AHV-Abstimmung Werden nun die Reichen zur Kasse gebeten?

aru

11.2.2024

Ein Plakat des Ja-Komitees zur Abstimmung der Initiative für die 13. AHV Rente, fotografiert im Bahnhof Bern.
Ein Plakat des Ja-Komitees zur Abstimmung der Initiative für die 13. AHV Rente, fotografiert im Bahnhof Bern.
Quelle: Keystone/Anthony Anex

Ergeht es der Schweiz bald wie Norwegen und die Superreichen zügeln ihre Vermögen in ein anderes Land? Gleich mehrere Initiativen haben es auf die Grossverdiener abgesehen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Mit den AHV-Beiträgen des Novartis- oder UBS-Chefs könnte man die jährliche AHV-Rente von 80 beziehungsweise 60 Rentner*innen finanzieren.
  • Neben der Initiative für eine 13. AHV-Rente kommt auch die Prämienentlastungsinitiative vors Volk. Zudem reichten die Juso jüngst die Initiative für eine Reichen-Erbschaftssteuer ein.
  • Folgt die Schweiz dem Beispiel Norwegens? Dort stiegen die Steuern für Reiche und es folgte ein Exodus der Milliardäre in Richtung Schweiz.

Die Grossverdiener zahlen viel Geld in die AHV ein. Novartis-Chef Vas Narasimhan beispielsweise verdiente letztes Jahr 16 Millionen Franken und Roche-Chef Thomas Schinecker verdiente 9 Millionen Franken.

Zahlen, die dem «Tages-Anzeiger» vorliegen, zeigen, dass die Spitzenverdiener der obersten Einkommensklasse seit 2000 überproportional mehr Geld bekamen. So stiegen die Saläre der 0,1 Prozent der Bestverdienenden um 123 Prozent. Sämtliche anderen AHV-pflichtigen Löhne stiegen nur um 65 Prozent.

Darüber hinaus gibt es in der Schweiz immer mehr Spitzenverdiener, wie es weiter heisst. Noch 1990 waren beim Bundesamt für Sozialversicherungen 13 Beitragszahlende vermerkt, die einen AHV-pflichtigen Lohn von über
3 Millionen hatten. Heute sind es deren 535.

Die Einkommensmillionäre könnten nun gleich mehrfach tief in die Tasche greifen müssen. Neben der aktuellen Initiative für eine 13. AHV-Rente, über die das Schweizer Stimmvolk am 3. März befindet, kommt im Juni auch die Prämienentlastungsinitiative an die Urne.

Auch die Juso-Initiative, welche diese Woche eingereicht wurde und eine Besteuerung von 50 Prozent bei Erbschaften über 50 Millionen fordert, würde die Reichen bluten lassen.

Wandern die Reichen ab?

Novartis-Chef Vas Narasimhan zahlte nach Angaben der Zeitung alleine im Jahr 2023 1,4 Millionen Franken in die AHV ein und finanzierte dabei die Rente von rund 80 Personen. Für diese Berechnung seien Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträge berücksichtigt worden.

Auf den Lohn von Sergio Ermotti fielen geschätzte 1,1 Millionen AHV-Beiträge an, wenn man seinen Lohn aus dem Jahr 2020 anschaut. Damit würde er 60 Rentner*innen finanzieren.

Würde nun die 13. AHV-Rente angenommen und die Lohnabzüge um rund 0,8 Prozent erhöht, wie von den Initiant*innen vorgeschlagen, dann müsste Narasimhan von Novartis jährlich rund 128'000 Franken mehr zahlen. Bei UBS-Ermotti wären es 104'000 Franken.

Reto Föllmi, Professor für internationale Ökonomie warnt, dass bei höheren Steuern die Gutverdienenden abwandern oder gar nicht zu uns kommen könnten. Denn heute seien die Abgaben und Steuern in der Schweiz eher unterdurchschnittlich im internationalen Vergleich.

Dass höhere Abgaben zu einer Flucht von Reichen führen können, zeigte das Beispiel Norwegen jüngst. Ende 2022 hatte die Regierung die Vermögenssteuer von 1 auf 1,1 Prozent angehoben; Aktien wurden neu zu 80 anstelle von 55 Prozent besteuert. Das Resultat: Rund 50 Milliardäre wanderten in der Folge in die Schweiz aus.