KlimaschutzKosten Benzin und Diesel bald 50 Rappen mehr?
tjb
19.9.2019
Das Parlament diskutiert, wie sich das Klima schützen lässt. Am meisten interessiert dabei, wie viel teurer das Autofahren oder Fliegen werden soll – die Grünen verlangen einen Aufschlag, der viele schmerzen dürfte.
Jeder Liter Benzin 50 Rappen teurer? 120 Franken Zuschlag auf Flugreisen? Am Montag wird sich zeigen, wie viel der Klimawandel – genauer: der Kampf dagegen – die Bevölkerung der Schweiz kosten könnte. Dann nimmt der Ständerat einen neuen Anlauf für ein CO2-Gesetz. Ein erster ist Ende 2018 im Nationalrat gescheitert, da die Vorlage erst verwässert und schliesslich abgelehnt wurde.
Autofahren soll teurer werden
Um den Ständerätinnen und Ständeräten die Dringlichkeit des Themas vor Augen zu führen, wird am Sonntag der Pizolgletscher beerdigt – er ist der erste Eispanzer, der in der Schweiz den gestiegenen Temperaturen zum Opfer gefallen ist.
Die Räte müssen sich nun mit der Frage beschäftigen, welche Massnahmen in der Schweiz ergriffen werden sollen und was diese kosten. Die Vorlage schlägt zehn bis maximal zwölf Rappen Aufpreis zugunsten des Klimas vor. Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli ist das zu wenig. Darum ist er in der «Rundschau» von SRF vorgeprescht und fordert, dass jeder Liter Benzin und Diesel 40 bis 50 Rappen teurer wird.
Die Abgabe solle mindestens zu Teilen als Lenkungsabgabe ausgestaltet werden, sagt Glättli. Das heisst, dass ein Teil der Mehreinnahmen über verbilligte Krankenkassenprämien an die Bevölkerung zurückfliessen würde. Wer weniger verbraucht, profitiert also letztlich von der Regelung.
Der Zürcher Grünen-Nationalrat rechnet vor, dass das Autofahren trotzdem nicht teurer werde: Neu zugelassene Autos dürfen künftig von Gesetzes wegen deutlich weniger CO2 ausstossen als bisher. Das bedeutet, dass sie auch beim Verbrauch sparsamer sein werden, womit die Benzinkosten ebenfalls sinken. Verzichte man auf einen höheren Benzinpreis, werde das Autofahren sonst sogar günstiger, was nicht das Ziel sein dürfe.
Flugreisen vermeiden
Neben teureren Treibstoffen steht auch die Abgabe auf Flugtickets zur Debatte – sie war im Nationalrat im Winter noch chancenlos. Zur Debatte steht ein Aufpreis von 30 bis 120 Franken pro Ticket – je nach Distanz und Buchungsklasse. Auch hier will Glättli deutlich höhere Aufpreise: Die Untergrenze müsste bei 60 Franken liegen, und auch die maximale Abgabe müsse deutlich angehoben werden – nur dann sorge die Abgabe dafür, dass die Leute auf vermeidbare Flüge verzichteten.
Von diesen Plänen nichts wissen will allen voran die SVP. Sie warnt in ihrem «Extrablatt», das sie an alle Schweizer Haushalte verteilen liess, vor den hohen Kosten, die die geplanten Abgaben auslösen würden. Dabei stütze sich die Partei allerdings auf unvollständige Rechnungen, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Denn die Partei lasse aussen vor, dass die erhobenen Lenkungsabgaben ja eben wieder an die Bevölkerung zurückfliessen.
Im Ständerat dürften Verschärfungen fürs Klima am Montag gute Chancen haben, sofern der Rat seiner vorberatenden Kommission folgt. Inzwischen hat ja auch die FDP ihre eigene Klimawende vollbracht – bisher zumindest auf dem Papier.
Immer wieder gehen in der Schweiz und auf der ganzen Welt tausende Schüler und Schülerinnen für das Klima auf die Strasse. Aber was passiert da überhaupt mit unserem Klima? Wissen Sie Bescheid?
Bild: Keystone
In Europa gab es bis vor rund 250 Jahren noch eine kleine Eiszeit. Das Klima hat sich also immer schon gewandelt. Wo liegt das Problem?
Bild: Keystone
Menschgemachter Klimawandel ist ein Problem, weil er viel schneller passiert als der natürliche. Die Natur kann sich nicht so schnell anpassen. Deswegen kommt es zu immer extremeren Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Stürmen oder Erdrutschen, wie 2017 in Bondo im Tessin.
Bild: Keystone
Erdöl kommt ja auch aus der Natur. Warum ist es so schädlich für das Klima?
Bild: iStock
Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Stein- und Braunkohle sowie Erdgas werden unnatürlich grosse Mengen CO2 ausgestossen. Zum Vergleich: Alle Vulkane auf der Welt stossen jährlich etwa 200 Millionen Tonnen CO2 aus, während unsere Automobil- und Industrieaktivitäten jedes Jahr weltweit rund 24 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen verursachen.
Bild: Keystone
Und weshalb ist CO2 so gefährlich für das Klima?
Bild: iStock
In sehr kleinen Mengen produziert jeder Mensch CO2, wenn er ausatmet. Das Problem ist die Menge. Weil CO2 Wärme speichert, gilt also: Je mehr CO2 in der Atmosphäre, desto wärmer wird es auf der Erde. Solche Gase nennt man auch Treibhausgase.
Bild: Keystone
Was genau ist der Treibhaus-Effekt?
Bild: iStock
Wie die Glasfassade beim Treibhaus lässt die Atmosphäre Sonnenstrahlen hinein, die dann in Wärme umgewandelt werden. Ohne diesen Effekt wäre es -18°C kalt auf der Erde. Prinzipiell braucht es den Treibhauseffekt also. Durch das viele CO2 in der Luft wird dieser Effekt aber zusätzlich verstärkt und es wird zu warm.
Bild: Keystone
Kann CO2 auch wieder aus der Luft herausgefiltert werden?
Bild: Keystone
Ja. Das Edelgas ist die «Nahrung» der Bäume. Diese nehmen CO2 auf und wandeln es in Sauerstoff um (Photosynthese). Heute wird aber viel mehr CO2 produziert, als die Bäume der Welt wieder abbauen können. Zudem werden auch immer mehr Wälder abgeholzt.
Bild: iStock
Welche anderen wichtigen klimaschädlichen Gase gibt es neben CO2 noch?
Bild: Keystone
Zum Beispiel Methan (CH4). Es speichert 25 Mal mehr Wärme als CO2 und ist deshalb auch noch gefährlicher. Methan entsteht in grossen Mengen in der Fleischproduktion, nämlich durch die Verdauung der Kühe. Weiter ist Lachgas (N2O) problematisch. Es entsteht in überdüngten Feldern wenn der Stickstoffdünger nicht richtig von den Pflanzen abgebaut wird. Lachgas ist sogar 250 Mal stärker als CO2 in seiner Treibhausgaswirkung!
Bild: iStock
Wieviel wärmer ist es schon geworden durch uns Menschen in den letzten 100 Jahren?
Bild: iStock
Weltweit ist es durchschnittlich bereits 0.9°C wärmer geworden. In der Schweiz sogar ganze 1.4°C. Das ist so warm, dass wir unsere Gletscher mit Vlies abdecken müssen, damit sie etwas weniger schnell dahinschmelzen.
Flughafen Zürich: So kämpfen Flugzeuge gegen Windböen
10.01.2025
Bötschi im Schattenloch: Vier Monate ohne Sonne – wie schaffen die Bristener das?
In Bristen UR geht im Winter die Sonne während vier Monaten nicht auf. Wie fühlt sich das Leben in einem Schattenloch an? blue News besuchte das 500-Seelen-Dorf und erfuhr: Wo Schatten ist, gibt es auch Licht.
11.01.2024
Polizei zeigt Gnade: Zürcher entkommt Busse trotz Lichterkette auf seinem Velo
Matias Glarner fährt mit seinem beleuchteten Velo durch die Stadt Zürich. Ein Polizist hält ihn auf und erklärt ihm, dass das nicht erlaubt sei. Für dieses Mal drückt der Polizist aber ein Auge zu.
31.12.2024
Flughafen Zürich: So kämpfen Flugzeuge gegen Windböen
Bötschi im Schattenloch: Vier Monate ohne Sonne – wie schaffen die Bristener das?
Polizei zeigt Gnade: Zürcher entkommt Busse trotz Lichterkette auf seinem Velo