eindruck, die Welt hielt den Atem an, bis wir eine Lösung hatten.»

Zumal zu der Zeit auch noch die drohende Energiemangellage für Herausforderungen sorgte: Über Nacht habe man die Heizung ganz abgeschaltet, «das war für die Leute unerträglich». In Daunenjacken und Militärdecken hätten sie an den Problemen gearbeitet. Keller-Sutter habe die Heizung wieder einschalten wollen, der Abwart verlangte aber einen Bundesratsentscheid. Da habe sie erwidert: «Gut, wenn es nur das ist, das kann ich gut entscheiden.»

Sie habe sich auch mehrmals geärgert – etwa in Gesprächen mit der Spitze der CS: «Ich hatte den Eindruck, man wollte lange die Realität nicht sehen.» 

Auf den Streit folgt der Smalltalk

Als Führungspersönlichkeit sei sie darauf bedacht gewesen, eine gewisse Gelassenheit nicht zu verlieren. «Sich aufregen, das bringt nichts.» Beispielsweise, als die UBS zunächst viel höhere Staatsgarantien gefordert habe und sie zeitgleich in einer Bundesratssitzung war.

Im Trockenen war der Deal erst kurz vor der Medienkonferenz. Vor dieser habe man sich in der Lobby besammelt – alle Involvierten, auch die Banken, die über Tage gestritten hatten. «Da standen wir einfach in der Lobby herum und haben etwas miteinander geredet: ‹Ja, jetzt ist es so.›» Als es dann Zeit war, sei man hinüber ins Medienzentrum gegangen. Der Rest ist Geschichte.

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