Unmut in der SVPMaurer will Papi-Zeit für Bundesangestellte verdoppeln
tsha
1.3.2021
Erst war er ganz gegen den Vaterschaftsurlaub, nun will er diesen für die eigenen Mitarbeiter verdoppeln: Ein Vorstoss von SVP-Bundesrat Ueli Maurer sorgt in der eigenen Partei für Unmut.
Ueli Maurer, Finanzminister und oberster Personalchef des Bundes, verlangt für seine Mitarbeiter mehr Vaterschaftsurlaub. Die Papi-Zeit für Bundesangestellte solle von jetzt zwei auf dann vier Wochen verdoppelt werden, so ein Antrag, den der SVP-Vertreter demnächst in den Gesamtbundesrat einbringen will.
Eine entsprechende Vorlage sei durch die interne Ämterkonsultation gegangen und solle im ersten Halbjahr 2021 dem Gesamtbundesrat unterbreitet werden, berichtet der «Tages-Anzeiger».
Seit Anfang Jahr können frischgebackene Väter zwei Wochen Vaterschaftsurlaub beantragen – gut 60 Prozent der Stimmberechtigten hatten sich im vergangenen September für eine entsprechende Änderung des Erwerbsersatzgesetzes ausgesprochen.
Ein entschiedener Gegner der Neuregelung war seinerzeit Ueli Maurer, der die Volksinitiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub» bereits 2017 zur Ablehnung empfohlen hatte. Diese war für vier Wochen Papi-Zeit eingetreten, hatte ihr Begehren nach der Gegenvariante des Parlaments für zwei Wochen Vaterschaftsurlaub aber zurückgezogen.
Maurers Kehrtwende stösst auf Unverständnis, auch in der eigenen Partei. So sagte SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi dem «Tages-Anzeiger», er halte eine Verdoppelung der Papi-Zeit auf vier Wochen für «völlig unverantwortlich»: «Hunderttausende von Menschen im Land zittern um ihre Stelle, während die Beamten fast tausendprozentige Jobsicherheit haben. Und jetzt sollen sie noch zusätzlich belohnt werden?» Seinen Parteikollegen Maurer verteidigt er dennoch: Aufgrund des Kollegialitätsprinzips müsse Maurer auch Entscheidungen mittragen, die nicht dessen persönlichem Standpunkt entsprächen.
«Weniger Ausgaben» dank Papi-Zeit
Die Initiative für die vierwöchige Papi-Zeit für Bundesangestellte kommt tatsächlich nicht von Maurer, sondern von den Personalverbänden. Weil es in diesem Jahr keine generellen Lohnmassnahmen gebe, hätten die Verbände «alternativ einen Ausbau des Vaterschaftsurlaubs von heute zehn auf 20 Tage» gefordert, zitiert der «Tages-Anzeiger» Anand Jagtap, den Sprecher des Eidgenössischen Personalamts. Dieses Anliegen sei von Maurer aufgegriffen worden. Es sei ausserdem wichtig, so Jagtap, dass der Bund als Arbeitgeber «attraktiv» bleibe. Schliesslich gebe es in der Privatwirtschaft bereits heute häufig einen längeren Vaterschaftsurlaub.
Ähnlich sieht das Barbara Gysi vom Personalverband des Bundes. Sie weist ausserdem darauf hin, dass der seit Anfang des Jahres eingeführte Vaterschaftsurlaub dem Bund «weniger Ausgaben» mache. Denn bereits vor der Abstimmung im vergangenen Herbst hätten Bundesangestellte Anspruch auf eine zehntägige Papi-Zeit gehabt, die allerdings voll vom Arbeitgeber bezahlt werden musste. Nach Inkrafttreten der Neuregelung müssen sich auch die Arbeitnehmer an den Kosten der Papi-Zeit beteiligen.
Ob mit zwei oder mit vier Wochen – im internationalen Vergleich steht die Schweiz beim Vaterschaftsurlaub schlecht da. So beziehen Männer in Frankreich im Schnitt 28 Wochen Papi-Zeit, österreichische und deutsche Väter durchschnittlich 8,7 Wochen. Noch mehr Zeit verbringen südkoreanische Papi mit ihren Kindern: Sie haben ein ganzes Jahr bezahlten Elternurlaub.