Politologe zur 13. AHV-Rente«Wenn ich wetten müsste, würde ich auf ein Ja setzen»
Von Alex Rudolf
21.2.2024
69 Prozent der blue News-Leserschaft spricht sich in einer Umfrage für die 13. AHV-Rente aus. Oliver Strijbis, Co-Autor der Studie und Politologe, erklärt im Gespräch, was er am 3. März erwartet.
Satte 69 Prozent der Leser*innen von blue News sind für die Einführung einer 13. AHV-Rente. So lautet das Ergebnis einer Umfrage unter 2111 Leser*innen. Doch was sagt dies über die Chancen der Volksinitiative des Gewerkschaftsbundes aus? Oliver Strijbis, Politologe und Co-Autor der Umfrage, ordnet ein.
Warum hat es nur die FDP geschafft, ihre Basis von einem Nein zu überzeugen?
Bei der SVP ist dieser Gap am augenscheinlichsten. Normalerweise setzt sie auf kulturelle Themen wie Migration. Dabei denken die Wähler*innen ähnlich wie die Partei-Eliten. Geht es aber um soziale und wirtschaftliche Fragen, passen Basis und Elite nicht mehr so gut zusammen.
Je älter die Befragten, desto eher legen sie ein Ja in die Urne. Sind die pensionierten Stimmberechtigten egoistisch?
Man sollte nicht auf Egoismus schliessen. Die Senior*innen haben wohl auch eine grössere Ahnung davon, dass Altersarmut ein Problem ist. Sie wissen, dass es nicht einfach ist, alleine von einer AHV-Rente zu leben. Bei keinem Thema lässt sich feststellen, dass die Wählerschaft hauptsächlich egoistisch abstimmt. Grundlegend orientieren sie sich daran, was ihrer Meinung nach für die Gesellschaft am besten ist.
Andere Umfragen sehen ein knapperes Ergebnis voraus. Was sagt das Resultat über die Leser*innen von blue News aus?
Bereits bei früheren Umfragen stellten wir einen Elite-Basis-Konflikt fest. Leser*innen von blue News sind skeptisch gegenüber den Eliten und deren Meinungen.
Je knapper das Ergebnis wird, desto schwieriger wird auch das Ständemehr zu erreichen sein: Eine Mehrheit der Kantone muss Ja sagen, sonst ist die Initiative gescheitert. Wie schätzen Sie die Lage ein?
Wenn die Vorlage für eine 13. AHV-Rente scheitert, dann wird sie dies wegen des Ständemehrs tun. Ich kann mir aber vorstellen, dass der Ja-Anteil zu hoch ausfallen wird. Beinahe alle konservativen Deutschschweizer Kantone müssten Nein stimmen, damit es für ein Ständemehr nicht reicht. Dass es in der Westschweiz und im Tessin auf ein Ja herausläuft, ist bereits klar.
In grossen Städten zeichnet sich eine Rekord-Stimmbeteiligung ab: Wem nützt dies?
Die grosse Frage lautet: Ist dies nur in den Städten so? Wenn ja, dann nützt dies der Vorlage, da viele linke Wähler*innen in den Städten wohnen. Ist die Stimmbeteiligung auch in den ländlichen Gemeinden derart gross, dann ist es schwierig zu sagen, wem das am Schluss helfen wird. Es kommt also darauf an, wie heterogen die hohe Stimmbeteiligung am Schluss sein wird.
Noch eine Prognose: Reicht es für ein Ja zur 13. AHV-Rente?
Wenn ich wetten müsste, würde ich auf ein Ja setzen. Der Umstand, dass vor allem die SVP ihre Wähler*innen nicht auf Parteilinie bringt, spricht stark für die Initiative.
Kaum jemand spricht von der Renteninitiative: Ist es ein Nachteil, dass sie am selben Tag zur Abstimmung kommt wie die Initiative für eine 13. AHV-Rente?
Das glaube ich nicht. Die Initiative war von Beginn weg chancenlos, da es sich um eine reine Abbau-Vorlage handelt. Solche an der Urne zu verkaufen, ist schwierig.
Zwei AHV-Vorlagen kommen am 3. März zur Abstimmung
Wie soll die Zukunft der Altersvorsorge aussehen? Darüber entscheidet das Stimmvolk am 3. März, wenn zwei Initiativen zum Thema an die Urne kommen.
Bild: Keystone
Die Volksinitiative «für ein besseres Leben im Alter» stammt vom Gewerkschaftsbund. Sie fordert die Einführung einer 13. Monatsrente für Rentner*innen.
Bild: Keystone
Das Ja-Lager argumentiert: Die steigenden Lebenshaltungskosten fresse den Menschen eine ganze Monatsmiete an Kaufkraft weg. Nebst Gewerkschaften und Arbeitnehmern sagen auch SP und Grüne Ja zur Vorlage.
Bild: Keystone
Das Nein-Lager entgegnet, die Vorlage sei viel zu teuer und die Finanzierung ungeklärt. Im Bild: die Parteichefs von FDP und Mitte, Thierry Burkart (l.) und Gerhard Pfister.
Bild: Keystone
Die zweite Vorlage, über die das Volk abstimmt, dreht sich um die Frage: Soll das Rentenalter auf 66 Jahre angehoben werden?
Bild: Keystone
Diese Vorlage stammt von der Jungen FDP von Parteichef Matthias Müller. Die Initiant*innen argumentieren: Wenn die Lebenserwartung ständig ansteige, müsse auch das Rentenalter nach oben korrigiert werden. Sonst gehe das System nicht mehr auf.
Bild: Keystone
Das Nein-Lager sagt, am Ende müssten vor allem Menschen mit tieferem Einkommen länger arbeiten, Besserverdienende könnten sich früher pensionieren lassen. Im Bild: GLP-Präsident Jürg Grossen.
Bild: Keystone
Zwei AHV-Vorlagen kommen am 3. März zur Abstimmung
Wie soll die Zukunft der Altersvorsorge aussehen? Darüber entscheidet das Stimmvolk am 3. März, wenn zwei Initiativen zum Thema an die Urne kommen.
Bild: Keystone
Die Volksinitiative «für ein besseres Leben im Alter» stammt vom Gewerkschaftsbund. Sie fordert die Einführung einer 13. Monatsrente für Rentner*innen.
Bild: Keystone
Das Ja-Lager argumentiert: Die steigenden Lebenshaltungskosten fresse den Menschen eine ganze Monatsmiete an Kaufkraft weg. Nebst Gewerkschaften und Arbeitnehmern sagen auch SP und Grüne Ja zur Vorlage.
Bild: Keystone
Das Nein-Lager entgegnet, die Vorlage sei viel zu teuer und die Finanzierung ungeklärt. Im Bild: die Parteichefs von FDP und Mitte, Thierry Burkart (l.) und Gerhard Pfister.
Bild: Keystone
Die zweite Vorlage, über die das Volk abstimmt, dreht sich um die Frage: Soll das Rentenalter auf 66 Jahre angehoben werden?
Bild: Keystone
Diese Vorlage stammt von der Jungen FDP von Parteichef Matthias Müller. Die Initiant*innen argumentieren: Wenn die Lebenserwartung ständig ansteige, müsse auch das Rentenalter nach oben korrigiert werden. Sonst gehe das System nicht mehr auf.
Bild: Keystone
Das Nein-Lager sagt, am Ende müssten vor allem Menschen mit tieferem Einkommen länger arbeiten, Besserverdienende könnten sich früher pensionieren lassen. Im Bild: GLP-Präsident Jürg Grossen.