Behörden prüfen MassnahmenAngestellte der Stadt Zürich pfeifen Tiktokerin nach
Samuel Walder
20.9.2024
Das hätte sich die Zürcherin nie denken können: Als sie ein Video für Instagram in der Stadt Zürich filmt, pfeifen ihr Mitarbeiter der Stadt nach und äussern sexualisierte Kommentare.
Samuel Walder
20.09.2024, 19:44
21.09.2024, 06:56
Samuel Walder
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die 24-jährige Anika Van Laatum aus Zürich hat einen Catcalling-Vorfall per Zufall auf Video festgehalten und in sozialen Medien geteilt.
Der Vorfall ereignete sich durch Mitarbeiter des Tiefbauamts Zürich, woraufhin die Stadt erklärte, das Verhalten werde untersucht und Massnahmen würden ergriffen.
Van Laatum erhielt überwiegend positive Rückmeldungen von Frauen, die ihre Erfahrungen teilten.
Anika Van Laatum ist 24 Jahre alt, wohnt in Zürich und ist ein Opfer von Catcalling geworden – und das kann sie beweisen.
Die 24-Jährige postet regelmässig Videos auf Tiktok, Youtube und Instagram. Dabei zeigt sie mal ihr Outfit, mal ihren Alltag und teilweise gibt sie Tipps, wie man Schnäppchen ergattern kann. Anika Van Laatum hätte kaum gedacht, dass solche Inhalte sexualisiert werden könnten.
Doch genau das ist Anika Van Laatum am Donnerstag passiert. «Ich bin von Zuhause auf dem Weg nach Oerlikon gewesen.» Die 24-Jährige habe eine neue Handyhülle gekauft, die am selben Tag per Post ankam. «Es ist eine Hülle, die man an Fester kleben kann. Die wollte ich ausprobieren und nahm ein kurzes Video auf, auf dem ich mein Outfit zeigte», erklärt Van Laatum.
Genau in diesem Moment fährt ein Fahrzeug mit geöffnetem Fenster vorbei. Zwei Arbeiter rufen der 24-Jährigen nach: «Kommt sicher gut, hä.» Dann pfeift einer und darauf folgt ein «Schön!» Van Laatum konnte es nicht fassen, was da passiert ist. «Zuerst realisierte ich nicht, was geschehen ist. Dann merkte ich, dass ich unabsichtlich einen Beweis für Catcalling aufgenommen habe.» «Catcalling» ist der Begriff für verbale, sexuelle Belästigung. Hauptsächlich machen das Männer.
Sie rufen Frauen unangemessene Phrasen zu, pfeifen ihnen nach, oder betiteln die Frauen abwertend. Für Van Laatum sei es bei weitem nicht das erste Mal gewesen, dass so etwas passiert ist. Aber das erste Mal hat sie einen Videobeweis. «Ich habe das Video dann in meine Instagram-Story gepostet. Ich habe nachgefragt, ob jemand das Arbeitsfahrzeug wieder erkennt.» Tatsächlich habe ein Kollege von ihr den Wagen erkannt, denn er arbeite bei der gleichen Firma.
Die Stadt Zürich nimmt Stellung
Auf Anfrage von blue News nimmt die Stadt Zürich Stellung zum Vorfall. Das Tiktok-Video war der Stadt noch nicht bekannt. «Die beiden Personen im Auto sind Angestellte des Tiefbauamts», heisst es dann weiter.
Das Tiefbauamt verurteile ein solches Verhalten zutiefst, welches den internen Leitlinien gegen Sexismus der Stadt Zürich in keinster Weise entspricht. «Wir nehmen ein solches Verhalten sehr ernst und prüfen die Angelegenheit.»
Weiter erklärt das die Sadt: «Im Anschluss daran werden allfällige Konsequenzen respektive personalrechtliche Massnahmen geprüft und gegebenenfalls umgesetzt. Weiter verstärken wir die präventiven Massnahmen bei unseren Mitarbeitenden.»
Anika Van Laatum hat hauptsächlich positive Reaktionen auf das Video erhalten. «Viele Frauen haben mir von ihren Erfahrungen erzählt und mich gelobt, dass ich den Mut hatte, das Video hochzuladen», sagt sie. Für sie ist unklar, wie so etwas passieren kann. «Es ist ein ultimativer Beweis, dass man als Frau nicht freizügig gekleidet sein muss, dass so etwas passiert.» Van Laatum hatte eine weite Hose an, ein Top und ein Pulli, Uggs-Boots und dazu eine grosse Tasche um die Schultern gehängt. «Ich verstehe nicht, was der Anlass war, mir nachzupfeifen», sagt sie.