Grossverteiler senkt viele Preise«Die Migros macht jetzt mächtig Druck auf die Produzenten»
Samuel Walder
28.10.2024
Am Montagmorgen hat die Migros zur Neuorientierung ihrer Supermärkte informiert. blue News spricht mit einem Experten: Wird die Migros nun zum neuen Discounter?
Samuel Walder
28.10.2024, 12:30
07.11.2024, 08:31
Samuel Walder
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Am Montagmorgen hat die Migros über die Neuorientierung der Supermärkte informiert.
Sie plant eine Investition von 2,5 Milliarden Franken in Filialerweiterungen und -modernisierungen sowie Preissenkungen bei über 1000 Produkten auf Discounter-Niveau.
Laut Experte sind die Eigenmarken der Migros jetzt der Schlüssel, um Erfolg zu haben.
Die Migros wird laut Experten Preissenkungen nur realisieren können, wenn sie erfolgreich Verhandlungen mit Produzenten führt.
Am Montagmorgen versammelt sich die Geschäftsleitung des Migros-Genossenschafts-Bundes vor den Medien. Der kriselnde Detailhändler will 2,5 Milliarden Franken investieren, um neue Filialen zu eröffnen, bestehende zu modernisieren und die Preise zu senken, heisst es in der Medienmitteilung.
Zudem will die Migros in den kommenden fünf Jahren 140 neue Supermärkte eröffnen. Die Zahl der Filialen soll von 790 auf 930 steigen. Preissenkungen gehören zu den geplanten Massnahmen. Über 1000 Produkte des täglichen Bedarfs würden «auf Discount-Niveau» gesenkt, heisst es.
Detailhandelsexperte schätzt ein
Doch ist das überhaupt realistisch und wird die Migros in Zukunft zum neuen Discounter? blue News spricht mit einem Detailhandelsexperten.
«In letzter Zeit fuhr Lidl und Aldi eine grosse Vergünstigungskampagne. Ich kann mir vorstellen, dass unter anderem das der Grund ist für die grosse Preisreduktion bei der Migros.» Eine ähnliche Entwicklung könne man zum Beispiel bei Coop beobachten.
Der Experte sagt: «Aldi hat sehr attraktive Weinpreise und das Sortiment ist in den letzten Jahren gewachsen. Coop macht nun seit einiger Zeit immer öfter Aktionspreise auf das ganze Weinsortiment.» Das sei früher nicht so gewesen. Ähnlich könnte es jetzt bei der Migros aussehen. Fairerweise müsse man sagen, dass Aldi und Lidl ihre Sache gut machen. Das erhöhe aber den Druck auf Migros und Coop.
Eigenmarken der Migros ist ein wichtiger Bestandteil der Neuorientierung
Die Migros kriselt. Das ist kein Geheimnis. Abgesehen vom Stellenabbau und dem Verkauf der Fachmärkte, setzt nun die Migros auf Eigenprodukte. Der Detailhandelsexperte sagt: «Für die Migros sind die Eigenprodukte sehr wichtig und Teil ihres Images. Dass die Migros nun auf Eigenmarken setzt, ist gut.» Denn am Ende sei genau das ihr Schlüssel zum Erfolg gewesen.
Im Migros-Universum findet sich aber schon ein Discounter: Denner. Sticht jetzt die Migros durch die tiefen Preise den hauseigenen Discounter aus? Der Experte verneint: «Es ist klar, dass Denner auf Alkohol und Tabak setzt, da die Migros diese Ware nicht verkauft.» Die Migros könne also in Ruhe auf Eigenprodukte setzten, während Denner Markenprodukte, Alkohol und Tabak verkauft.
Was ein weiterer Vorteil der Eigenmarken sein kann, ist: «An vielen Orten in der Schweiz gibt es nicht nur eine Migros-Filiale, sondern oft gleich einen Aldi, einen Lidl oder einen Coop in der Nähe. Durch die Eigenmarken kann sich die Migros von der Konkurrenz abheben.»
Jetzt muss die Migros verhandeln – falls sie es nicht schon getan hat
Doch wie kann die Migros die Preise senken, wenn die Produktionskosten und die Einkaufsmargen gleich bleiben? Der Experte hat eine Vermutung. «Ich glaube, die Migros macht jetzt mächtig Druck auf die Produzenten.»
Wenn ein Detailhändler Preise senken wolle, müsse sich unbedingt etwas bei den Produktionspreisen verändern. Sonst rentiere das Konzept nicht. Die Migros wird oder hat schon hart verhandeln müssen.