Dritt-Impfung «Die normale Bevölkerung braucht dieses Jahr sicher keinen Booster»

sda

19.10.2021 - 06:39

Christoph Berger, Praesident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen EKIF, spricht an einem Point de Presse zur Covid-19-Situation. (Archiv)
Christoph Berger, Praesident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen EKIF, spricht an einem Point de Presse zur Covid-19-Situation. (Archiv)
Bild: Keystone

Der oberste Kantonsarzt hofft auf eine baldige Zulassung der dritten Impfung gegen das Coronavirus. Gemäss dem Präsidenten der Impfkommission wird diese für die «normale Bevölkerung» jedoch in diesem Jahr nicht nötig sein.

19.10.2021 - 06:39

Rudolf Hauri, der oberste Kantonsarzt der Schweiz, findet es zwar «absolut richtig», dass die Zulassungsstelle Swissmedic und die Impfkommission (Ekif) – die danach die Empfehlung herausgibt – sich bei der Zulassung der dritten Impfung gegen das Coronavirus nicht unter Druck setzen liessen und «einzig aufgrund von verfügbaren Daten und Fakten entscheiden», sagt Hauri in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» von Dienstag. Auf der anderen Seite «denke er schon», dass die Schweiz damit nicht mehr allzu lange warten solle.

Das sehen auch einige Experten und Teile in der Bevölkerung so. Der Ruf nach der Zulassung der dritten Impfung gegen das Virus ist angesichts der Impfdurchbrüche und des vermutlich nachlassenden Schutzes von Betagten in den vergangenen Tagen lauter geworden. In einigen Ländern Europas und in den USA wird die dritte Impfung verabreicht.



Geringerer Schutz kaum erkennbar

Allerdings scheint diese dritte Impfung nicht für alle nötig zu sein. «Die normale Bevölkerung braucht dieses Jahr sicher keinen Booster», sagte Christoph Berger, Präsident der Ekif, ebenfalls am Dienstag im Interview mit «Blick». Es gebe keine Hinweise, dass der Schutz der mRNA-Impfung bei dieser Gruppe nachlasse.

Anders sieht es bei den über 80-Jährigen aus. Daten aus England zeigten die Tendenz, dass der Schutz der Impfung bei ihnen leicht abnehmen könnte. Booster-Impfungen würden zwar den «wahrscheinlich leicht nachlassenden» Schutz bei ihnen ungefähr 85 auf 95 Prozent erhöhen. Es sei aber unklar, wie lange der gesteigerte Schutz anhalte, sagte Berger.



Noch weniger eindeutig ist die Ausgangslage bei über 65 Jahre alten Personen mit Risikofaktoren. Da gebe es unterschiedliche Resultate, die aber allesamt keine signifikante Abnahme des Schutzes zeigen. Bei den unter 65-jährigen Risikopersonen zeige sich derweil gar keine Abnahme des Impfschutzes.

Spielraum für Hochbetagte

Offiziell erlaubt ist derzeit eine dritte Impfung bei immungeschwächten Personen, die nach zwei Impfdosen keinen genügenden Schutz aufbauen konnten. Dabei handle es sich um einen Teil der Grundimmunisierung und nicht um eine Booster-Impfung, erklärte Hauri. Dennoch sähe er hier zum Beispiel für Hochbetagte einen Spielraum. Allerdings reiche ein hohes Alter alleine nicht aus. Es brauche den Nachweis, dass der Impfschutz nach zwei Dosen ungenügend sei.

Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte. (Archivbild)
Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte. (Archivbild)
Bild: Keystone/Anthony Anex

Die Impfkommission hat offenbar Wege gesucht, um bei der dritten schneller vorwärts zu machen. So habe es das Szenario gegeben, die Impf-Empfehlungen ohne die Zulassung von Swissmedic anzupassen, sagte Berger. Die Kommission habe sich dann aber entschieden, auf Swissmedic zu warten.



Zulassung bis Ende Oktober «möglich»

In allzu weiter Ferne scheint dieser Entscheid von Swissmedic nicht mehr zu sein. So könnte es sein, dass die dritte Impfung bis Ende Oktober zugelassen wird, wie Zulassungsleiter Claus Bolte in der SRF-Sendung «10vor10» von Montagabend sagte. Swissmedic habe die Notwendigkeit einer dritten Impfung noch einmal hinterfragt. Diese sei bisher noch nicht eindeutig erbracht worden. Gleiches gelte für die Unterscheidung, wer beziehungsweise welche Altersgruppe eine solche Impfung brauche.

Sobald Swissmedic die Zulassung erteilt hat, dauert es gemäss Berger ungefähr zwei Wochen, bis die Ekif die Empfehlung angepasst hat. Die meisten Kantone wiederum wären sofort bereit, mit dem Verabreichen der dritten Impfungen zu beginnen, sagte Hauri.

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