Festival mit DJ Bobo, Hecht und HeinzmannPost will kräftig sparen – und gibt Millionen für Party aus
uri
21.7.2023
Die Post will bis Ende des Jahres 100 Millionen Franken sparen. Zugleich plant das Unternehmen eine Feier für die Mitarbeitenden, die mit drei Millionen Franken zu Buche schlägt. Das kommt nicht überall gut an.
uri
21.07.2023, 16:40
21.07.2023, 17:30
uri
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Mitte August veranstaltet die Post ein grosses Musikfestival für die eigenen Mitarbeitenden.
Für das Post-Festival wurden rund 45'000 Einladungen verschickt.
Die Gesamtkosten sollen drei Millionen Franken betragen.
Vor dem Hintergrund von Preiserhöhungen und angekündigten Sparmassnahmen wird das Fest aus der Politik kritisiert.
Im Frühjahr verkündete Post-Chef Roberto Cirillo: «Wir müssen bis Ende Jahr 100 Millionen Franken sparen.» Nun hat das Unternehmen aber mehr als 45'000 Einladungen für eine kostspielige Sause an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschickt.
Der Inhalt: Gratiskonzerttickets für das Mitarbeiterfest am 19. und 20. August auf dem Heitern in Zofingen, wie «Argovia Today» berichtet. Auftreten sollen dort demnach Stars wie DJ Bobo, Gentleman und Stefanie Heinzmann. Auch Hecht und Francine Jordi seien im Line-up vertreten.
Mit dem Post-Festival wolle man den Mitarbeitenden die «Wertschätzung für den täglichen Einsatz» fürs Unternehmen und die Schweizer Bevölkerung zum Ausdruck bringen, sagte Post-Mediensprecherin Nathalie Dérobert, dem Newsportal.
Post rechnet mit Gesamtkosten von drei Millionen Franken
Experten schätzen, dass sich die Post bei der Veranstaltung nicht lumpen lässt. Laut «Argovia Today» kommen allein die Gagen für das Line-up auf etwa eine Million Franken. Bei den Gesamtkosten – inklusive Infrastruktur, Sicherheit, Personal, Catering und Fahrdiensten für die Bands – rechne die Post insgesamt mit rund drei Millionen Schweizer Franken.
Das entspreche laut Dérobert einem Budget von 125 Franken pro Teilnehmer und Tag, wobei maximal 12'000 Besucher Platz auf dem Gelände hätten. Dabei werde indes «kein einziger Steuerfranken» für das Event ausgegeben, «denn die Schweizerische Post finanziert sich, mit Ausnahme des regionalen ÖV bei Postauto, aus eigener Kraft», versichert die Post-Sprecherin.
Stattdessen komme der Betrag grossteils aus einem Topf, in den «alle Bereiche der Post einen Geldbetrag einwerfen für Weihnachtsessen, Teamanlässe und andere abteilungsbasierte Mitarbeiterveranstaltungen».
Dennoch scheinen die Ausgaben für das Fest im Gegensatz zu einer Ankündigung von Post-Chef Roberto Cirillo zu stehen. Der hatte im März gegenüber dem «Blick» Sparmassnahmen in Höhe von 100 Millionen Franken angekündigt und dabei auch erklärt: «Wir haben beim Preisüberwacher sowohl für die Briefe als auch für die Päckli Porto-Preiserhöhungen beantragt.» Ob es auch zu Entlassungen kommen werde, blieb dabei unklar: «Mehr kann ich dazu noch nicht sagen», sagte Cirillo.
SVP-Nationalrat sieht Affront gegen Mitarbeitende
Vor diesem Hintergrund wird das Post-Festival aus der Politik kritisiert. SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner sieht gegenüber «Argovia Today» gar einen Affront gegenüber den Mitarbeitenden, die um ihren Job fürchten müssten.
«Die Post hat eigentlich den Hauptauftrag vom Staat und diesen erfüllt sie nicht mehr», bemängelt Giezendanner. Inzwischen mache sie alles andere «wie Feste und Musicals organisieren und KMU zusammenkaufen», während andererseits die Mitarbeiter leiden würden. «Das muss zur Sprache kommen in der Verkehrskommission», fordert der SVP-Politiker.
Kritik kommt auch von Links: Auch SP-Nationalrätin Yvonne Feri sieht in den hohen Kosten für das geplante Festival einen Widerspruch zu den angekündigten Sparmassnahmen. Sie gibt allerdings auch zu bedenken: «Die Arbeitnehmer legen heute sehr viel Wert auf ein gutes Verhältnis zu den Arbeitgebern und gerade in der heutigen Zeit, wo sehr viele Fachkräfte gesucht werden, ist es deshalb wichtig, dieses Verhältnis auch zu pflegen.»
Für die Post ist das Festival indes noch mehr. Es gilt als Auftakt für den 175. Geburtstag des Unternehmens, der am 1. Januar 2024 zelebriert wird.