FDP-Nationalrat sucht AHV-Deal Länger arbeiten für alle, mehr Geld für Geringverdiener

tafi

29.3.2023

Der Zürcher FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt will die nächste AHV-Reform mit einem Kompromiss anstossen. (Archivbild)
Der Zürcher FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt will die nächste AHV-Reform mit einem Kompromiss anstossen. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE

Wenn die Lebenserwartung steigt, kann das Rentenalter für alle erhöht werden – das findet der Zürcher FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt. Dafür sollen die AHV-Renten im unteren Einkommensbereich steigen.

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29.3.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt sucht einen Kompromiss für die nächste AHV-Reform.
  • Der 29-jährige Zürcher fordert in einem Interview mit der NZZ, das Rentenalter für Männer und Frauen anzuheben.
  • Im Gegenzug sollen die AHV-Renten für niedrige Einkommen erhöht werden.

Weil die Lebenserwartung gestiegen ist, soll auch das Rentenalter für beide Geschlechter erhöht werden, fordert Andri Silberschmidt. Der 29-jährige FDP-Nationalrat macht dafür aber auch ein Kompromissangebot an die Linke: Die Renten im unteren Segment der AHV könnten angehoben werden.

Seinen Vorschlag für eine Reform der AHV erklärt Silberschmidt in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». Er glaube weiterhin daran, dass die Renteninitiative der Jungfreisinnigen «die erste und bisher einzige Antwort für eine nachhaltige Sicherung der AHV» sei. «Die AHV wird stabilisiert, indem einer der entscheidenden Faktoren – das Rentenalter – automatisch an die Lebenserwartung angepasst wird.»

Die Jungfreisinnigen fordern, das Rentenalter in einem ersten Schritt für beide Geschlechter auf 66 Jahre zu erhöhen. Danach soll das Rentenalter pro Monat zusätzlicher Lebenserwartung um 0,8 Monate steigen.

Enttäuscht vom bürgerlichen Lager

Silberschmidt sieht seine Aufgabe als Vertreter der jüngeren Generationen darin, einen «Kompromiss zu suchen, der in der Volksabstimmung vermutlich bessere Chancen hat». Das Problem sei, dass Vertreter*innen von SVP und Mitte sowohl die Initiative als auch mehrheitlich einen Gegenvorschlag ablehnen.

Der Gegenwind ausgerechnet aus dem bürgerlichen Lager ist für Silberschmidt eine «Enttäuschung». Der Grund für die abblendende Haltung sei offenbar «Angst, die eigene Klientel mit unangenehmen Realitäten zu konfrontieren».

Mit der jüngsten Reform, die im September 2022 mit äusserst knappem Ergebnis vom Volk angenommen wurde, sei die AHV «nur für wenige Jahre, bis etwa 2031, gesichert», sagt Silberschmidt. Es sei daher an der Zeit, längerfristig zu denken, um nicht irgendwann «exorbitante Lohnabzüge oder eine Mehrwertsteuer von 12 oder mehr Prozent bezahlen» zu müssen.

«Wir könnten die tiefsten Renten verbessern»

Der FDP-Politiker ist überzeugt, dass ein höheres Rentenalter die AHV stärkt, auch durch Mehreinnahmen, die ansonsten vor allem die schwindende Bevölkerungsschicht im Alter zwischen 20 und 65 stemmen müsste.

Silberschmidt würde für sein Ziel einen Kompromiss mit der Linken eingehen. Die fordert seit Jahren einen Ausbau der AHV, scheitert damit aber immer wieder. «Eine massvolle, gezielte Erhöhung der Renten für Personen im unteren Einkommensbereich» würde er persönlich unterstützen.

Sein Angebot: «Wir sorgen mit einer Erhöhung des ordentlichen Rentenalters dafür, dass die AHV wieder mehr Geld hat. Einen Teil dieser Mittel setzen wir ein, um die Rentenkurve im unteren Bereich anzuheben. Damit könnten wir die tiefsten Renten verbessern.»

Gutverdienende «können problemlos länger arbeiten»

Dass viele Betroffene in dem Fall ihre Ergänzungsleitungen verlieren, Silberschmidts AHV-Kompromiss also auf ein Nullsummenspiel hinauslaufen könnte, glaubt er nicht. «Das gilt vermutlich nur für einen kleinen Teil der Nutzniesser. Und man könnte das auch so regeln, dass die Ergänzungsleistungen nicht oder nur teilweise reduziert werden.»

Das Argument der Linken, dass Menschen mit niedrigen Einkommen und geringerer Bildung auch eine kürzere Lebenserwartung haben, ist für Silberschmidt ein Ablenkungsmanöver: «Die grosse Mehrheit», sagt er in der NZZ, «in unserem hochentwickelten Land ist längst nicht mehr in physisch anstrengenden Jobs tätig.»

Ihm gehe es «um all die vielen Banker, Professorinnen und Bürolisten mit den guten Löhnen – die können problemlos etwas länger arbeiten.» Wenn sie länger im Arbeitsleben integriert bleiben und länger in die AHV einzahlen, profitiere das Sozialwerk am meisten.