Fliegen in Corona-Zeiten Impfpflicht bei der Swiss? Das ist der aktuelle Stand

twei

28.12.2020

Mit dem Impfstart gegen das Coronavirus stellt sich bei Airlines wie der Swiss die Frage, ob bereits geimpften Personen Privilegien im Flugverkehr zustehen. (Archivbild)
Mit dem Impfstart gegen das Coronavirus stellt sich bei Airlines wie der Swiss die Frage, ob bereits geimpften Personen Privilegien im Flugverkehr zustehen. (Archivbild)
Bild: Keystone

Sind Flugreisen in die Ferien bald nur noch mit Impfausweis möglich? Fragen wie diese drängen sich mit dem Start der Corona-Impfkampagne auf. Die Devise bei der Swiss und der Lufthansa ist klar.

Endlich ist der lange ersehnte Hoffnungsbote im Kampf gegen das Coronavirus da: Am vergangenen Mittwoch wurde in einem Luzerner Pflegeheim die erste Schweizerin gegen das Coronavirus geimpft. In den weiteren Kantonen soll der Startschuss zur grössten nationalen Impfkampagne der Geschichte bis Anfang Januar fallen. Eines ist trotzdem klar: Der Weg zur Herdenimmunität ist weit.

Ungeklärt ist auch noch die Frage, ob auf Personen, denen der Impfstoff bereits verabreicht wurde, Lockerungen der strengen Corona-Massnahmen warten. Bei manchen Unternehmen, etwa der australischen Airline Qantas, debattierte man offen über eine Impflicht für Flugreisende, nachgewiesen durch einen Impfausweis.



Hierzulande hat der Bundesrat eine Impfpflicht zwar ausgeschlossen, aber: Beschliessen genügend Unternehmen Einschränkungen für Nicht-Geimpfte, droht eine Impflicht durch die Hintertür.

Verantwortung liegt bei der Politik

Dürfen Schweizer künftig also nur noch bei Vorlage eines Impfausweises in die Ferien fliegen? Davon ist aktuell nicht auszugehen. In einem Interview mit der deutschen Zeitung «Welt am Sonntag» erteilte Lufthansa-Chef Carsten Spohr derlei Spekulationen eine Abfuhr.



Daran dürfte man sich auch bei der Schweizer Tochtergesellschaft Swiss orientieren. Schon Mitte Dezember hatte sich Swiss-Boss Thomas Klühr, der Ende des Jahres seinen Hut nimmt, im «SRF» zu dem kontrovers diskutierten Thema geäussert und betont: «Es ist nicht die Aufgabe von Airlines, Impfpflichten zu verlangen. Es ist Aufgabe der nationalen Behörden, hier Klarheit zu schaffen.» Zwar würden «standardisierte, global organisierte Impfnachweise helfen», dies sei aber Sache der Politik, so Klühr.

Offen ist hingegen noch, inwiefern das Flugpersonal und Piloten von einer möglichen Impflicht, wie sie bereits für Gelbfieber gilt, betroffen sind. Gegenüber «20min» machte jedoch bereits ein Pilot seinem Unmut über ein mögliches Impfobligatorium Luft. «Falls es zu einem Obligatorium kommen würde, werde ich versuchen, dagegen rechtlich vorzugehen», kündigte der Mann an.

«Test statt Quarantäne»

Lufhansa-Boss Carsten Spohr plädierte derweil für obligatorische Corona-Schnelltests für Flugreisende und drückte seinen Wunsch nach einer einheitlichen Regelung für den weltweiten Flugverkehr aus – gemäss dem Motto «Test statt Quarantäne».

Im Anschluss an die obligatorischen Tests sieht der Lufthansa-Chef perspektivisch zwei weitere Phasen: Zunächst wolle man den Passagieren die Wahl zwischen Test und Impfnachweis gewähren. Ausserdem erklärte Spohr: «Schließlich erreichen wir dann irgendwann hoffentlich eine ausreichende Immunität der Weltbevölkerung. Dies würde dann auch das Impfzertifikat überflüssig machen.»

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08.09.2020

Mögliche Kollisionen mit dem Datenschutz

Ohnehin ist eine Impfausweispflicht – egal ob in Flugzeugen oder etwa in Restaurants – datenschutzrechtlich ein heikles Terrain. In einem Interview mit «Blick» äusserte der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte (Edöb) Adrian Lobsiger deutliche Kritik an Überlegungen aus der Privatwirtschaft über ein Impfobligatorium.

«Seuchenbekämpfung ist Aufgabe des Staates und nicht von Privaten», betonte der 61-Jährige. «Wenn der Gesetzgeber sagt, es kommt niemand in ein Flugzeug oder in ein Restaurant ohne Impfausweis, dann ist das ein politischer Entscheid.» Bei Gastronomen, die Gästen ohne Vorweis einer Corona-Impfung den Zutritt verweigern, sieht Lobsiger überdies einen Verstoss gegen das Datenschutzgesetz: «Die Bürger dürfen nicht einer Beschaffung und Bearbeitung von Gesundheitsdaten durch andere Bürger ausgesetzt werden.»

Adrian Lobsiger, Eidgenoessischer Datenschutz-und Oeffentlichkeitsbeauftragter, kritisierte in einem Interview ein mögliches Impfobligatorium in der Privatwirtschaft.
Adrian Lobsiger, Eidgenoessischer Datenschutz-und Oeffentlichkeitsbeauftragter, kritisierte in einem Interview ein mögliches Impfobligatorium in der Privatwirtschaft.
Bild: Keystone/Peter Schneider

Deshalb sei es laut des Datenschutzbeauftragten nun am Bund, zügig Regelungen über den Umgang privater Unternehmen mit Impf- und Testdaten zu etablieren. Ansonsten befürchtet der Experte «heillose» Diskussionen. Auch in Zusammenhang mit potenziellen Erleichterungen für bereits Geimpfte sieht Lobsiger Konfliktpotenzial, wie er erklärte: «Was, wenn jemand kein Smartphone oder keine App mit Gesundheitsdaten vorweisen will? Gibt es Alternativen?» Derlei Diskriminierung sei eine ernstzunehmende Gefahr.

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