Keine krisensichere Logistik bis 2035 Schweizer Armee muss Millionen-Projekt abbrechen 

dmu

23.10.2024

Die Schweizer Armee will die Einführung einer Logistiksoftware nicht vollständig umsetzen.
Die Schweizer Armee will die Einführung einer Logistiksoftware nicht vollständig umsetzen.
Symbolbild: Keystone

Die Armee hat die vollständige Einführung einer Logistiksoftware abgebrochen. Eine Alternative soll nicht vor 2035 vorliegen. Der Entscheid hat in Bundesbern Besorgnis ausgelöst.

Dominik Müller

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Schweizer Armee hat 2023 die vollständige Einführung der SAP-Software für ihre Logistik abgebrochen.
  • Das bedeutet, dass im Krisenfall keine entsprechende Logistik vorliegt.
  • Parlamentarier*innen fordern nun vom Bundesrat Klarheit.

Im Jahr 2020 hat das Parlament 240 Millionen Franken bewilligt, um eine sogenannte Geschäfts-Ressourcenplanungs-Software von der Firma SAP bei der Schweizer Armee einzuführen. Seither läuft die Umsetzung. Nun zeigen aber Parlamentsprotokolle, in die «SRF» Einsicht hatte: Die Armee hat 2023 die vollständige Einführung abgebrochen.

Die sogenannte «Realisierungseinheit 8» sei gestoppt worden. Das Programm werde nur bis zur vorletzten Realisierungseinheit 7 fertiggestellt. Die Armee bestätigt den Entscheid auf Anfrage von «SRF».

SAP-Lösungen werden in zahlreichen Firmen eingesetzt. Damit werden etwa Rechnungsstellungen, Lohnauszahlungen, Lagerverwaltungen und Logistikaufgaben erledigt. Bei der Armee soll die IT-Lösung bei der Mobilisierung von Soldaten, der Auslieferung von Essensrationen, der Bereitstellung von Kampfjets oder der Verwaltung von Kampfjets zum Einsatz kommen.

Armee sucht andere Lösung

Die Armee sei ursprünglich davon ausgegangen, das Modul «Disconnected Operations» von SAP sei eine Lösung für ein «robustes und resilientes militärisches Logistiksystem». Das habe sich bei der Analyse mit Unterstützung von Drittfirmen und SAP nicht bewahrheitet. Die Armee suche nun in den kommenden Jahren nach einer anderen Lösung.

Das hat ernsthafte Konsequenzen: Die Armee kann vorläufig auf keine krisensichere Logistik zurückgreifen – etwa in einem Kriegsfall. «Wir werden das Thema erst nach 2035 angehen», sagt Alexander Kohli, Chef Armeestab Divisionär, zur zuständigen Aufsichtskommission. Derzeit seien die Mittel knapp.

Besorgte Politiker in Bundesbern

In Bundesbern hat der Entscheid der Armee Besorgnis ausgelöst: Die Mitglieder der Finanzkommissionen haben den Politiker*innen der Sicherheitspolitischen Kommission (SiK) einen Brief geschrieben. Darin fragen sie die SiK, ob die verzögerte Einführung einer Kriegslogistik ein Sicherheitsrisiko für die Schweiz darstelle. Zudem wird auf finanzielle Risiken hingewiesen.

Die Sicherheitspolitiker*innen haben nun reagiert und vom Bundesrat einen Bericht zum Projekt-Abbruch verlangt. Dieser soll bis Juni 2025 vorliegen.