Neue Details zu Todeskapsel-Einsatz Sarco-Chef weiter in U-Haft – Würgespuren am Hals der Toten

ai-scrape

29.10.2024 - 09:36

Bild der umstrittenen Suizidkapsel «Sarco»: Der Präsident der Organisation bleibt in U-Haft.
Bild der umstrittenen Suizidkapsel «Sarco»: Der Präsident der Organisation bleibt in U-Haft.
sda

Die Schaffhauser Staatsanwaltschaft untersucht den Tod einer Frau in der Suizidkapsel «Sarco». Es soll Hinweise geben, dass sie nicht durch Erstickung starb.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Schaffhauser Staatsanwaltschaft untersucht den Tod einer Frau in der Suizidkapsel «Sarco».
  • Es soll Hinweise geben, dass sie nicht durch Ersticken starb. 
  • Florian Willet, Präsident der Organisation «The Last Resort», die die Kapsel bereitstellte, bleibt in Untersuchungshaft.

Der Tod einer 64-jährigen Amerikanerin in der Suizidkapsel «Sarco» im Kanton Schaffhausen wirft neue Fragen auf. Die Frau setzte sich am 23. September in die Kapsel, die sich mit Stickstoff füllte, und starb.

Doch die Schaffhauser Staatsanwaltschaft vermutet, dass es sich um ein Tötungsdelikt handeln könnte. Diese Vermutung erklärt, warum Florian Willet, Präsident der Organisation «The Last Resort», die die Kapsel bereitstellte, weiterhin in Untersuchungshaft bleibt, wie die NZZ berichtet. Er war die einzige Person vor Ort, als die Frau starb. Andere  Anwesende, darunter zwei Anwälte und eine Fotografin, wurden hingegen nach kurzer Zeit aus der Untersuchungshaft freigelassen.

Verdacht auf vorsätzliche Tötung

Rechtsexperten halten eine so lange Untersuchungshaft für unverhältnismässig, wenn es nur um einen Verstoss gegen das Strafgesetzbuch ginge, der eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren vorsieht. Da «The Last Resort» keine Gebühren für die Nutzung der Kapsel erhebt, ist es fraglich, ob selbstsüchtige Motive vorliegen.

Der Verdacht auf vorsätzliche Tötung wurde durch einen Artikel in der niederländischen Zeitung «De Volkskrant» bekannt, der auf mögliche Würgespuren am Hals der Verstorbenen hinweist.

Die niederländischen Journalisten, die den Erfinder der Kapsel, Philip Nitschke, begleiteten, berichten von Indizien, die auf eine Tötung hindeuten könnten. Ein Forensiker bemerkte schwere Verletzungen am Nacken der Frau, was auf Erwürgen hindeuten könnte.

Diese Informationen sind jedoch von Unklarheiten umgeben, da die Anwälte der Verdächtigen den Autopsiebericht nicht einsehen konnten. Zudem gibt es Videoaufnahmen, die den Vorfall dokumentieren, aber Lücken aufweisen. Die Aufnahmen zeigen keine Manipulationen, und Willet habe sich nicht verdächtig verhalten, heisst es in dem NZZ-Bericht.

Büro-Durchsuchung bereits erfolgt

Die Schaffhauser Staatsanwaltschaft könnte den Verdacht der vorsätzlichen Tötung nutzen, um schärfere Ermittlungsmethoden zu rechtfertigen, wie die Beschlagnahmung von Kameras und Handys. Dies stösst auf Kritik, insbesondere von Andrea Taormina, dem Anwalt der Fotografin, der die Verhaftung als Verletzung der Pressefreiheit ansieht. Der Verdacht könnte auch die Chancen auf ein Auslieferungsgesuch für Nitschke und seine Frau Fiona Stewart erhöhen, die sich vor der Premiere der Kapsel nach Deutschland abgesetzt hatten.

Die Ermittlungen werfen viele Fragen auf, insbesondere warum Florian Willet weiterhin in Haft ist und wie ernst die Staatsanwaltschaft den Verdacht der vorsätzlichen Tötung nimmt. Die niederländische Polizei hat bereits Nitschkes Büro durchsucht. Die Schaffhauser Staatsanwaltschaft hält sich mit weiteren Informationen zurück und verweist auf das laufende Verfahren.