«Schlimmer als am Flughafen» Kunden frustriert über Taschenkontrollen in Schweizer Discountern

Samuel Walder

28.12.2024

Discounter kontrollieren vermehrt ihre Kundschaft. Der Grund ist die Inflation.
Discounter kontrollieren vermehrt ihre Kundschaft. Der Grund ist die Inflation.
Danny Gohlke/dpa

Inflation und schwindende Kaufkraft treiben die Zahl der Ladendiebstähle in die Höhe. Discounter reagieren mit verstärkten Kontrollen – ein Vorgehen, das nicht alle Kunden akzeptieren.

Samuel Walder

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  • Discounter wie Lidl und Aldi reagieren auf steigende Ladendiebstähle durch zeitlich begrenzte Taschenkontrollen.
  • Laut Statistik stiegen die Ladendiebstähle 2023 um etwa 20 Prozent, was teils auf Inflation und sinkende Kaufkraft zurückgeführt wird.
  • Kunden dürfen Taschenkontrollen ablehnen, es sei denn, es liegt ein dringender Verdacht vor, wobei rechtliche Schritte bei Schäden über 300 Franken möglich sind.

Die Inflation macht sich auch in den Supermärkten bemerkbar – nicht nur durch steigende Preise, sondern auch durch eine Zunahme von Ladendiebstählen. Um dem entgegenzuwirken, setzen Discounter wie Lidl und Aldi verstärkt auf Taschenkontrollen. Diese Massnahmen stossen bei Kunden auf gemischte Reaktionen, wie ein Bericht der Schweizer Zeitung «24heures» zeigt.

In einer Lidl-Filiale in Neuenburg kam es im Dezember zu längeren Warteschlangen, da an der einzigen geöffneten Kasse Taschenkontrollen durchgeführt wurden. Ein Kunde, der aufgefordert wurde, seinen Rucksack zu zeigen, reagierte empört, liess sich jedoch schliesslich kontrollieren. Eine andere Kundin äusserte frustriert: «Es ist schlimmer als am Flughafen.»

«Wir bedauern, wenn sich Kunden dadurch gestört fühlen»

Lidl erklärte, dass diese Kontrollen bei erhöhten Diebstahlzahlen von externen Sicherheitsdiensten durchgeführt werden. «Wir bedauern, wenn sich Kunden dadurch gestört fühlen», hiess es vom Unternehmen.

Auch Aldi testet ähnliche Massnahmen, etwa in einer Filiale in Biel. Laut einer Unternehmenssprecherin sind diese Kontrollen zeitlich begrenzte Tests, um ihre Wirksamkeit zu analysieren. Kunden hätten grundsätzlich das Recht, Taschenkontrollen abzulehnen – es sei denn, es liege ein dringender Verdacht vor.

Massive Zunahme von Ladendiebstählen

Die Zahlen des Bundesamts für Statistik zeichnen ein klares Bild: 2022 wurden 19'781 Ladendiebstähle gemeldet, ein Anstieg von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für 2023 wird mit 24'252 Fällen ein weiterer Anstieg verzeichnet. Experten sehen die Ursachen nicht nur in der Inflation, sondern auch in einem gefühlten Rückgang der Kaufkraft.

Migros und Coop reagieren auf die Entwicklung mit anderen Massnahmen, etwa dem Scannen von Quittungen an Selbstbedienungskassen. Beide betonen jedoch, dass Kontrollen nur selten und nicht systematisch erfolgen.

Rechte der Kunden und rechtliche Rahmenbedingungen

Livia Kunz von der Stiftung für Konsumentenschutz erinnert daran, dass Kunden sich gegen «unangemessene Kontrollen» beschweren können. «Solche Kontrollen dürfen nur bei berechtigtem Verdacht durchgeführt werden», erklärt sie.

Sollte ein Kunde die Kontrolle verweigern und ein Diebstahlverdacht vorliegen, dürfen Mitarbeitende die Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten – allerdings nur, wenn der Schaden über 300 Franken beträgt. Unterhalb dieser Grenze entscheidet das Geschäft, ob es Anzeige erstattet.

Der/Die Redaktor*in hat diesen Artikel mithilfe von KI geschrieben.